Für den Moment gibt es keine Tickets mehr für den Cupfinal Basel gegen Sion. Nach dem kurzfristig in Gang gesetzten Vorverkauf muss der FC Basel Kritik aushalten und nimmt Stellung dazu. Für Zukurzgekommene gibt es eine kleine Hoffnung auf Ticket-Restposten, die noch in den Verkauf gelangen könnten.
A.W. ist nicht alleine. Der FCB-Fan gehört zu jenen, die leer ausgegangen sind beim Vorverkauf für den Cupfinal zwischen dem FC Basel und dem FC Sion in Basel. Als am Donnerstag um 9.00 Uhr der Online-Verkauf freigeschaltet wurde, registrierte der FC Basel in der ersten Stunde 30’000 bis 60’000 Zugriffe auf sein Ticket-Portal.
30’000 Anfragen hat der FC Sion nach eigenen Angaben für die ihm zustehenden 13’500 Finaltickets erhalten. Am Freitag standen die Fans schon morgens Schlange – erst für den Kauf von Jahreskarten für die kommende Saison, der wiederum für den Bezug von Finaltickets berechtigten.
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Zwischen 13.30 und 13.45 Uhr waren dann die letzten der rund 7000 vom FCB online zur Verfügung gestellten Tickets weg. Bei Ticketcorner, der für den Schweizerischen Fussballverband SFV den Verkauf abwickelt, waren rund 1500 angebotene Plätze im Sektor G des Stadions (dritter Rang) innert fünf Minuten ausverkauft.
FCB-Fan A.W. (Name der Redaktion bekannt) zählt also zu den Enttäuschten, die am 7. Juni gerne dabei gewesen wären im St.-Jakob-Park. Und er ist nicht der einzige, der sich daran stösst, wie der Verkauf vonstatten gegangen ist. Seine Kritikpunkte: Der Verkaufsstart um 9.00 Uhr an einem Werktag, dies ausschliesslich online und die Möglichkeit, pro Person zwei Tickets zu buchen. Wo doch, so sein Einwand, bei Champions-League-Spielen jedem Jahreskarteninhaber (der auch er ist) jeweils nur ein Ticket zur verfügung steht.
Eine andere Reklamation aus Fankreisen am Verkaufsverfahren ist die kurze Frist zwischen Ankündigung (im Laufe des Mittwochs) und dem Verkaufsstart tagsdarauf um 9.00 Uhr.
«Die Frist bis zum Verkaufsbeginn war kurz»
Grundsätzlich hält Silvan Bünder, der Leiter Ticketing beim FC Basel, fest: Der Cup-Final ist eine Veranstaltung eines Dritten, in diesem Fall des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV). Womit die FC Basel 1893 AG das Stadion an den Veranstalter und Besitzer der Wettbewerbsrechte am Schweizer Cup – den SFV – vermietet hat. Damit sind auch sämtliche Nutzungs- und Vermarktungsrechte an den Verband geregelt.
Der SFV hat beiden Finalisten eine Kartenkontingent überlassen (der SFV kommunizierte die Zahl von je 13’500; der FCB 13’000). 7000 Tickets hat der FCB aus seinem Anteil in den freien Verkauf an Mitglieder und Jahreskarteninhaber gegeben, 6000 Tickets bietet er seinen Partnern und Sponsoren, intern (Trainer, Teams, Junioren, Mitarbeiter), den offiziellen und inoffiziellen Fanclubs sowie der Fanarbeit an.
Zur Ankündigung des Verkaufsstarts am darauffolgenden Tag sagt Bünder: «Wir wissen, dass die Frist bis zum Verkaufsbeginn kurz war.» Er verweist aber darauf, dass sowohl eine Vorinformation als auch die offizielle Verkaufsinformation auf der Website, per Mail und SMS sowie über die Social-Media-Kanäle kommuniziert worden sei.
FCB hält Online-Verkauf für fairsten Weg
Gleichzeitig hält er den Online-Verkauf grundsätzlich für den fairsten Weg: «Heute hat fast jede Person prinzipiell die Möglichkeit, Internet zu nutzen und es ist sicher einfacher, übers Internet etwas zu buchen, als sich extra frei nehmen zu müssen, damit in Basel an einer Kasse eventuell Tickets bezogen werden könnten.»
Bei der Anzahl Tickets pro Käufer habe der FCB versucht, so Bünder, «einen Mittelweg in dem zur Verfügung stehenden Kontingent zu finden. Im Normalfall möchte man nicht alleine, sondern mindestens zu Zweit an ein Spiel, in diesem Fall an den Cupfinal».
Der Ticketingchef sieht das Verfahren als Dienstleistung am Kunden, sprich: am Jahreskarteninhaber und an den Mitgliedern. Dies, da diese Kontingente exklusiv für dieselben angeboten worden sind. Denn Vorbezugsrechte oder Anrechte in Bezug auf Jahreskarten bestehen keine. Bünder ergänzt: «Uns ist bewusst, dass mit dem zur Verfügung stehenden Kontingent längstens nicht alle Wünsche berücksichtigt werden konnten.»
Bei der Anzahl Tickets pro Käufer habe der FCB versucht, so Bünder, «einen Mittelweg zu finden». Es gäbe Leute, die mehrere Jahreskarten besitzen, «und in der Regel, will man zu Zweit zum Final». Der Ticketingchef sieht das Verfahren als Dienstleistung am Kunden, sprich: am Jahreskarteninhaber.
Der FCB hat auch schon draufgelegt
Ausserdem hat der FC Basel die Tickets auf eigenen Risiko übernommen. In diesem Fall ein nicht existierendes, da der St.-Jakob-Park mit seinen 36’000 Sitzplätzen restlos ausverkauft sein wird. In den beiden vorangegangen Endspielen mit FCB-Beteiligung konnte der Verein das ihm zustehende Kontingent jedoch nicht absetzen.
Meldungen, wonach das Ticketingsystem des FCB am Donnerstag zwischenzeitlich zusammengebrochen sei, widerspricht Bünder. Aufgrund der immensen Nachfrage sei das System zwischen 9 und 10.15 Uhr «langsam geworden, aber es hat funktioniert. Eine andere Information ist uns nicht bekannt und wurde so auch nicht festgestellt».
Ist eine gewisse Limite an elektronischen Anfragen erreicht, begrenzt der FCB automatisch die Zugriffe auf sein Ticketingportal und es erscheint am Bildschirm eine Information darüber, was aber, so der FCB, keinem Fehler oder einem Zusammenbruch entspricht. «Eine reine Sicherheitsmassnahme», erklärt Bünder, «damit diejenigen Kunden, die gerade im Buchungsprozess sind, diesen auch korrekt abschliessen können.»
Hoffnung auf einen Restposten
Für alle Zukurzgekommenen gibt es einen Hoffnungsschimmer: Sowohl beim FC Basel wie auch beim SFV ist es durchaus vorstellbar, dass nicht alle zurückgehaltenen Tickets abgesetzt werden können. Sprich: es kann eine weitere Verkaufsphase geben. Darauf weist der FCB auf seinem Portal unter der Rubrik Cupfinal auch ausdrücklich hin (siehe Screenshot oben). Wieviele Karten das sein werden und zu welchem Zeitpunkt sie in den (Online-)Verkauf gelangen, ist offen. Bei einem grösseren noch verfügbaren Posten, so Bünder, werde entsprechend informiert.
Beim SFV hiess es am Freitag zwar ebenfalls, dass das Kontingent ausverkauft sei. Ticketingchef Michel Schafroth beziffert die Zahl der Tickets auf rund 8000, von denen insgesamt cirka 2500 im Sektor G über Ticketcorner verkauft wurden. Aus dem Rest bedient der SFV unter anderem Sponsoren, Trainer und Funktionäre, und so ist es durchaus vorstellbar, dass auch hier ein Restposten übrig bleiben wird.
Phantasiepreise auf dem Schwarzmarkt
Worüber sich der FCB-Fans A.W. auch noch aufregt: der umgehend einsetzende Handel mit Finalkarten auf Online-Börsen. Auf Portalen wie ricardo.ch oder viagogo.ch wurden am Freitag Tickets zu Phantasiepreisen von 150, 200 Franken und mehr angeboten. Offiziell kostet die teuerste Karte fürs Joggeli 100 Franken, die günstigste (kostete) 30 Franken.
Und wenn alle Stricke reissen, hat A.W. auch noch einen Vorschlag: eine Übertragung auf Grossleindwand auf dem Barfi, dem Marktplatz oder in der St. Jakobshalle.
Vorfreude, Walliser Art: Fans des FC Sion stehen am Freitag im Tourbillon für Cupfinal-Tickets an. (Bild: Keystone/OLIVIER MAIRE)