Es ist Erntezeit

Der Cupfinal vom Pfingstmontag (16.00 Uhr) ist der Auftakt der Woche der Entscheidung für den FC Basel und die Grasshoppers: Die beiden dominierenden Mannschaften dieser Saison machen die Titelträger untereinander aus.

ARCHIVE --- AM PFINGSTMONTAG TREFFEN DER FC BASEL UND DIE GRASSHOPPERS ZUM 5. MAL IN EINEM CUPFINAL DES SCHWEIZER CUPS AUFEINANDER. AUS DEN FRUEHEREN CUPFINALS DER BEIDEN TEAMS MITEINANDER DER JAHRE 1933, 1942, 1963 UND 2002 STELLEN WIR IHNEN DIESES ARCHI (Bild: Keystone/MARKUS STUECKLIN)

Der Cupfinal vom Pfingstmontag (16.00 Uhr) ist der Auftakt der Woche der Entscheidung für den FC Basel und die Grasshoppers: Die beiden dominierenden Mannschaften dieser Saison machen die Titelträger untereinander aus.

Sieben Monate ist es her, seit der FC Basel eine Notbremsung ausgelöst und den Trainer ausgetauscht hat. Sieben Monate sind seither vergangen, in denen sich die Hoffnungen, die die FCB-Verantwortlichen in diesen Wechsel gesetzt haben, erfüllten, auf europäischer Ebene sogar weit über den Erwartungen.

Nach dem Double 2011/12 unter Heiko Vogel steht die Mannschaft von Murat Yakin nun erneut davor, beide Titel zu gewinnen. Und das innert sechs Tagen gegen den gleichen Kontrahenten. Erst heute im Cupfinal von Bern (16.00 Uhr), dann am Sonntag (16.15) im Letzigrund in der drittletzten Runde der Meisterschaft.

Es ist Erntezeit, und Murat Yakin sagt: «Wir haben hart geschafft, um am Ende etwas in Händen zu halten – und den Fans etwas zurückzugeben.» Seit Wochen ist es das Mantra des FCB-Trainers, dass noch nichts gewonnen sei. Das hat er während des Höhenflugs in der Europa League immer wieder gesagt, daran hat er nach jeder Cup-Runde und nach jedem eingefahrenen Punkt in der Super League gemahnt.

Die leeren und die vollen Hände

Aus Basler Sicht ist eines unvorstellbar: Nach dieser Saison mit leeren Händen dazustehen. In der Liga hat die Mannschaft drei Matchbälle. Nutzt sie den ersten im Direktduell mit GC, ist sie zum vierten Mal in Folge Meister. Die Prognose ist wahrscheinlich nicht zu gewagt: Entscheidet sie an diesem Pfingstmontag den 88. Final im Schweizer Cup für sich, wird die Mannschaft auch sechs Tage später nicht zu halten sein.

Umgekehrt würde ein Triumph im Cup den Grasshoppers Flügel verleihen, mit denen sie den Baslern auch in der Meisterschaft noch einmal den Erfolg schwer machen könnten. «Es sind zwei wichtige und schöne Aufgaben», sagt Murat Yakin, und: «Es sind die beiden besten Mannschaften, die aufeinandertreffen.»

Bei Licht betrachtet, spricht alles für den FC Basel. GC-Präsident André Dosé sagt im Interview mit der TagesWoche zwar, dass die GC-Spieler hungriger auf Titel seien, er räumt aber im gleichen Atemzug ein, dass der FC Basel die grössere Routine in entscheidenden Spielen besitzt. Der letzte Titel liegt zehn Jahre zurück (Meisterschaft 2003), der letzte Cupfinal ging 2004 gegen Wil verloren und letztmals Cupsieger war der Rekordhalter in dieser Disziplin vor 19 Jahren.

Der FCB seit 2002: Sechs Finals, sechs Siege

Der FCB dagegen hat in den letzten elf Jahren sechs Mal den Cupfinal erreicht – und ihn Sion-artig auch sechs Mal für sich entscheiden. Das letzte Mal vor Jahresfrist mit Murat Yakin als Trainer des FC Luzern auf der Gegenseite. Und beim letzten Mal, als der FCB 2002 auf die Grasshoppers in einem Endspiel stiess, entschied der ehemalige GC-Spieler Murat Yakin die Partie in der Verlängerung mit einem Penaltytor.

«Das ist eine schöne Erinnerung, vor allem an die Euphorie, die damals in Basel geherrscht hat, weil wir nach 20 Jahren wieder einen Titel nach Basel holen konnten, und dann sogar gleich das Double», sagt Yakin, der nun den siebten Cupfinal seiner Karriere bestreitet (vier Siege), den zweiten davon als Trainer.

Yakin steht vor erstem Titel als Trainer

Es wäre – vom fortgesetzten Monolog des FCB im Schweizer abgesehen – für Murat Yakin der erste Markstein seiner Trainerlaufbahn. Und er wird mehr wollen, nämlich auch noch den Meistertitel.

Davor sieht das Drehbuch dieser Saison die 90 oder 120 Minuten oder auch noch ein Elfmeterschiessen im Stade de Suisse vor. Philipp Degen, der als 19-jähriger Jungprofi beim Final von 2002 nicht im Aufgebot von Trainer Christian Gross stand, sieht die Ausgangslage nüchtern: «GC hat nach einer überragenden Saison nichts zu verlieren. Wir dagegen haben immer etwas zu verlieren, vom ersten Saisonspiel an.»

Und der heute 30-Jährige wird noch grundsätzlicher: «Wir müssen Titel holen, das ist der Anspruch des FC Basel. Dafür werden wir Spieler bezahlt. Auch dafür, dass wir diesem Erwartungsdruck standhalten. Wir haben genügend erfahrene Spieler, und wir brennen auf diesen Cupfinal.»

FCB: Ohne Salah, mit Park

So über Nacht keine unvorhergesehenen Dinge passieren, wird die Startelf des FC Basel wohl keine Überraschungen bieten – wobei man bei Murat  Yakin nie so genau weiss. Der FCB-Trainer hat lediglich den gesperrten Mohamed Salaha nicht zur Verfügung und kann aus dem Vollen schöpfen. Als Linksverteidiger kann man von Joo Ho Park ausgehen, rechts wird wohl Philipp Degen beginnen. Salah wird wahrscheinlich so ersetzt, wie das auch schon im Viertelfinal in Thun geschah – mit Marcelo Diaz als verkapptem Flügelspieler.

Bei GC ist auch ein Spieler gesperrt: Der vom FCB ausgeliehene Taulant Xhaka.

Für den SFV könnte das Endspiel eine kleine Enttäuschung sein: Nur 24’000 Tickets waren am Samstag für das Stade de Suisse abgesetzt. Während die Grasshoppers ihr Kontingent von knapp 11’000 ausgeschöpft haben, hat der FCB nur eine kleine Menge für den Absatz über seine eigenen Kanäle bestellt – rund 2500 Karten. Dies als Reaktion auf die schlechten Erfahrungen des Vorjahres, als der Club auf einigen Tausend Karten sitzen blieb und den Verlust selbst tragen musste. (cok)

88. Final im Schweizer Cup

FC Basel-Grasshoppers
Pfingstmontag, 21. Mai, 16.00 Uhr
Bern, Stade de Suisse. – SR Studer.

Mögliche Aufstellungen
FCB: Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Park; F. Frei; Diaz, Serey Die, Elneny, Stocker; Streller.
GC: Bürki; Lang, Vilotic, Grichting, Bauer; Salatic; Hajrovic, Abrashi, Gashi, Zuber; Ngamukol.

Bemerkungen: GC ohne T. Xhaka (gesperrt); FCB ohne Salah (gesperrt). – Für Rekordsieger GC ist es die 32. Finalteilnahme (18 Siege), für den FCB das 18. Endspiel (11 Siege).

* Wiederholungsspiel | ** Forfait
Die Cupfinals des FC Basel
1933 FC BASEL–Grasshoppers 4:3
1942 Grasshoppers–FC Basel 3:2, 1:1*
1944 Lausanne Sports–FC Basel 3:0
1947 FC BASEL–Lausanne Sports 3:0
1963 FC BASEL–Grasshoppers 2:0
1967 FC BASEL–Lausanne Sports 3:0**
1970 FC Zürich–FC Basel 4:1 n.V.
1972 FC Zürich–FC Basel 1:0
1973 FC Zürich–FC Basel 2:0 n.V.
1975 FC BASEL–FC Winterthur 2:1 n.V.
1982 FC Sion–FC Basel 1:0
2002 FC BASEL–Grasshoppers 2:1 n.V.
2003 FC BASEL–Neuchâtel Xamax 6:0
2007 FC BASEL–FC Luzern 1:0
2008 FC BASEL–AC Bellinzona 4:1
2010 FC BASEL–Lausanne-Sport 6:0
2012 FC BASEL–FC Luzern 1:1 n.V., 4:2 i.P.
2013 FC Basel–Grasshoppers  

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