Dezimiert nach Sankt Gallen

Ohne die gesperrten Suchy, Balanta und Steffen und ohne den verletzten Serey Dié fährt der FC Basel in der achten Super-League-Runde zum Unruheherd FC St. Gallen. Und es scheint so, als ob FCB-Trainer Raphael Wicky dem etablierten Personal das Vertrauen schenkt. 

Alte Innenverteidigerqualitäten sind von Michael Lang gefragt, wie hier vor Jahresfrist bei einem von sechs aufeinanderfolgenden Basler Siegen. (Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller)

Die Ausgangslage: Bewährungsprobe

11 von 21 möglichen Punkten sind zu wenig – das findet auch Raphael Wicky. Um den Kontostand am Mittwoch in St. Gallen (20 Uhr) zu erhöhen, muss die Mannschaft eine Bewährunsgprobe bestehen: Vier Spieler fallen aus, drei Stammspieler durch Sperren, wobei Eder Balanta für seine dumme rote Karte in Chiasso intern eine Busse aufgebrummt bekommt. Nebst den vier Spielen Sperre, die von der Liga als Strafmass für die Tätlichkeit verhängt wurden.

«Es braucht seine Zeit», ist eine der meist benutzten Formeln von Wicky in den ersten Monaten beim FCB. Geduld ist in der Regel das, wovon Trainer am wenigsten zugestanden wird. Nach zehn Spielen, sieben davon in der Meisterschaft, räumt Wicky ein: «Wir haben zu wenig aus unseren Möglichkeiten gemacht.» Nebst den Aspekten, die ihm gefallen (Spielkontrolle, wenig Chancen des Gegners zugelassen) benennt er auch klar, was ihm nicht gefällt: «Wir sind auf den letzten 20 Metern zu wenig konkret, und wir haben zu einfache Gegentore aus dem Nichts bekommen.»

Daraus schliesst er: Den Ball nicht ins gegnerische Tor tragen wollen, das eigene Tor verteidigen wie eine Löwin ihr Baby, weiter schaffen und der Mannschaft Zeit geben für ihre Entwicklung.

Hat dem Trainer ein paar Diskussionen erspart: Cedric Itten (links) wird von Raphael Wicky für den Siegtreffer in Chiasso beglückwünscht.

Die personelle Situation: Lang spielt in der Innenverteidigung

Klar ist, wer in St. Gallen in der Innenverteidigung neben Manuel Akanji aufläuft: «Michael Lang wird spielen», kündigte Wicky am Dienstag ohne Umschweife an. Das habe Lang früher auch schon getan, unter anderem in der U20-Nationalmannschaft, als Wicky für den SFV arbeitete.

Weitere Details liess sich der FCB-Trainer nicht entlocken, doch eine Viererabwehr mit Gaber, Lang, Akanji und Riveros ist eine naheliegende Variante. Davor könnte es eine Mittelfeldreihe mit Xhaka und Zuffi im Zentrum sowie Bua und Elyounoussi auf den Flügeln geben. Und womöglich einen Zwei-Mann-Sturm mit van Wolfswinkel und Senkrechtstarter Itten.

Oder der Trainer entscheidet sich für eine Fünferabwehr mit der Dreierkette Pacheco, Lang und Akanji.

Was der FCB-Trainer sagt: «Es tut weh»

Nach dem «Pflichtsieg» (Wicky) im Cup in Chiasso folgt nun die Chance der Wiedergutmachung der peinlichen Heimniederlage gegen Lausanne. «Das war ein Schlag für mich», räumt Wicky ein, «und die fehlenden drei Punkte tun weh.»

Nun also St. Gallen, wo der FCB vor knapp zwei Jahren letztmals verloren und seither gegen diesen Gegner das Punktemaximum geholt hat (sechs Siege, 22:4 Tore). 10’500 Tickets haben die Sankt Galler abgesetzt.

Ob die Gastgeber seiner Mannschaft nun mit hohem Pressing beikommen wollen, wie Giorgio Contini es früher schon mit dem FC Vaduz gegen Basel machte, oder kompakter organisiert wie zuletzt beim FCZ (1:1): «Wir sind auf beides gefasst», sagt Raphael Wicky. Er erwartet die Ostschweizer in der Arbeit gegen den Ball in einer 4-4-2-Grundordnung und hält die Nebengeräusche in St. Gallen für nicht weiter relevant fürs Spiel selbst: «Ich glaube nicht, dass das negativen Einfluss auf die Mannschaft hat.»

«Das wird knifflig» – FCSG-Trainer Giorgio Contini vor dem Spiel

Der Gegner: Das Basler Element

Die St. Galler Bank mit Cheftrainer Giorgio Contini (rechts) und dem Ex-Basler Markus Hoffmann, hier beim Zittersieg im Cup gegen Lindt.

Mit dem Österreicher Markus Hoffmann als Co-Trainer auf der Bank neben Giorgio Contini ist ein weiteres Basler Element beim FC St. Gallen hinzugekommen. Der Nachwuchsausbildung beim FCB entstammen ausserdem die Ajeti-Brüder Albian (2 Tore in der laufenden Saison) und Adonis, Roman Buess (1 Tor/1 Assist) sowie Marco Aratore, der sich mit vier Toren und einer Vorbereitung zum aktuellen Topscorer gemausert hat.

Auch früher beim FCB in der Ausbildung tätig: Marco Otero, jetzt zuständig im «Future Champs Ostschweiz» für die Talentförderung beim FC St. Gallen. Otero besetzt eine der Rollen im Sankt Galler Rosenkrieg, ein Beispiel dafür, wie ein Wechsel in Klubführung und Aktionariat auch verlaufen kann: nämlich wie eine «Schlammschlacht» (Dölf Früh, abgetretener Präsident im «Blick»).

Wer sich für den durchaus besorgniserregenden Zustand des FC St. Gallen interessiert, ist mit folgenden Beiträgen des «Tagblatts» einigermassen auf dem Laufenden:

«Ein schwacher Präsident duldet keine starken Verwaltungsräte»

«Dem Club um Hernandez droht der Laden um die Ohren zu fliegen»

Für vermummungsfreudige FCB-Fans auch noch interessant: das vom St. Galler Kantonsrat gerade beschlossene Verhüllungsverbot (vulgo: Burka-Verbot).

Man muss sie einfach gern haben, die Sankt Galler Fans und ihren Sinn für Humor.

Ausserdem: Van Wolfswinkel und der Rekord

Nach dem torlosen Basler Saisonstart in Bern hat Ricky van Wolfswinkel in jedem Spiel mindestens einmal getroffen (insgesamt sieben Tore in sechs Partien, davon drei Elfmeter). Trifft der Niederländer auch in St. Gallen, so stellt er – wie die Swiss Football League auf ihrer Website festgestellt hat – einen Rekord aus der Saison 2005/06 ein, als Francisco Aguirre für den Auf- und späteren Absteiger Yverdon-Sport zwischen der 9. und 15. Runde regelmässig traf. Als van Wolfswinkel am Dienstag im Vorübergehen von dieser Aussicht erfuhr, runzelte er die Stirn und meinte schmunzelnd: «Dann werde ich das tun.»

Und sonst noch: Der Klassiker und die Baustellen

Am Samstag (20 Uhr) kommt es wieder zum Klassiker: Der FC Zürich gastiert im Joggeli und am Dienstag lag die Vorverkaufszahl bereits bei 26’500 Tickets. Wegen der Baustellensituation in der Stadt und inbesondere um den Schänzlitunnel weist der FCB die Zuschauer schon jetzt darauf hin, sich frühzeitig zum Stadion aufzumachen.

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