Fabian Frei geht zufrieden ins Bett und sagt sich: «Gut gemacht»

Zufrieden sind sie, die Spieler des FC Basel. Nach der magischen Nacht und dem 1:0 gegen Liverpool aber nicht euphorisch. Sie denken bereits an die kommenden Partien – die neue Realität des FCB.

Liverpool's Mario Balotelli (L) fights for the ball with FC Basel's Fabian Frei during their Champions League Group B match at St. Jakobs-Park stadium in Basel October 1, 2014. REUTERS/Arnd Wiegmann (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Zufrieden sind sie, die Spieler des FC Basel. Nach der magischen Nacht und dem 1:0 gegen Liverpool aber nicht euphorisch. Sie denken bereits an die kommenden Partien – die neue Realität des FCB.

Vielleicht liegt es daran, dass zwischen dem Schlusspfiff und dem Auftritt der Spieler in der Interviewzone einige Zeit verstreicht. Vielleicht liegt es daran, dass in der Kabine im Schnellverfahren vieles verarbeitet wird. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass der FC Basel mit dem 1:0-Sieg gegen den FC Liverpool nichts erreicht hat, was eine Premiere im St.-Jakob-Park wäre.

Siege gegen englische Teams sind so etwas wie die Basler Spezialität in europäischen Wettbewerben. Entsprechend gefasst wirken die Spieler, entsprechend sachlich erläutern sie, warum Mannschaften aus der Premier League auf Basler Boden immer wieder Mühe bekunden.

«Englische Mannschaften mit ihrem physischen Spiel kommen uns entgegen», analysiert Marco Streller mit seiner ganzen Routine, um sogleich doch einen Funken Euphorie sprühen zu lassen: «Auch wenn Liverpool schlecht in die Saison gestartet ist: Wenn man sich die Spieler anschaut, dann ist das eine Weltklassemannschaft.»

Embolo: «Ich hatte nicht damit gerechnet»

Auf einen dieser Spieler haben die Basler gemäss dem einzigen Torschützen der Partie besonders acht gegeben: «Wir wollten Steven Gerrard aus der Partie nehmen – und das ist uns ganz gut gelungen», sagt Streller, dem zu seinem Treffer einfällt: «Es ist mein Job, hin und wieder mal ein Tor zu schiessen.»

Auch der zweite grosse Name im Team der Engländer stellte die Basler vor keine unlösbaren Probleme. «Gegen Balotelli zu spielen war streng», äussert sich Taulant Xhaka zu seinem direkten Opponenten. «Wir hatten ihn aber gut im Griff.»



epa04427124 Basel's Marco Streller (R) celebrates after scoring the 1-0 lead during the UEFA Champions League group B soccer match between FC Basel 1893 and Liverpool FC at St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 01 October 2014.  EPA/PATRICK STRAUB

Sein Job ist es, ab und zu mal ein Tor zu machen: Marco Strellers Jubel nach dem Siegtor gegen Liverpool – am Boden Goalie Mignolet. (Bild: Keystone/Patrick Straub)

Für einen Basler waren die klingenden Namen dann doch ein Grund, ein klein wenig nervös in die Partie zu gehen. In der Startformation, als 17-Jähriger und damit halb so alt wie der ewige Liverpooler Gerrard. «Es war eine super Erfahrung, von Anfang an zu spielen. Ich war selbst ein wenig überrascht und hatte nicht damit gerechnet», sagt Breel Embolo, der irgendwann gegen Ende der Partie nicht nur von den Emotionen, sondern auch von Krämpfen übermannt wurde. Wenig erstaunlich, hatte er doch auf diesem Niveau zum ersten Mal 81 Minuten Einsatzzeit von Trainer Paulo Sousa erhalten.

Xhaka: «Als Spieler merkt man es letztendlich gar nicht»

Dieser Trainer habe die Mannschaft ausgezeichnet eingestellt, sagt Xhaka mehrmals. Der Verteidiger, der den Eckball zu Strellers Tor geschlagen hatte, spricht diesbezüglich auch über die Momente nach der verletzungsbedingten Auswechslung Behrang Safaris. Diese zog eine Anpassung der Abwehrkette nach sich und Xhaka bestätigt: «Es ist sehr schwer, derart schnell umzustellen. Aber als Spieler merkt man es letztendlich gar nicht wirklich.»

Auch wenn der Sieg hoch eingestuft wird, als «bester Match der Saison», wie Frei sagt: In den Katakomben herrscht derart viel Sachlichkeit, dass die Gedanken vieler Beteiligten bereits bei den kommenden Partien sind. «Wir müssen vor Razgrad gewarnt sein, die waren gegen Liverpool auch nahe dran», sagt Frei, der nach eigener Aussage endlich wieder mal ins Bett gehen werde mit dem Gefühl: «Gut gemacht.»

Heitz: «Wenn sich einer zurücklehnt, ist er vermutlich schnell draussen»

Für die vorausblickenden Gedanken stehen vor allem die Aussagen Georg Heitz‘: «Heute war eine kämpferische Leistung wichtig, aber es wird auch Partien geben, in denen das spielerische Element wieder entscheidender sein wird», sagt der Sportchef und denkt dabei an die kommenden Begegnungen mit dem bulgarischen Meister. «Es kommen die zwei schwersten Spiele, denn alle erwarten, dass wir jetzt zweimal gewinnen. Erreicht haben wir aber noch gar nichts.»

Es ist der Versuch, die Erwartungen zu bremsen. Die Erwartungen, die «umso höher werden, je mehr man erreicht», ist sich Heitz sicher. Er verlangt von der Mannschaft, dass sich keiner auf den Lorbeeren ausruht. «Wenn sich einer zurücklehnt, ist er vermutlich schnell draussen», mahnt der Sportchef.

Vielleicht ist es auch dieses Bewusstsein, das die Spieler zur Sachlichkeit bewegte. Zur Sachlichkeit, die nach einer weiteren grossen Nacht im St.-Jakob-Park zwar ein wenig fehl am Platz scheint, aber eben auch der neuen Basler Realität geschuldet ist.



FC Basel's players cheer after winning the UEFA Champions League group B matchday 2 soccer match between Switzerland's FC Basel 1893 and Britain's Liverpool FC in the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Wednesday, October 1, 2014. (KEYSTONE/G

Sieht aus wie: Elf Freunde müsst ihr sein. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

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