Fabian Frei vom FC Basel wird für die Schweiz am olympischen Fussballturnier (27. Juli bis 12. August) spielen. Optimal findet er die Rahmenbedingungen nicht, will aber das Beste daraus machen.
Mit 18 Spielen für die U21 und etlichen mehr für die jüngeren Juniorenauswahlen ist Fabian Frei ein alter Hase, was das Schweizer Kreuz auf der Trikotbrust anbelangt. Seit seinem Debüt im November 2011 sind ausserdem vier A-Länderspiele dazu gekommen. Als Vize-Europameister qualifizierte sich die U21-Auswahl mit Frei vergangenen Sommer für London 2012, womit die Schweiz seit 84 Jahren erstmals wieder an Olympia teilnimmt.
Fabian Frei, gebürtiger Frauenfelder, gehört mit einer zweijährigen Unterbrechung als Leihspieler in St. Gallen seit 2004 dem FC Basel an. Der 23-Jährige Mittelfeldspieler holte zweimal das Double mit dem FCB und spielte letzte Saison mit dem FCB eine famose Gruppenphase in der Champions League.
Fabian Frei, Sie fahren nach London, wenn alles gut geht. Was ist das jetzt: ein Karriere-Highlight?
Schwierig. In erster Linie freue ich mich. Das ist immerhin Olympia. Das erlebt man einmal. Andererseits gibt es schon Sachen, die unglücklich sind. Der Zeitpunkt ist zum Beispiel nicht optimal. Aber die perfekte Lösung dafür gibt es auch nicht. Ich konnte mich darauf einstellen und sehe das jetzt positiv. Bringt ja nichts, dass ich einen Lätsch ziehe und dann nicht gut spiele. Also gehe ich hin, versuche meine Leistung zu bringen, und wenn ich zurück bin, gilt das auch wieder für den FC Basel.
Musste man Sie überreden?
Nein, das nun wirklich nicht. Wenn man für die Nationalmannschaft spielen kann, dann ist das eine Herzenangelegenheit. Das ist immerhin Olympia, ein internationales Turnier, und da werden viele Leute zuschauen, wenn auch vielleicht nicht so viele wie bei einer EM oder WM, aber genug. Und das Turnier findet in England statt, in super Stadien. Das ist doch sehr attraktiv.
Wir müssen ja nicht um den heissen Brei herumreden: Die Nomination des Kaders war nicht nur für SFV-Trainer Pierluigi Tami kompliziert sondern auch für den FC Basel. Es standen verschiedene FCB-Spieler zur Auswahl. Dass der Club Yann Sommer nicht gehen lassen würde, war klar. Sind sie so etwas wie das Bauernopfer?
So kann man es nicht sagen. Auch mir war relativ bald klar, dass es auf mich herausläuft. Valentin Stocker hätte zwar vom Alter gepasst, war aber nicht sehr oft in dieser U21-Mannnschaft. Es war eigentlich eine Sache zwischen Verband und Verein, und ich habe mich auf den Punkt gestellt: Ich mache, was man mir sagt. Für das werde ich schlussendlich bezahlt, das ist mein Beruf. Und ob nun Champions-League-Qualifikation oder Olympia: ich kann mich auf beides freuen.
«Ich komme am Morgen und man sagt mir,
wohin ich muss und dann mache ich das»
Was sagt Heiko Vogel dazu?
Naja, der FCB versucht immer noch, etwas rauszuholen, dass ich vielleicht zwei, drei Tage weniger in der Vorbereitung der Olympiaauswahl dabei bin und dafür zum ersten Meisterschaftsspiel beim Verein. Also: Es ist kompliziert, und ich weiss es selber nicht genau. Ich komme am Morgen und man sagt mir, wohin ich muss und dann mache ich das.
Jetzt sind Granit Xhaka und Valon Behrami nominiert und man weiss noch gar nicht, ob die Clubs ihr Einverständnis geben. Die ganze Mission Olympia scheint unter einem merkwürdigen Stern zu stehen.
Das ist so. Aber ich kann mich darum nicht kümmern und will mich auch nicht einmischen. Wenn ich auf dem Platz stehe, versuche ich alles zu geben, entweder im rotblauen oder im rotweissen Leibchen.
Haben Sie Sorgen, dass Sie beim FC Basel den Anschluss verpassen könnten?
Seine Bedenken hat man schon, das will ich nicht verhehlen. Im Hinblick auf die Saison mit dem FC Basel ist es nun mal nicht optimal. Ich bin jetzt vom Flügel ins Zentrum gerutscht, habe mir erhofft, dass ich da zum Einsatz komme und meine Leistung zeigen kann. Da ist es sicher nicht dienlich, wenn man ein paar Wochen weg ist von der Mannschaft. Stellen Sie sich vor, wir qualifizieren uns für die Champions League, was ich schwer hoffe: Dann ist es für den Trainer auch schwer, eine Mannschaft wieder auseinanderzureissen. Solche Gedanken mache ich mir schon. Andererseits kann ich mich immerhin in England präsentieren, und wenn man ein gutes Turnier macht, schadet das einem nicht unbedingt.
Ihr Vertrag läuft nach dieser Saison aus. Sie denken also auch schon über die Zukunft nach?
Es ist jetzt nicht das Ziel, bei dieser Gelegenheit einen neuen Verein zu finden. Ich fühle mich doch wohl in Basel.
Die EM der U21 in Dänemark vor einem Jahr, den Weg bis in den Final, der dann – verdientermassen – an die Spanier ging, haben Sie sicher noch gut in Erinnerung. Die Mannschaft, die sich damals für Olympia qualifiziert hat, wird es allerdings so in London nicht geben.
Das ist sicher nicht optimal gelöst. Wenn sich eine Mannschaft qualifiziert, dann sollte sie auch bei Olympia antreten können. Ich hoffe, dass die Spieler, die schon länger dabei sind, das noch einmal so hinbekommen wie vor einem Jahr. Und diejenigen, die neu dazu kommen, müssen wir ins Boot holen.
«Als Gruppenerster nach London –
das muss unser Ziel sein»
Genug Probleme und Bedenken hin- und hergewälzt: Was bedeuten Ihnen Olympische Spiele?
Ich wäre natürlich gerne bei der Eröffnungsfeier dabei. Es ist ein bisschen schade, dass Newcastle und Cardiff nicht gerade im Zentrum sind. Und wenn man zu Olympia geht, dann denkt man schon an Olympisches Dorf, daran, eventuell andere Events anzuschauen. Das hätte mich schon auch gereizt…
…geht jetzt aber völlig an euch vorbei.
Das ist so. Ausser wir erreichen als Gruppenerster die Viertelfinals – dann spielen wir in London im Wembleystadion. Das muss unser Ziel sein. Bei Olympia ist ja auch das Spezielle, was drum herum passiert. Es wäre schon schön, das in London ein bisschen mitzubekommen.
Was schauen Sie denn gerne, wenn sie Olympia vor dem Fernseher verfolgen?
Beachvolleyball sehe ich sehr gerne, Tennis, auch mal Schwimmen, was ich sonst nie schauen würde. Und dann natürlich die Sportarten, wo Schweizer Medaillenchancen haben – das ist dann der Nationalstolz.
Können Sie gut schwimmen?
Klar, nicht so schnell wie die Olympioniken, aber ich komme vorwärts.
Der FCB spielt auf dem Rankhof
Nach den drei Testspiel im Rahmen des Trainingslagers am Tegernsee gibt der FC Basel am Mittwoch quasi sein Heimdebüt in der Saisonvorbereitung. Ursprünglich in Zofingen geplant, aber aus Sicherheitsgründen abgeblasen, trifft der FCB auf dem Rankhof auf den FC Aarau (Anpfiff um 18.00 Uhr; Eintritt frei). Am Sonntag folgt dann noch die Generalprobe vor dem Saisonstart (Freitag, 13. Juli, in Genf). Gegner auf der Schützenmatte (14.30 Uhr; Eintrittspreise hier) wird dann der belgische Traditionsverein Standad Lüttich sein.