FC Basel: Pflicht, Kür und ein verhinderter Argentinier

Abgänge gibt es zum Jahresbeginn beim FC Basel keine zu verzeichnen. Dafür steht mit Darko Jevtic ein 18-Jähriger Mittelfeldspieler aus dem FCB-Nachwuchs erstmals im Profikader.

Nicht zu stoppen: Für den FC Basel gelten die allgemeinen Rasen-gesperrt-Schilder nicht. (Bild: Georgios Kefalas, Keystone)

Abgänge gibt es zum Jahresbeginn beim FC Basel keine zu verzeichnen. Dafür steht mit Darko Jevtic ein 18-Jähriger Mittelfeldspieler aus dem FCB-Nachwuchs erstmals im Profikader.

Granit Xhaka war nicht in Manchester und Xherdan Shaqiri nicht in Malaga. Dafür fehlte David Abraham am Mittwoch beim ersten Training des neuen Jahres. Aber das nicht, weil der Innenverteidiger den FC Basel im Winter verlassen würde. Das Wetter war schuld daran, dass Abrahams Rückreise aus Argentinien nicht wie geplant über den Atlantik gehen konnte.

Wohin die Reise für Abraham dann im Sommer gehen wird, das steht weiterhin nicht fest. «Es ist ein offenes Geheimnis, dass wir seinen Vertrag gerne verlängern würden», sagt Bernhard Heusler. Aber der designierte FCB-Präsident hält auch fest: «Wir setzen nicht unnötig Druck auf.» Abraham soll seine starke Form des Herbstes nicht darüber verlieren, dass ihm der FCB die Pistole auf die Brust setzt. Der Innenverteidiger hat in der Vergangenheit schon bewiesen, dass das Grübeln über die Zukunft seiner Leistung nicht zuträglich ist.

Der Respekt der anderen Clubs

Fakt bleibt: Abraham hat eine hervorragende Vorrunde gespielt, sein Vertrag läuft im Sommer aus – und er wird durchaus auf dem Radar von Clubs aus grösseren Ligen sein. Ihn deswegen nun bereits im Winter gehen zu lassen, um noch etwas Ablösegeld einzustreichen, steht für den FCB aber ausser Frage. «Das ist keine Option», sagt Heusler. Schliesslich wird Abraham in der Champions League noch gebraucht, wenn es im Achtelfinal gegen Bayern München geht.

Diese zwei Spiele sind derzeit ein kleines Faustpfand, wenn es darum geht, Spieler in Basel zu halten. Einerseits spürt Bernhard Heusler eine «Grund-Atmosphäre» bei den Baslern: «Die Spieler spüren keine Abwanderungsgelüste.» Andererseits besteht eine gewisse Zurückhaltung bei Clubs, beim FCB das Interesse für einen FCB-Profi anzumelden: «Die anderen Vereine spüren, dass wir unsere Spieler nicht auf den Markt geben. Dazu kommt wohl ein gewisser Respekt, den wir uns erarbeitet haben.»

Es melden sich viele Interessenten

Aber Heusler ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass so etwas bei einem richtig verlockenden Angebot schnell ändern kann. Und es ist auch nicht so, dass das Fax-Gerät auf der FCB-Geschäftsstelle über die Feiertage ruhig gestanden wäre. «Es melden sich immer wieder ernsthafte Interessenten», erzählt Heusler, «aber derzeit ist nichts so konkret, dass wir damit an die Öffentlichkeit gehen müssten.» Club-intern wird jedenfalls vorerst davon ausgegangen, dass die Mannschaft ohne grössere Veränderungen in die Rückrunde gehen wird.

Dort ist die Champions League die Kür. Der Titel des Schweizer Meisters aber, sagt Trainer Heiko Vogel, «die ist für mich keine Herausforderung, sondern die absolute Pflicht». Der 36-Jährige hat die Ferien genutzt, um auszuspannen. Erwartet hätte er, dass es einiges verarbeiten gäbe, nach einem Herbst, in dem er erst zum Cheftrainer und dann zum Bezwinger von Manchester United wurde: «Ich habe gedacht, es wird sich in meinem Kopf alles drehen. Aber dann war es gar nicht soviel aufzuarbeiten.»

Der FCB und die Dunkle Materie

Aufgegangen ist Vogel in den Ferien vor allem, dass er jenen Mitarbeitern des Clubs mehr Dankbarkeit entgegenbringen möchte, die nicht im Rampenlicht stehen: «Ich vergleiche sie mit einem Blick auf die Astrophysik mit der Dunklen Materie. Die sieht man auch nicht – aber ohne sie würde das Weltall nicht existieren.» Und daneben kam Vogel dann doch noch die Erkenntnis, «dass wir sportlich im Herbst gar nicht mal so schlecht waren».

Es spricht – zumindest in der heimischen Meisterschaft – wenig dafür, dass sich das im Frühjahr ändern wird. Zumal mit Gilles Yapi und Valentin Stocker zwei Spieler zurückkommen, die jeweils mit einem Kreuzbandriss fast die gesamte Vorrunde verpasst haben. Dass die zwei fast schon als Neuzugänge gelten können, unterschreibt Vogel «voll und ganz».

Ein neues Gesicht

Ein völlig neues Gesicht tauchte dann auch noch im ersten Training des Jahres auf. Darko Jevtic, 18-jähriger serbisch-schweizerischer Doppelbürger, stösst von der U21 des FCB zur ersten Mannschaft. Der Linksfuss spielt am liebsten im zentralen Mittelfeld, kann aber auch auf dem rechten Flügel eingesetzt werden und erfuhr per SMS in den Familienferien in Serbien von seinem Glück. Er wird vorerst den Platz von Sandro Wieser einnehmen, den es im Winter nach Hoffenheim gezogen hat.

Während Jevtic seine ersten Schritte im Profifussball unternimmt, haben zwei alte Hasen die Winterpause genutzt, um für die Zukunft vorzuspuren: Alex Frei und Benjamin Huggel haben eine Woche ihrer Ferien geopfert, um in Tenero einen Trainerkurs zu besuchen. Sie besitzen jetzt den C-Schein, dürften also Mannschaften in der 4. und 5. Liga trainieren.

Vorerst werden sie ihr Können aber noch in den Dienst des FCB stellen. Heiko Vogel jedenfalls hat grosse Ziele: «Ich will das Jahr 2011 noch toppen. Das ist möglich, denn ich kenne das Potenzial der Mannschaft und das Potenzial des Vereins.»

Das Vorbereitungsprogramm
9. Januar. Abreise ins Trainingslager in der Nähe von Marbella.
12. Januar. FCB–Nijmegen (Hol), 16 Uhr, Marbella Football Center.
14. Januar. FCB–Feyenoord Rotterdam (Hol), 16 Uhr, Marbella Football Center.
17. Januar. FCB–FC Videoton (Un), 16 Uhr, Marbella Football Center.
19. Januar. Rückreise aus dem Trainingslager.
25. Januar. FCB–FC Vaduz, 14 Uhr, Rankhof.
29. Januar. Testspiel, Gegner, Zeit und Ort offen.

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