Fast durch die Reihe unter Form – die Einzelkritik zum FCB beim 1:1 gegen Thun

Eine ganze Reihe Spieler unter ihrer Leistungsfähigkeit – daraus konnte kein gut funktionierendes Basler Spiel werden. Zwei Einwechselspieler verdienen sich noch die besten Bewertungen.

Der Basler Mohamed Elyounoussi nach einer verpassten Chance im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Thun, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 1. Oktober 2016. (KEYSTONE/Anthony Anex)

(Bild: Keystone/ANTHONY ANEX)

Eine ganze Reihe Spieler unter ihrer Leistungsfähigkeit – daraus konnte kein gut funktionierendes Basler Spiel werden. Zwei Einwechselspieler verdienen sich noch die besten Bewertungen.

Tomas Vaclik | Torhüter

Einzelkritiknoten 4

Bei der diskussionslosen Niederlage gegen Arsenal London noch der absolute Klassenprimus der Basler, konnte Vaclik gegen Thun nicht an seine glänzende Leistung anknüpfen. Einen groben Ausreisser nach unten leistete er sich kurz vor der Pause, als er sich im Dribbling gegen einen aufsässigen Thuner verschätzte und diesen beinahe zum 2:0 eingeladen hätte. Der Lapsus wurde mit Pfiffen vom eigenen Publikum quittiert, das Arsenal-Spiel war in dem Moment weit weg. In der zweiten Hälfte hielt er, was es zu halten gab.    

Michael Lang |rechter Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 3.5

Vom rechten Aussenläufer kennt und erwartet man, dass er seine offensiven Stärken zur Geltung bringt. Gegen Thun wollte ihm das allzu selten gelingen, seine spärlich getakteten Flanken fanden selten bis nie einen Abnehmer. In der Vorwärtsbewegung stand Lang lieber auf der Fussbremse und spielte den Ball zurück, anstatt das Spiel zu beschleunigen.

Daniel Hoegh | rechter Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 3.5

Der Däne trat in seinem ersten Saison-Einsatz über die volle Distanz kaum nachhaltig in Erscheinung. Wenn Gegenspieler Christian Fassnacht Gas gab, bekundete Hoegh Mühe, einen schönen auslösenden Pass auf Bua darf er sich anschreiben lassen und die Vorlage zu Jankos Kopfballchance. Keine Leistung, die dem Trainer Kopfzerbrechen bei der nächsten Aufstellung machen wird.

Marek Suchy | linker Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 3.5

Suchy muss sich insofern eine Teilschuld am Gegentreffer ankreiden lassen, als er die von Bürkis langem Ball und von Tosettis Lauf in die Schnittstelle aufgerissene Lücke im Verbund mit Traoré nicht schliessen konnte. Der Tscheche wirkte in den vergangenen Partien etwas hüftsteif, wenn er es mit kleinen, wendigen Angreifern zu tun bekam. So auch gegen Thun. Dass er trotz des Formtiefs vorne immer für ein Tor gut sein kann, demonstrierte er bei Xhakas Freistoss in der 73. Minute mit seinem Kopfball, der das Ziel knapp verfehlte.



Der Basler Adama Traore, links, gegen den Thuner Matteo Tosetti, rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Thun, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 1. Oktober 2016. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Adama Traoré (links) im Zweikampf mit dem späteren Thuner Torschützen Matteo Tosetti. (Bild: Keystone/ANTHONY ANEX)

Adama Traoré |linker Aussenverdeidiger

Einzelkritiknoten 3

Was ist los mit dem linken Aussenverteidiger? Adama Traoré wirkte auch gegen Thun so orientiert wie ein Sonntagsspaziergänger im hintereren Berner Oberland. Dabei hatte es so gut angefangen, als sein beherzter Schuss in der 4. Minute wie die Verheissung einer Trendwende am Thuner Tor vorbeizischte. Doch auch gegen den Tabellenletzten erstaunte Traoré mit abenteuerlichen Interpretationen seiner Aussenverteidigerposition – beim Gegentreffer bot er Torschütze Tosetti höflich Geleitschutz.

Alexander Fransson |defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 3

Die beiden Basler Sechser hatten gegen forsch pressende Thuner einen schweren Stand. Kaum den Ball in den Füssen, waren da gleich zwei oder drei Gegenspieler, die Fransson unter Druck setzten. Fransson konnte sich aus dieser Klammer nie befreien und war für die Innenverteidiger als Anspielstation ungefähr so wertvoll wie die Billardbande im Johanniter-Café. Nach vorne kam von Fransson wenig bis nichts, ein blasser Auftritt des Schweden, der in der 58. Minute Platz für Serey Die machte.

Taulant Xhaka |defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 4

Ihm merkte man bald einmal die Verzweiflung über das zähe, fehlerhafte Spiel seiner Mannschaft an. Am Einsatz mangelt es bei ihm ja nie, und hart einstecken musste er diesmal auch, als Hediger mit seinem Kung-Fu-Sprung Xhaka am Kopf traf und mit einer gelben Karte gut bedient war. Ideen fürs Basler Spiel gehen indes von Xhaka nicht aus – von Freistössen abgesehen, die in einem Fall den Kopf von Suchy fanden.

Mohamed Elyounoussi | rechter Flügel

Einzelkritiknoten 3.5

Viel unterwegs, keine Frage, aber die klaren Aktionen waren rar gesät. Schön, wie er bei einem schlechten Auskick Faivres antizipiert, in die Tiefe geht und prompt Delgados (abgefälschten) tiefen Pass in den Fuss erhält. Schön, wie er Faivre umkurvt, weniger schön, wie er das Tor nicht trifft. Solche Einladungen nimmt der FC Basel ansonsten gerne an – gegen Thun hätte es das Gesicht des Spiels verändern können.

Matias Delgado | offensives zentrales Mittelfeld

Einzelkritiknoten 3

Ein guter Pass der Marke Delgado in den Lauf Elyounoussis bei dessen Grosschance, ein guter Corner bei der Chance für Janko, ein Freistoss aus guter Position, der im Fangnetz landete – der Rest war für ihn ein Abend zum Vergessen. Der Goldfuss war ansonsten mit den Strandlatschen unterwegs.

Kevin Bua | linker Flügel

Einzelkritiknoten 4

Tusch und Fanfaren für den Ex-FCZler bei seiner Super-League-Premiere im FCB-Trikot. Startete auf dem rechten Flügel, hatte ein paar gute Szenen, war «bemüht», wie ihm der Trainer attestierte, hat aber sein Potenzial nur angedeutet. Aus der Chance in der 60. Minute hätte er mehr machen können: ein unbedrängter Schuss aus zwölf Metern übers Tor.

Marc Janko | Stürmer

Einzelkritiknoten 3.5

Er tut alles, was von ihm im Dienst der Mannschaft erwartet wird: Legte Bälle ab, die allerdings nie einen Mitspieler fanden, arbeitete bei Thuner Standards im Defensiv-Kopfballspiel zuverlässig und hatte eine Chance – ein Kopfball, der in den Armen Faivres landete. Ein bisschen wenig Ausbeute an einem Abend, der für ihn in der 69. Minute endete.

Geoffroy Serey Die

Einzelkritiknoten 4

Ersetzte in der 58. Minute Fransson und war sofort präsent. Licht und Schatten wechselten sich jedoch ab: Einer schönen Spielverlagerung folgte ein Ballverlust, wie er einem Serey Die in bester Verfassung nicht unterläuft. Bis dahin dauert es nach seiner langen Verletzungspause wohl noch etwas.



Der Basler Andraz Sporar, links, gegen den Thuner Marco Buerki, rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Thun, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 1. Oktober 2016. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Andraz Sporar (links, hier gegen den Thuner Marco Bürki) bereitete den Ausgleich vor. Sein dritter Assist im dritten Einsatz in der Liga. (Bild: Keystone/ANTHONY ANEX)

Andraz Sporar

Einzelkritiknoten 4.5

Dritter Einsatz in der Super League – dritter Assist. Das kann sich sehen lassen. Er kam für Delgado in der 58. Minute und mit ihm frischer Wind in die vorderste Linie. Hatte kurz vor dem Ausgleich bereits eine gute Abschlusssituation, dann legte er fein in den Lauf von Callà auf.

Davide Callà

Einzelkritiknoten 5

Wer in der 69. Minute in ein harziges Spiel eingewechselt wird (für Janko), wer noch mal richtig auf die Tube drückt und dann auch noch nach 89 Minuten und 35 Sekunden mit einem Schuss zwischen den Beinen des Torhüters die Kastanien aus dem Feuer holt, der verdient sich eine gute Bewertung. Sein 21. Tor im 96. Spiel für den FCB – das erste in der laufenden Saison – ist einiges wert. Und Tacheles redete Callà hinterher auch noch: «Thun hätte den Sieg verdient gehabt.»

__
Bewertungsdurchschnitt: 3,7
Nicht eingesetzt: Nikolic (Tor), Gaber, Balanta, Boëtius.

Nächster Artikel