FC Basel: Was nach zwölf Jahren Gigi Oeri bleibt

Nach über zwölf Jahren verlässt Gigi Oeri den FC Basel – und bleibt doch. Das Präsidenten-Amt hat sie am Montag an Bernhard Heusler weitergereicht. Dafür wurde sie Ehrenpräsidentin. Und den Nachwuchs unterstützt sie weiter.

Die Stabsübergabe. Gigi Oeri und Bernhard Heusler am Montag Abend. (Bild: Georgios Kefalas, Keystone)

Nach über zwölf Jahren verlässt Gigi Oeri den FC Basel – und bleibt doch. Das Präsidenten-Amt hat sie zwar am Montagabend an Bernhard Heusler weitergereicht. Doch im Gegenzug wurde sie zur Ehrenpräsidentin ernannt. Und dann ist da noch der Campus, mit dem sie den FCB-Nachwuchs weiterhin pro Jahr mit 2,6 Millionen Franken unterstützt.

Es war ein Standard-Satz, den Gigi Oeri immer bereit hatte. Wenn sie wieder einmal darauf angesprochen wurde, dass sie es sich ja eigentlich leisten könnte, sich und dem FC Basel ein paar Weltstars zu gönnen, sagte sie: «Der FCB muss auch überleben können, wenn ich morgen unters Tram komme.»

Die Journalisten, die die Feststellung schon ein paar Mal hatten hören dürfen, mögen manchmal mit den Augen gerollt haben. Und doch ist genau das die wichtigste Feststellung, jetzt, da der FCB – glücklicherweise nicht wegen eines Tram-Zwischenfalls – ohne Oeri wird auskommen müssen: Was Oeri zu Beginn mit ihren Millionen aufzubauen mitgeholfen hat, steht inzwischen auf eigenen Beinen. Das Geld ist grösstenteils nachhaltig verwendet worden. Und das können nun wirklich die wenigsten Fussballclubs auf dieser Welt von sich behaupten.

Einmal wollte sie einen Star verpflichten

Einmal, 2004, juckte es Oeri in den Fingern, mit Fernando Morientes einen richtigen Star nach Basel zu holen. Der damalige Cheftrainer Christian Gross war dagegen. Zu Recht. Das Gehaltsgefüge im Team hätte tiefe Risse bekommen.

Das bedeutet nicht, dass die heute 56-jährige Oeri nicht in Spieler investiert hätte. Offiziell war sie einst zwar bloss angetreten, um Geld für die Nachwuchs-Förderung bereit zu stellen. 1999 war das – und Oeri war eben als erste Frau überhaupt in den Vorstand eines Schweizer Profi-Fussballclubs gewählt geworden.

Doch der damalige FCB-Präsident René C. Jäggi wusste sehr wohl, was ihm da für ein Coup gelungen war, indem er die Ehefrau des Roche-Erben Andreas Oeri ins Boot holte. Es war das erste Mal, dass der FCB auf «altes Geld» aus dem Basler Daig zurückgreifen konnte. Und diese Chance liessen sich erst Jäggi und später auch Gross nicht entgehen.

Anschubfinanzierung für den klammen Club

Als der FCB 2001 vom Provisorium auf der Schützenmatte in den brandneuen St.-Jakob-Park umzog, finanzierte Oeri dem eigentlich klammen FCB für damalige Verhältnisse teure Spieler wie Christian Gimenez, Hakan Yakin und – ein Jahr später – Julio Hernan Rossi.

Weil Geld manchmal eben doch Tore schiesst, war das der Startschuss zu unglaublich erfolgreichen Jahren. Sechs Meistertitel und fünf Cup-Triumphe fallen in die Ära Oeri – und das, nachdem der Club zuvor 22 Jahre lang auf einen Titel gewartet hatte.

Geld aus der eigenen Tasche schoss sie auch danach noch ein. Zuletzt, als sie 2009 9,7 Millionen Franken gab, um das Defizit des FCB auszugleichen. Doch das Bild der ewig bezahlenden Mäzenin, das in der Öffentlichkeit immer wieder gezeichnet wurde, stimmte so nicht. Mit Erfolgen auf europäischem Parkett und vor allem dank einer hervorragenden Nachwuchs-Arbeit konnte der FCB in den meisten Jahren unter ihrer Ägide das eigene Budget ausgeglichen halten.

Das muss der Club nun noch viel mehr als in den letzten 13 Jahren. Denn mit ihrem Rücktritt vom Präsidenten-Amt am Montag Abend wird der Club endgültig ohne ihr finanzielles Fangnetz auskommen müssen.

Es wurde nicht nur in Spieler investiert

Angst und bange muss es einem um die Finanzen des Clubs deswegen noch lange nicht werden. In die Jahresrechnung 2011 etwa fliesst nicht nur die Champions League ein, sondern auch noch der Acht-Millionen-Transfer von Samuel Inkoom zu Dnipro Dnipropetrowsk. Und spätestens im Sommer dürfte ein Teil der Shaqiris, Xhakas und Co. mit hohen Ablösesummen vergoldet werden.

Einer, der die Genese des FCB zum international beachteten Fussballclub eng miterlebt hat, sagt: «Man darf die Zeit von Gigi Oeri nicht nur an Transfers messen, sondern daran, was im Backoffice passiert ist.» Peter Knäbel ist heute Technischer Direktor beim Schweizerischen Fussballverband und war bis 2009 Nachwuchs-Chef beim FCB. Und er ist überzeugt: «Es wurden Strukturen geschaffen, von denen der Verein langfristig profitieren kann.»

Zumal es Oeri auch geschafft hat, frühzeitig die Weichen für ihren Abschied zu stellen. Nach einer Zeit, in der sie nach und nach immer weiter ins Zentrum des FCB gerückt war, gelang es ihr, sich auch wieder zurückzuziehen. Im Januar 2009 war es, als sie auch offiziell die operative Leitung an Bernhard Heusler übertrug. Der Vizepräsident hatte das Tagesgeschäft allerdings schon weit vorher verantwortet. Nur war das für Aussenstehende nicht immer ersichtlich gewesen.

Von der Vorstandsfrau zur Präsidentin

Das lag zum einen an Oeris Ämterkumulation. 2002 war sie Vizepräsidentin geworden, 2003 auch noch mit dem Label Transfer-Chefin beklebt. Und 2006 schliesslich übernahm sie das Präsidenten-Amt. In dieser Rolle schien sie für so ziemlich alles verantwortlich zu zeichnen, was beim FCB geschah.

Es war ein Bild, das sie gegen aussen nur wenig korrigierte – und das gegen innen so immer wieder zu Spannungen führte. Nicht zuletzt auch deswegen, weil Oeri auch immer wieder emotional reagieren konnte. So wie nach den Ausschreitungen vom 13. Mai 2006, als sie spontan am liebsten gleich wieder vom Präsidenten-Amt zurückgetreten wäre – nur vier Tage nach ihrer Wahl.

Schliesslich aber bleibt die Feststellung, dass Oeri praktisch alles richtig gemacht hat. Sie hat die Möglichkeiten geschaffen, den FCB von einem darbenden Traditionsclub zum Schweizer Modellverein umzubauen. Sie hat in Bernhard Heusler den richtigen Nachfolger gefunden. Und sie hinterlässt dem Club dazu noch etwas, das mit Fug und Recht ihr Vermächtnis genannt werden darf. Auch wenn das Wort einen leicht morbiden Touch hat.

2,6 Millionen Franken pro Jahr an den Nachwuchs

Mit dem Campus, dessen Bau rund 20 Millionen Franken kosten wird, zementiert Oeri im wahrsten Sinn des Wortes die Vormachtsstellung des FCB im Schweizer Nachwuchsbereich. Kommt dazu, dass die grösstenteils von ihr geäufnete Stiftung den Betrieb des Campus übernehmen wird und einen Teil der Kosten der FCB-Nachwuchs-Teams. Das sind rund 2,6 Millionen Franken pro Jahr. Also unterstützt Oeri den Club trotzdem nicht unerheblich finanziell.

Am Montagabend wurde Oeri von 601 Anwesenden an einer ausserordentlichen Generalversammlung nach minutenlangem Applaus zur Ehrenpräsidentin ernannt. Es ist das erste Mal, dass der Verein jemandem diese Ehre erweist. Das sagt alles über die Stellung aus, die Gigi Oeri in der Geschichte des FC Basel einnimmt.

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