Das muss man sich erst mal trauen: Vorige Woche im Cupfinal noch einen Elfmeter zu verschiessen und sich dann den Ball zu schnappen und den meisterschaftsentscheidenden Penalty zu verwandeln. Fabian Frei hat sich in Bern getraut.
Yann Sommer | 5
Jederzeit Herr der Lage in seinem Strafraum. Musste einmal nachfassen bei einem Fernschuss von Farnerud, bekam nach der Pause noch genau einen Schuss zu halten (Nuzzolo/66.), und als Sommer in der 93. Minute einen letzten, hohen, verzweifelten Ball der Young Boys mit mächtigem Sprung aus dem Berner Nachthimmel pflückte, war klar: das war’s.
Philipp Degen | 4,5
Wenn er nach einem Zweikampf stehen bleibt, mit dem Linienrichter diskutiert, während der Gegenangriff über seinen Flügel läuft, sein Trainer an der Seitenlinie Flöhe bekommt – ja, dann will man nicht glauben, dass Philipp Degen inzwischen mehr als zehn Jahre Profi ist. Ansonsten ein guter Match, wurde von Marco Bürki in der 73. Minute elfmeterreif gefoult. Elfmeter gab’s nicht, dafür einen Platzverweis, den YB-Trainer Bernard Challandes «sehr, sehr, sehr, sehr, sehr hart» fand.
Gaston Sauro | 5
Durfte für den gesperrten Fabian Schär ran und zeigte ganz zum Schluss seiner ersten Saison beim FCB, die er sich sicher anders vorgestellt hat als mehrheitlich auf der Bank zu sitzen, wie wertvoll er sein kann. Ruhiges, klares Verteidigungsspiel, und als er sein zweites Tor erzielen wollte, riss ihn Gerndt zu Boden, was den Elfmeter eintrug, der das Spiel entschied.
Aleksandar Dragovic | 5
Hatte wohl, nachdem das Gegentor in Zürich am Sonntag auch seinem Übereifer zuzuschreiben war, die Anweisung erhalten, den Kreidestrich in der Mitte des Feldes als Demarkationslinie zu betrachten. Verbrachte also den Abend mit Verteidigen und tat das gut, hätte sich aber nicht beklagen können, wenn sein Hands zwei Minuten nach der Führung ebenfalls zum Penalty geführt hätte. Was sein Arm da draussen suchte, muss er noch erklären.
Kay Voser | 4,5
Erhielt erneut den Vorzug vor Joo Ho Park und hatte im schnellen Raphael Nuzzolo den agilsten Berner gegen sich. Musste in der dritten Minute gleich mal parat sein und in höchster Not klären, konnte Nuzzolo nicht immer kontrollieren, aber je länger die Partie lief, desto besser. Immer schön für einen Verteidiger: Sein Gegenspieler wurde ausgewechselt.
Markus Steinhöfer | 4,5
Öfter mal was Neues: In Bern von Beginn an im Mittelfeld auf dem rechten Flügel eingsetzt, den er natürlich kennt von seinen Vorstössen als rechter Verteidiger und aus früheren Zeiten. Rückte dann bald einmal ein bisschen mehr ins Zentrum ein, als Murat Yakin von Aussen korrigierend auf eine Missbalance reagierte. Steinhöfer war der Erste, der Torschütze Fabian Frei beim Torjubel einholte – auch eine läuferische Leistung.
Cabral | 4
Feine Sache, sich mit einem Titel zu verabschieden – seinem achten mit dem FC Basel. Beim Premier-League-Club Sunderland soll er einen Vierjahresvertrag unterschreiben, sicher eine gut dotierte Angelegenheit, und das hat sich Cabral ja irgendwie auch verdient. Machte in Bern wie immer den Balldieb, packte ein hochriskantes, aber auch nötiges, sauberes Tackling gegen Afum aus (31.), für das ihn auch die Fans im Nordwesten Englands lieben würden.
Fabian Frei | 5
Ganz überlegter Auftritt des Dirigenten im defensiven Mittelfeld. Genauso überlegt und nervenstark sein Elfmeterschuss ins Basler Glück. Verneigung vor einem 24-Jährigen, der in diesem Frühjahr im Schnellverfahren zum Führungsspieler reifte. Im Cupfinal einen viel beweinten Penalty zu vergeben und dann zehn Tage später sich den Ball zu schnappen und einen meisterschaftsentscheidenden Penalty zu verwandeln – das nennt man dann in der Fussballersprache wohl «Verantwortung übernehmen».
Valentin Stocker | 4
Nach dem schwachen Cupfinal und dem starken Spiel in Zürich irgendetwas zwischendrin. Sah eine Chance vereitelt, als er eine schwer zu nehmende, scharfe Hereingabe von Bobadilla mit der Hacke an Wölfli vorbei bugsieren wollte. Beste Auftritte im Stade de Suisse: Der Freistoss, der zum Elfmeter führt und anschliessend beim Feiern.
Raul Bobadilla | 4
Wurde an an alter Wirkungsstätte mit herzlicher Abneigung begrüsst, warf sich in den Kampf, obwohl er nun einmal nicht kaschieren kann, dass ihm die Anbindung noch fehlt und das Selbstvertrauen sowieso. Einen Schuss in der 19. Minute parierte Wölfli, und eine erste Halbzeit lang war der Argentinier durchaus ein Aktivposten. Bis ihm die Kräfte schwanden.
Marco Streller | 4
Der Captain läuft auf den Felgen – rien ne va plus. Um für ein bisschen Bertrieb bei Nef & Co. zu sorgen, reichte es aber schon, und eine Chance hatte Streller auch, scheiterte aber an Wölfli, einem der wenigen Berner an diesem, Abend, die noch so etwas wie Austrahlung hatten. Was aber nach dem Schlusspfiff in Streller vorgegangen sein muss, kann man erahnen, wenn man die Geschichte dieser Saison Revue passieren lässt und auf den Bildern des Spiels in Strellers Gesicht schaut. Pure Erlösung.
Mohamed Salah | 3,5
Der Ägypter wirkt am Ende seiner ersten Saison im FCB-Trikot gar gekocht. Der Turbo zündet nicht mehr. Was an Konterchancen vorhanden war, nachdem er in der 60. Minute den angeschlagenen Streller ablöste, konnte er nicht ummünzen. Was natürlich auch daran lag, dass keiner mitmachen wollte, weil alle Kollegen auf dem Platz wahrscheinlich den Sonntag in Zürich im Hinterkopf hatten und sich diesmal gegen die Young Boys keine Blösse geben wollten.
Mohamed Elneny | –
Kam in der 77. Minute für den angeschlagenen Philipp Degen und war zu kurz im Einsatz, um beurteilt zu werden.
Arlind Ajeti | –
In der 88. Minute für Bobadilla eingewechselt, war seine Aufgabe – ja, was eigentlich? Natürlich nicht, Bobadilla als Stürmer zu ersetzen. Der gelernte Innenverteidiger sollte einfach im Zentrum mit dichtmachen, koste es was es wolle. Freilich zu kurz im Einsatz, um dafür beurteilt zu werden.