Fabian Schärs Penaltyschuss in die Achtelfinals

Einigen Nervenkitzel bietend zieht der FC Basel nach einem 1:1 im Rückspiel von Dnipropetrowsk in die Achtelfinals der Europa League ein. Fabian Frei hatte Rot gesehen und nummerischen Gleichstand hergestellt, als Dnipro per Elfmeter in Führung ging. Fabian Schär machte mit einem verwandelten Penalty in der 81. Minute aber alles klar für die Basler.

21.Feb.2013; Dnipropetrovsk; Fussball Europa League - FC Dnipro Dnipropetrovsk - FC Basel; Fabian Schaer (Basel) schiesst gegen Torhueter Jan Lastuvka das Tor zum 1:1 per Penalty (Daniela Frutiger/freshfocus) (Bild: Daniela Frutiger/Freshfocus)

Einigen Nervenkitzel bietend zieht der FC Basel nach einem 1:1 im Rückspiel von Dnipropetrowsk in die Achtelfinals der Europa League ein. Fabian Frei hatte Rot gesehen und nummerischen Gleichstand hergestellt, als Dnipro per Elfmeter in Führung ging. Fabian Schär machte mit einem verwandelten Penalty in der 81. Minute aber alles klar für die Basler. Nächster Gegner des FCB ist Zenit St. Petersburg.

Solidarisch, solidarischer, FC Basel. Die Basler kämpfen, rennen, grätschen und handballern sich im Rückspiel bei Dnipro Dnipropetrowsk in die Achtelfinals der Europa League. Es ist ein Spiel, das geprägt ist von Leidenschaft, Nervenkitzel und Schiedsrichter-Entscheidungen, die die Ukrainer teilweise schier zur Verzweiflung treiben.

Zenit kommt am 7. März

Der FC Liverpool, der Wunschgegner vieler FCB-Spieler und Fans, war nahe dran, aber er scheiterte aufgrund der Auswärtstorregel an Zenit St. Petersburg. Damit sind die Russen am 7. März (in Basel) und 14. März der Gegner des FC Basel in den Achtelfinals der Europa League. Liverpool gewann das Rückspiel durch zwei Tore von Luis Suarez zwar 3:1 und stellte das Gesamtskore auf 3:3, der Auswärtstreffer des 50-Millionen-Euro-Stürmers Hulk, mit dem Zenit an der Anfield Road in Führung gegangen war, wog aber zu schwer. (cok)

Dass sich das ukrainische Schwergewicht mit einem Kaderwert nahe der 100-Millionen-Franken-Grenze nach dem Basler 2:0-Sieg im Hinspiel nicht einfach so in sein Schicksal ergeben würde, war zu erwarten gewesen. Und so gingen die Basler mit der Einstellung aufs Feld, Schönheit Schönheit sein zu lassen und sich in erster Linie die Lunge aus dem Leib zu rennen.

Sie taten das ohne den verletzten Marco Streller und auch ohne den von Trainer Murat Yakin als nicht fit genug taxierten Alex Frei. Sie taten es dafür mit einer riesigen Portion an solidarischem Kampfgeist. Und sie taten es durchaus mit einem Angreifer, auch wenn es nicht das Modell Stossstürmer war.

Salah statt Zoua

Mohamed Salah und nicht Jacques Zoua hiess der einzige Basler, der wenigstens ab und an von der Verteidigungsarbeit dispensiert war, um den nach vorne geschlagenen Bällen seiner Kollegen nachzueilen und mit seinem Speed für Verwirrung in der ukrainischen Abwehr zu sorgen. Nein, das wäre keine Spielanlage gewesen, in der Alex Frei hätte brillieren können.

Salah rannte und rannte – und hatte tatsächlich in der 6. Minute bereits die Chance, den FCB 1:0 in Führung zu bringen. Doch sein Lupfer flog über Goalie Lastuvka, aber auch am Gehäuse vorbei.

Es war für lange, lange Zeit der einzige Moment, in dem die Basler Dnipro wirklich kitzeln konnten. Zu stark war das Pressing des Heimteams, das den Rotblauen jeden Moment die Luft abzustellen drohte.

«Das war eine reife Leistung»

«Wir haben zu Beginn fast jeden zweiten Ball verloren», kritisierte Yakin danach sein Team, «das war nicht gut.» Aber natürlich war der Basler Trainer ansonsten des Lobes voll für seine Spieler: «Diese junge Mannschaft reift. Wenn heute nicht diese Kampf- und Laufbereitschaft gewesen wäre … Das war eine reife Leistung.»

Yakin verschwieg auch nicht, «dass wir etwas Glück gebraucht haben». Wobei es einfach viel wahrscheinlicher ist, dass ein Verteidiger für seinen geschlagenen Goalie auf der Linie klärt, wenn eine Mannschaft mit der Einstellung aufs Feld geht, dass sich jeder ohne Kompromisse für den anderen einsetzt. So, wie Fabian Schär, der in der 34. Minute gerade noch die Hüfte zwischen Ball und Torlinie brachte.

Dnipro war mit dem das Selbstvertrauen stärkenden Wissen angetreten, alle 14 Pflichtspiele der Saison in der Dnipro Arena gewonnen zu haben. Das führte zu einem wütenden Sturmlauf, allerdings bloss zu wenigen klaren Tormöglichkeiten.

Der heilige ukrainische Zorn

Das änderte sich auch nach der Pause nicht. Und dann zog sich auch noch Deniz Aytekin den Zorn der Hausherren zu. «Unglaublich, dass auf europäischer Ebene ein Schiedsrichter ein Spiel dermassen beeinflusst», ärgerte sich Trainer Juande Ramos später über Aytekins Entscheid in der 63. Minute. Der erst zehn Minuten zuvor eingewechselte Kalinic hatte Schär die Hand ins Gesicht geschlagen – der deutsche Referee zückte Rot.

«Ich hatte eine ausgezeichnete Sicht», klagte Ramos, «aber da gab es nichts zu sehen.» Möglich, dass der Spanier seine Meinung nach Konsultation der Wiederholungen revidiert. Denn Kalinics Hand war wirklich dort, wo sie nichts zu suchen hat.

Entschieden war die Partie deswegen allerdings noch lange nicht. Von einem beeindruckenden Publikum nach vorne getrieben, drückten auch zehn Ukrainer den FCB so lange nach hinten, bis Zozulya zum Schuss kam und Fabian Frei nur mit dem eines Handballgoalies würdigen Reflex das Tor verhindern konnte.

«Mir wäre lieber gewesen, er hätte den Ball reingelassen»

Die Folge: Elfmeter für Dnipropetrowsk, Rot für Frei und die 1:0-Führung durch Seleznyovs Penalty. Es war der Moment, in dem das Spiel zu Ungunsten der Basler zu kippen drohte. Und Yakin attestierte Frei danach zwar guten Willen: «Aber mir wäre es lieber gewesen, er hätte den Ball reingelassen und wir hätten danach weiter mit elf gegen zehn spielen können.»

Doch da war ja noch Valentin Stocker. Offensiv war vom erstmals als Captain auflaufenden Mann der Basler Stunde bislang wenig zu sehen gewesen. Aber dann versuchte er sich in der 80. Minute geschickt an Zozulya vorbei in den Dnipro-Strafraum zu drängen, ein Schritt des Ukrainers zur Seite, ein Fall – Penalty für den FCB.

Es war die Entscheidung in diesem Sechzehtelfinal-Duell. Fabian Schär verwandelte souverän zum 1:1. Und die ukrainischen Journalisten auf der Pressetribüne verlegten sich darauf, Schiedsrichter Aytekin mit ziemlich rüde klingenden Worten einzudecken.

Sie zeigten damit weniger Sportsgeist als die restlichen Fans, die ihre Mannschaft nach einem grossen Kampf trotz des Ausscheidens mit Applaus verabschiedeten.

Yakin und seine Verbindung zu Amsterdam

Für die Ukrainer ist das Abenteuer Europa League zu Ende. Für den FCB geht es am 7. und 14. März weiter – gegen Zenit St. Petersburg, das sich in Liverpool rotz 1:3-Niederlage durchsetzte. Die ukrainischen Journalisten blickten für die Basler schon einmal weiter in die Zukunft.

Welche Gefühle ihn mit Amsterdam verbänden, der Austragungsstadt des Finals, wurde Murat Yakin gefragt. Ach, meinte der FCB-Trainer, der einst für die Grasshoppers ein legendäres Freistoss-Tor in der Amsterdam Arena erzielt hatte: «Lassen wir die Jungs doch einfach weiter Fussball spielen.» Spielen. Oder kämpfen – so wie an diesem Donnerstag in Dnipropetrowsk.

Europa League, Sechzehntelfinal-Rückspiel
FC Dnipro Dnipropetrowsk–FC Basel 1:1 (0:0)
Dnipro Arena. – 26’000 Zuschauer. – SR Deniz Aytekin (De).

Tore:
76. Seleznyov 1:0 (sicher verwandelter Penalty nach Hands von Fabian Frei, der einen Schuss Zozulays mit dem Ellbogen blockiert).
81. Schär 1:1 (kühl bis ans Herz verwandelter Penalty nach Foul von Zozulya an Stocker).

Verwarnungen: 13. Serey Die (Foul), 14. Fedetskiy (Foul), 32. Cheberyachko (Foul), 33. Cabral (Foul), 34. Strinic, 36. Schär (Hands/Reklamieren).
Rote Karten: 63. Kalinic (Tätlichkeit/schlägt Schär ins Gesicht), 75. Fabian Frei (Hands).

Dnipro: Lastuvka; Mandziuk, Douglas (53. Kravchenko), Cheberyachko, Strinic; Fedetskyi (31. Konoplyanka), Giuliano, Rotan, Matheus (53. Kalinic); Zozulya, Seleznyov.
FCB: Sommer; Steinhöfer, Schär, Dragovic, Park; Serey Die, Cabral; D. Degen (82. Zoua), F. Frei, Stocker; Salah (89. Elneny). – Ersatzbank: Vailati (ET), Voser, Sauro, Yapi, Diaz.

Bemerkungen: Basel ohne P. Degen (gesperrt), A. Frei (kein Aufgebot), Streller, Bobadilla und Jevtic (alle verletzt). Dnipro ohne Mazuch (gesperrt).

Eine Gegenüberstellung, wie weit die beiden Clubs im Europa Cup in den zurückliegenden zehn Jahren gekommen sind (fett: der FC Basel):  

2011/12: Europa League Playoffs
 (CL-Achtelfinals)
2010/11: EL-Playoffs (EL-Sechzehntelfinals; nach Ausscheiden in CL-Gruppe)
2009/10: In keinem Wettbewerb vertreten (EL-Gruppenphase)
2008/09: Uefa Cup, zweite Qualifikationsrunde
 (CL-Gruppenphase)
2007/08: Uefa Cup, erste Runde (Uefa Cup, Sechzehntelfinals)
2006/07: 
Uefa Intertoto Cup, dritte Runde (Uefa Cup, Gruppenphase)
2005/06: Uefa Cup, Gruppenphase
 (Uefa Cup, Viertelfinals; nach Ausscheiden in CL-Gruppe)
2004/05: Uefa Cup, Sechzehntelfinals (Uefa Cup, Sechzehntelfinals; nach Ausscheiden in CL-Gruppe)
2003/04: Uefa Cup, dritte Runde
 (Uefa Cup, zweite Runde
)
2002/03: In keinem Wettbewerb vertreten (CL, zweite Gruppenphase)

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Europa League
Sechzehntelfinals Hinspiel Rückspiel
Rubin Kasan Atletico Madrid 2:0 0:1
Dnipro Dnipropetrowsk FC Basel 0:2 1:1
Olympique Lyon Tottenham Hotspur 1:2 1:1
Lazio Rom Mönchengladbach 3:3 2:0
KRC Genk VfB Stuttgart 1:1 0:2
Metalist Charkiw Newcastle United 0:0 0:1
CFR Cluj Inter Mailand 0:2 0:3
Fenerbahçe Bate Borrisow 0:0 1:0
Olympiacos Piräus Levante UD 0:3 0:1
FC Liverpool Zenit St. Petersburg 0:2 3:1
Girondins Bordeaux Dynamo Kiew 1:1 1:0
Benfica Lissabon Bayer Leverkusen 1:0 2:1
Steaua Bukarest Ajax Amsterdam 0:2 4:2 n.P (2:2)
Hannover 96 Anschi Machatschkala 1:3 1:1
Chelsea FC Sparta Prag 1:0 1:1
Viktoria Pilsen SSC Napoli 3:0 2:0
Achtelfinals (7. und 14. März)
FC Basel Zenit St. Petersburg
Viktoria Pilsen Fenerbahçe
Benfica Benfica Girondins Bordeaux
Anschi Machatschkala Newcastle United
VfB Stuttgart Lazio Rom
Tottenham Hotspur Inter Mailand
Levante UD Rubin Kasan
Steaua Bukarest Chelsea FC

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