Der 30. Basler Stadtlauf zieht so viele Läuferinnen und Läufer an, dass es auf der Strecke fast zum Stau kommt. In den Eliterennen setzen sich die Vorjahressieger durch.
Es sind Zahlen, die eines Jubiläumslaufs würdig sind: 9552 Läuferinnen und Läufer sind an der 30. Ausgabe des Basler Stadtlaufs gestartet. Gut 500 mehr als bei der bisherigen Höchstmarke aus dem Jahr 2009 (9009). Und die Zahl jener, die am Ende auch wirklich klassiert wurden, also den angefangenen Lauf auch beendeten, stieg gar um fast 700 auf 8657.
Doch was für die Veranstalter erst einmal Grund zur Freude ist, wirft auch Fragen auf: Einzelne Startfelder haben ihre maximale Grösse erreicht. Durch die hohe Zahl an Läufern sind die Schnellsten ihrer Kategorie beim Überrunden zu richtigen Slalomläufen gezwungen. Zeitweise kam es fast zum Stau auf der Strecke.
Der Basler Stadtlauf ist an seine Grenzen gestossen. Und das Problem wird nicht so einfach zu lösen sein: Weil die Strecke durch die Innerstadt führt, müssen die Organisatoren mit einem sehr engen Zeitfenster arbeiten.
Der Favorit setzt sich durch
Nicht vom Stau betroffen waren natürlich die ganz zuletzt startenden Eliteläufer. Und bei denen stand der Favorit am Ende auch zuoberst auf dem Podest: Der in Genf lebende Eritreer Tadesse Abraham (30) siegte in Basel zum zweiten Mal nach 2011 – und das brillant. Seinem lang gezogenen Endspurt in der Freien Strasse war von den übrig gebliebenen Konkurrenten Bernhard Matheka (Ken) und Bruno Albaquerque (Por) keiner gewachsen. Der temporäre Trainingspartner von Viktor Röthlin hatte das Rennen souverän unter Kontrolle.
Der Schweizer Röthlin hatte seine Ambitionen auf den Tagessieg bereits rund 1,5 Kilometer vorher begraben müssen. Nach dem fünften Aufstieg am Rheinsprung vermochte er den Steigerungslauf über den Münsterplatz nicht mehr mitzugehen.
Dennoch zeigte sich der Obwaldner nach seinem siebten Rang befriedigt: «Im Vergleich zu Bulle war dies wie Tag und Nacht», sagte er und strich hervor: «So zu laufen macht riesig Freude.» Dazu trug auch die anspruchsvollste Passage mit dem Rheinsprung bei. Dieser Aufstieg zum Münsterplatz war fünf Mal zu bewältigen und Röthlin schaffte es stets mit kraftvollen Schritten. «Wie du da hoch kommst, hängt von den Beinen ab», sagte er danach, «entweder beflügeln sie dich oder du denkst: Ach, ist das hässlich.»
Den Spassfaktor wiederentdeckt
Den Rückstand von 25,3 Sekunden auf Abraham bewertete Röthlin im Ziel mit Genugtuung. Im Vergleich zu Bulle, wo die Strecke um 1,5 Kilometer kürzer ist, vermochte er den Abstand zu Abraham um 13 Sekunden zu reduzieren. «Ich benötigte Bulle, um mich an den Wettkampf-Rhythmus zu gewöhnen, um das System durchzuspülen», sagte Röthlin. Nun sei der Spassfaktor wieder enorm hoch: «Ich fühlte mich im fünften Gang unterwegs.» An der Escalade in Genf am nächsten Samstag sowie beim Zürcher Silvesterlauf von Mitte Dezember will er diesen Aufwärtstrend bestätigt sehen. Er gibt dem 38-Jährigen Auftrieb im Hinblick auf seinen nächsten Marathon im Februar in Japan.
Im Gegensatz zu Röthlin kam Philipp Bandi nicht wunschgemäss auf Touren. Mit Rang neun war der aktuelle Post-Cup-Leader nur zweitbester Schweizer: «Eine gewisse Enttäuschung kann ich nicht verbergen.» Sein Ziel habe er somit verpasst – und das ganz klar: Lag er in Bulle noch 1,6 Sekunden vor Röthlin, verlor er nun 23 Sekunden. «Ich hatte keinen Stich», gab Bandi zu.
Muia schreibt weiter Stadtlaufgeschichte
Ebenfalls klar Verhältnisse herrschten bei den Frauen über 7,8 km. Die Kenianerin Jane Muia wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und siegte zum vierten Mal in Folge. Damit schob sie sich auf Augenhöhe mit Daria Nauer, die zwischen 1991 und 1994 ebenfalls vier Mal hintereinander obenaus schwang. Cornelia Bürki (1984 – 1988) aber und Leah Malot (Ken/1996 – 2001) siegten je fünf Mal in Folge.
Hinter Lucie Sekanova (Tch) lief Martina Strähl auf den dritten Podestplatz. Eine Überraschung, auch für die 25-jährige Solothurnerin. «Ich wusste zwar, dass die Form stimmt, aber acht Tage zuvor in Bulle hatte ich gegen Mirja Jenni noch keine Chance», sagte sie.
Nun liess sie Jenni deutlich hinter sich (13 Sekunden). «Ich hatte von Beginn an ein gutes Gefühl», erzählte Strähl: «Dieses Gefühl bereitet Freude.» Mirja Jenni ihrerseits sah am Rheinsprung die Kraft schwinden: «Drei Mal kam ich gut hoch, die vierte Passage war ein Hügel zu viel.»