Wäre mit einem gesunden Beat Feuz alles ein wenig anders gekommen? Wie auch immer: Gerade 26 Jahre alt geworden, hat er an der WM in Schladming mitgelitten mit dem völlig abgeschmierten Schweizer Männerteam, dessen Aushängeschild er letzten Winter noch war. Seine Rückkehr kann der rekonvaleszente Feuz noch überhaupt nicht abschätzen.
Brüche an beiden Fersen. Kreuzbandriss. Korbhenkelriss am Meniskus. Knochenabriss im Knie. Knorpel- und Meniskusschaden – die Krankengeschichte von Beat Feuz reicht für ein ganzes Ski-Team. Eigentlich ein medizinisches Wunder, dass dieser Schweizer Dauerpatient im vergangenen Winter bis zum letzten Rennen mit Marcel Hirscher um die grosse Kristallkugel kämpfen konnte.
Mit Startnummer 21 wird Markus Vogel heute (10.00/13.30 Uhr) in den Slalom der Männer in Schladming gehen, der die 42. Weltmeisterschaften abschliesst. Die Titelkämpfe enden für die Schweiz mit der Ernüchterung, die erwartet worden war. Lara Guts Silber im Super G blieb die einzige Medaille. Echte Hoffnungen begleiten auch Vogel nicht, der im Slalom-Weltcup auf Platz 23 figuriert. Die weiteren Schweizer Starter: Marc Gini (Nummer 28), Ramon Zenhäusern (40) und Reto Schmidiger (45). (cok)
«Ich bin Schmerzen gewöhnt», sagt Beat Feuz, der gerade seinen härtesten Comebackversuch unternimmt. Wegen einer hartnäckigen Entzündung im Knie hatte ihm im Herbst sogar eine Amputation gedroht. Nun macht der 26-Jährige wieder erste Schritte vorwärts.
Feuz lebt zur Zeit in Tirol bei seiner Freundin Kathrin Triendl, einer ehemaligen Rennläuferin. Seine Therapie absolviert er in Innsbruck beim renommierten Physiotherapeuten Reinhard Huber, der schon etlichen Sportstars nach ihren Verletzungen wieder auf die Beine geholfen hat.
Beat Feuz, die wichtigste Frage zuerst: Wie stets um Ihre Genesung?
Mir geht’s besser, aber es ist sicher noch ein weiter Weg auf die Skipiste. Das Knie schmerzt bei gewissen Belastungen immer noch ein wenig. Im Alltag ist es eigentlich okay, aber sobald ich trainiere, dann schwillt alles wieder an. Aber das ist normal, sagen die Ärzte, nichts Aussergewöhnliches. Das braucht einfach Zeit und Geduld.
Geduld ist eine Eigenschaft, die Sportlern normalerweise sehr schwer fällt.
Das ist grundsätzlich immer schwierig, wenn du als Sportler keine Rennen fahren kannst und nicht aktiv sein kannst: Wobei: Mir fällt es im Moment gar nicht mehr so schwer, weil jetzt geht im Gegensatz zum Herbst zumindest schon wieder etwas vorwärts. Ich kann zum Beispiel ins Fitnessstudio, ich kann Radfahren, ich kann wieder Krafttraining machen, zumindest ein ganz leichtes. So gesehen geht’s mir schon deutlich besser als im Herbst.
Wie haben Sie die Herbstmonate erlebt, oder soll man sagen: überstanden?
Es waren sicher zwei, drei Monate, in denen ich überhaupt nichts machen konnte. Und das war eine harte Zeit.
«Es ist ja immer noch nicht durch bei mir wie es weiter geht.»
Haben Sie Sich die Sinnfrage gestellt?
Natürlich. Im Kopf war ich schon immer der Meinung: ‚Hey, ich will zurück.‘ Nur ob es mein Körper zulässt, das ist eine andere Sache. Ich gebe es auch ganz offen zu: Manchmal habe ich schon daran gezweifelt, ob mein Körper überhaupt noch mitspielt. Ich kannte ja meine Krankengeschichte: Und da habe ich lange nicht gewusst, ob ich überhaupt je wieder richtig laufen können würde. Deshalb waren auch meine Zweifel gross, ob das Knie das durchhält.
Wird Ihr Knie Ihnen je wieder eine Karriere als Spitzensportler erlauben?
Der Sport ist sicher noch ein Ziel, aber eines, das noch relativ weit weg ist. In erster Linie geht es mir jetzt darum, richtig fit zu werden und wieder Kraft zu bekommen. Und erst dann schauen wir weiter: Wie es mit Skifahren funktioniert, ob ich dort Probleme habe, oder nicht.
Haben Sie Sich denn je Gedanken über das Karriereende gemacht?
Natürlich muss man sich in meiner Situation darüber Gedanken machen. Das habe ich gemacht, und es ist ja immer noch nicht durch bei mir wie es weiter geht. Wenn es im Herbst mit dem Skifahren nicht klappen sollte, werde ich sicher noch kämpfen und versuchen, etwas zu ändern, aber wenn es schlussendlich nicht gehen sollte, dann werde ich aufhören müssen.
Gäbe es denn einen Plan B?
Zur Zeit nicht. Ich habe immer noch Plan A im Kopf, und das ist Skifahren.
«Ich würde gerne sehen, dass die Teamkollegen schneller fahren.»
Sie sind in Schladming ein gern gesehener und umjubelter Zaungast. Wie leicht oder schwer fällt Ihnen das Zuschauen?
Es ist gar nicht einmal so schlimm. So ist es jedenfalls bestimmt einfacher, als wenn man die gesamte Saison mitgefahren wäre und man hätte sich sportlich nicht für die WM qualifiziert. Das wäre sicher schwieriger. Aber ich habe diesen Winter ja eigentlich schon vor der Saison komplett abgeschrieben. Natürlich nervt es ein wenig, hier zu sein und nicht fahren zu können. Vor allem weil mir diese Strecke liegen würde, aber so ist es nun einmal.
Wie sehr leiden Sie mit Ihren Schweizer Kollegen?
Das ist sicher nicht schön. Ich würde gerne sehen, dass sie schneller fahren. Da leide ich schon mit, weil sie ja immer noch meine Teamkollegen sind.