Es gibt Wichtigeres als Fussball

Per Helikopter hat Alex Frei am Montagabend Knall auf Fall das Trainingslager des FC Basel Tegernsee verlassen, um in Basel seiner Frau bei der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes beizustehen.

In Windesweile zurück nach Basel: Alex Frei, der Vaterfreuden entgegen sieht. (Bild: Hans-Jürgen Siegert)

Per Helikopter hat Alex Frei am Montagabend Knall auf Fall das Trainingslager des FC Basel Tegernsee verlassen, um in Basel seiner Frau bei der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes beizustehen.

Die Nachricht erreichte ihn am Montag im Nachmittagstraining, und eine gewisse, sehr nachvollziehbare Nervosität ergriff den ansonsten doch so coolen Topscorer des FC Basel: Alex Freis Frau steht kurz vor der Niederkunft des ersten Kindes. Das war den Eltern klar und auch den Verantwortlichen des FC Basel, als die Mannschaft vor einer Woche ihr Vorbereitungsquartier in Rottach-Egern (Bayern) aufschlug.

Und deshalb war auch rasch Abhilfe geschaffen: Mit der logistischen Unterstützung des Personals im Teamhotel Egerner Höfe wurde ein Helikopter organisiert. Um 18 Uhr verliess Frei die noble Herberge, wurde von FCB-Sprecher und Geburtshelfer Josef Zindel, der ähnlich unruhig wirkte, in sein Auto geladen und die 14 Kilometer bis nach Gmund chauffiert, von wo Frei in Windesweile zurück in die Schweiz spediert wurde. Die Abreise erfolgte natürlich nicht ohne ein grosses Hallo, ein paar Sprüchen und den besten Wünschen der Teamkollegen vom Balkon eines Nebentraktes, den der FCB für sich reserviert hat.

Es ist eine Tochter
Der Aufwand hat sich gelohnt: Rechtzeitig ist Alex Frei am Montagabend in Basel angekommen, um um 1.03 Uhr in der Nacht auf Dienstag im Bruderholz-Spital bei der Geburt seiner Tochter Lia dabei zu sein. Mutter Nina und der Säugling sind wohlauf, und über den FCB lässt Alex Frei ausrichten: «Unserer kleinen Familie geht es wunderbar.» Wann Frei wieder zur Mannschaft stösst, überlässt der Club dem Spieler.

FCB im zweiten Test gegen Unterhaching

Alex Frei wird dem FC Basel also fehlen im zweiten Testspiel heute Dienstagabend (18.30 Uhr). Aus Gründen, die manchmal wichtiger sein können, als der Fussball. Was den anbelangt, ist Heiko Vogel «in allen Belangen durchwegs» angetan, was sich in den ersten sechs Tagen des Trainingslagers abgespielt hat. «Die Mannschaft ist fokussiert und arbeitet sehr akribisch, so, wie es ihrem Naturell entspricht», sagt der Cheftrainer.

Beim zweiten Testspiel in Warngau, unweit des Tegernsees gelegen und Wohnort von Heiko Vogels Familie, trifft der FCB auf die Spielvereinigung Unterhaching. Die Münchner schafften vergangene Saison den Klassenerhalt in der dritthöchsten Liga Deutschlands, unter anderem mit Michael Vitzthum, dem Stiefsohn von Heiko Vogel, mit dem es allerdings kein Aufeinandertreffen gibt, weil er zum VfB Stuttgart wechselt.

Auch Salah fehlt

Ebenfalls fehlen wird in Warngau Mohamed Salah. Der vielversprechende Neuzugang aus Kairo reist Dienstagmittag zur ägyptischen Nationalmannschaft, die am Samstag in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, versucht, in der Qualifikation zum Afrika Cup 2013 eine 2:3-Heimniederlage wettzumachen. Salah soll am 2. Juli wieder in Basel zurück sein. Bald danach wird ihn Hany Ramzy, der Trainer der ägyptischen Olympiaauswahl, beanspruchen, wobei offenbar noch nicht das allerletzte Wort über eine Olympia-Teilnahme (25. Juli bis 11. August) Salahs gesprochen ist.

Nicht einsatzbereit beim FCB sind daneben der 19-jährige Darko Jevtic, der nach zwei Schulteroperationen den Anschluss sucht, sowie Linksverteidiger Kay Voser, der erneut ausfällt, diesmal mit einer Bänderverletzung, nachdem der 25-Jährige vor einem Jahr von GC gekommen war und es aus Verletzungsgründen nur auf vier Einsätze in der Super League brachte. Der Trainer bedauert den erneuten Ausfall: «Er wirkte fit und agil. Ich habe Respekt davor, wie er nun wieder mentale Kräfte freisetzt, um auch diesen Rückschlag zu überwinden und spreche ihm Mut zu.»

Das Warten auf Diaz und Sauro

Weiter gedulden muss der Trainer sich, was die beiden südamerikanischen Neuzugänge anbelangt. Der bereits vom FCB kommunizierte Wechsel von Marcelo Diaz verzögert sich, weil Universidad de Chile in den Halbfinals der Apertura, der Frühjahrsmeisterschaft, gegen den Erzrivalen Colo-Colo nach einem 0:2 im Hinspiel die zweite Partie mit 3:0 gewann. Die Finalspiele gegen den Club Deportivo O’Higgins sind auf Donnerstag dieser Woche sowie sieben Tage später terminert.

Weil der FCB dem zentralen Mittelfeldspielerakteur anschliessend ein paar Tage Erholung gönnen will, ist mit der Ankunft von Diaz (Vogel: «Ein Spieler, auf den ich mich sehr freue») erst unmittelbar vor Meisterschaftsbeginn am 14. Juli bei Servette Genf zu rechnen.

Ähnlich sieht es mit Gastón Sauro aus, dem Innenverteidiger, dessen Wechsel vom FCB noch nicht offiziell verkündet werden konnte. Der Argentinier tanzt mit den Boca Juniors noch auf mehreren Hochzeiten, unter anderem in den Finals der Copa Libertadores (27. Juni und 4. Juli gegen die Corinthians). In der Meisterschaft verlor Boca zuletzt 1:3, wobei Sauro für den Ehrentreffer sorgte.

Beobachter in Tallinn

Unmittelbar nach der Auslosung der Champions-League-Qualifikation hat der FC Basel einen Späher nach Estland geschickt. Der FC Flora Tallinn bestreitet an diesem Dienstag eines von drei Spielen, bevor es gegen den Schweizer Meister geht. Am 19. Spieltag der Meistriliiga empfangen die drittplatziert Hautstädter den Vorletzten Viljandi. Bei allem Respekt vor dem estnischen Meister hält es FCB-Trainer Heiko Vogel wie immer pragmatisch: «Mich interessiert vor allem Servette Genf.» Gegen das tritt der FCB am Wochenende zuvor zum Saisonstart an.

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