FCB–FCZ 2:2 – Das Jubiläumstor rettet Basel einen Punkt

Eine Stunde herrscht Leerlauf, dann nimmt dieser Klassiker noch richtig Fahrt auf. Die Zürcher 2:0-Führung egalisiert der FC Basel nach einer roten Karte für Behrang Safari durch Treffer von Matias Delgado in der 83. und Birkir Bjarnason in der 85. Minute. Der Isländer geht damit als Schütze des 1000. Super-League-Tores für den FCB in die Geschichtsbücher ein.

Eine Stunde herrscht Leerlauf, dann nimmt dieser Klassiker noch richtig Fahrt auf. Die Zürcher 2:0-Führung egalisiert der FC Basel nach einer roten Karte für Behrang Safari durch Treffer von Matias Delgado in der 83. und Birkir Bjarnason in der 85. Minute. Der Isländer geht damit als Schütze des 1000. Super-League-Tores für den FCB in die Geschichtsbücher ein.

Es braucht eine strittige Szene, um den Klassiker Basel-Zürich aus dem Dämmerschlaf zu reissen. Breel Embolo hat sich nach einer Stunde mit ihm typischen energischen Körpereinsatz gegen Ivan Kecojevic durchgesetzt, steht plötzlich alleine vor FCZ-Goalie Yanick Brecher – und Schiedsrichter Fedayi San entscheidet auf Stürmerfoul.

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Das ist ein Fehlentscheid, Embolo bekommt für Reklamieren die gelbe Karte – ist damit neben Marek Suchy und Behrang Safari am Mittwoch in Lugano gesperrt – und wenige Augenblicke später führt der FCZ.

Es passiert im Anschluss an den ersten Eckball für die Gäste in der 61. Minute; einen zweiten Corner wehrt Walter Samuel zur Seite ab, von wo die Flanke in den Strafraum segelt, die zwischen Suchy und Kecojevic wie eine Flipperkugel landet. Routinier Alexander Kerschakow verwandelt den herrenlosen Ball mit einem Seitfallzieher zum 0:1.

Ein Tor, das den Spielverlauf den Kopf stellt, dem Klassiker aber in der 62. Minute Leben einhaucht. Und wie.

Der FCZ: Zwei Stockwerke tiefer stehend als YB

Eine Stunde lang hat die Partie so gewirkt, als ob jemand eine DVD mit der Begegnung FCB-YB vor Wochenfrist eingelegt hat. Es passiert so gut wie gar nichts, einmal abgesehen davon, dass sich Marc Janko früh und ohne Fremdeinwirkung an den Adduktoren verletzt und sich Urs Fischer dadurch gezwungen sieht, in der 29. Minute den Youngster Cédric Itten einzuwechseln.

Am Grundmuster ändert sich nichts: Basel spielt überlegen, aber ohne Geistesblitz. Eine Chance für Davide Callà (41.) gibt es für den FCB, den Fischer nach dem Ausfall von Michael Lang mit einer Dreierabwehrkette (Suchy, Samuel, Safari) sowie mit Renato Steffen und Callà auf den Aussenpositionen aufgestellt hat.

Im Gegensatz zum Spitzenkampf gegen YB, als die Berner eine erste Halbzeit lang immerhin die aktivere Mannschaft gewesen waren, verlegt sich der FCZ 60 Minuten lang fast nur auf eine destruktive Spielweise. Etwa zwei Stockwerke tiefer stehend als YB lässt er den Liga-Dominator kommen, der zwar «das Spiel Griff hatte» sowie «Ball und Gegner laufen liess», wie Trainer Urs Fischer festhält – einem Treffer kommt der FCB an diesem Nachmittag allerdings nicht sehr nahe.

Als alles auf die zweite Heimniederlage deutete

Und keine sieben Minuten nach dem ersten Gegentreffer liegt der FCB 0:2 im Hintertreffen. Diesmal erwischt der nicht sonderlich grossgewachsene Kevin Bua die Basler Innenverteidigung und vor allem Suchy, und der Kopfball schlägt unhaltbar im Torwinkel ein.

Es deutet einiges auf die zweite Basler Heimniederlage der Saison hin, und selbst Urs Fischer räumt ein, man hätte das Gefühl haben können, «es sei gelaufen». Zumal der FCB ab der 76. Minute mit einem Mann weniger auf dem Platz steht, weil Safari für seiner Notbremse gegen Kevin Bua die rote Karte sieht.

Zeugnis Basler Moral in Unterzahl

Immerhin können sich die 31’257 Zuschauer im St.-Jakob-Park nicht über mangelndes Spektakel beklagen. Die Basler Aufholjagd in Unterzahl mit dem eingewechselten Birkir Bjarnason ist ein bemerkenswertes Zeugnis der Moral dieser Mannschaft, die sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden will. «Wenn man gegen einen gut organisierten FCZ von einem 0:2 zum 2:2 zurückkommt, muss man der Mannschaft ein Kompliment machen. Das hat sie sich mehr als verdient», sagt Urs Fischer.

Ein Foulpenalty führt zum Anschlusstreffer. Alain Nef hat sich auf Embolo aufgestützt; das Verdikt ist in Ordnung, auch wenn sich Sami Hyypiä ganz unfinnisch aufregen will über den Entscheid des Unparteiischen: «Das war nie Elfmeter, dann müssen wir kontaktfrei spielen», ereifert sich der FCZ-Coach, «Basel hat ein bisschen Extrahilfe bekommen, und damit bin ich sehr, sehr unzufrieden.»

Hyypiäs Groll auf den Schiedsrichter

Von seinem Captain bekommt Hyypiä nur bedingt Support: «Ein bisschen hart» findet Alain Nef den Elfmeterpfiff gegen sich («Ich stütze mich auf»), und das vermeintliche Foul zuvor von Embolo an Kecojevic, sagt Nef frank und frei, «ist für mich kein Foul».

Vielleicht kann man Hyypiäs Groll verstehen, da er mit seinem Team gerade vom Tabellenende kommt, mit der Cupfinal-Teilnahme für Balsam auf die Stadtzürcher Seele gesorgt hat und zuletzt mit zwei Siegen ohne Gegentor Aufwärtstendenz erkennen liess. Auch in Basel, wenn auch erst nach einer Stunde. «Schade», sagt Hyypiä, «dass wir nur mit einem Punkt nach Hause gehen.»

Auch das sieht FCZ-Captain Nef differenziert: «2:0 in Führung, die rote Karte für den FCB – klar, ärgert das, wenn man den Sieg dann noch aus den Händen gibt. Aber wenn vorher jemand gesagt hätte, dass wir in Basel unentschieden spielen, hätte ich unterschrieben.»

Bjarnason und der 1000. FCB-Treffer in der Super League

Für dieses Unentschieden sind schliesslich zwei Basler zuständig, die stellvertretend für den nicht nachlassenden Willen dieser Mannschaft stehen: Captain Matias Delgado mit seinem 40-Meter-Ball in den Lauf von Bjarnason, und der Isländer selbst, der mit seiner ihm eigenen Entschlossenheit in der Box an die Chance glaubt und in der 85. Minute mit der Stirn vor dem herausstürzenden FCZ-Goalie Brecher der Kugel die entscheidende Richtungsänderung gibt.



10.04.2016; Basel; Fussball Super League - FC Basel - FC Zuerich; Birkir Bjarnason (Basel) erzielt das Tor zum 2:2 (Steffen Schmidt/freshfocus)

Das 1000. Tor des FC Basel in der Super League seit 2003: Birkir Bjarnason trifft mit diesem Kopfball zum 2:2 gegen den FCZ. (Bild: Steffen Schmidt/freshfocus)

Es ist nicht allein der – verdiente – Ausgleich für den FC Basel, sondern auch gleichzeitig das 1000. Basler Tor in der Super League. «Schön», findet Trainer Fischer, «das passt zum Nachmittag. Die Zuschauer sind unterhalten worden mit allem, was den Fussball besonders macht.» Champagner wird deshalb keiner geöffnet in der Garderobe, und der Jubiläumstorschütze selbst wird erst nach dem Spiel auf die historische Marke aufmerksam gemacht, die nun mit seinem Namen verbunden bleibt.

An das erste Basler Super-League-Tor, im Sommer 2003 von Hakan Yakin erzielt bei einem 2:1-Heimsieg gegen – den FC Zürich, mag sich kaum noch jemand erinnern, und der damals 15-jährige Bjarnason schon zweimal nicht. « Keinen blassen Schimmer» habe er, wer Hakan Yakin sei, räumte er ein. Aber selbstverständlich, so Bjarnason, sei es «eine Ehre», nun den 1000. Treffer erzielt zu haben.

Es bleiben 15 Punkte Vorsprung

Auf die Situation im Titelrennen nimmt dieser auf eine halbe Stunde verdichtete Klassiker und der Basler Punkteverlust keinen grossen Einfluss. 15 Punkte ist der FCB noch den Young Boys voraus, die Frage ist nach wie vor lediglich, wann Basel den siebten Titel en suite feiern wird. Aber immerhin darf man nun ein bisschen rätseln, wer angesichts von drei Gesperrten (Suchy, Safari, Embolo) sowie des verletzten Janko am Mittwoch in Lugano aufläuft.

 

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Vor dem Spiel:

Der Blick nach Zürich: Die Saison ist für den FCZ eine Enttäuschung. Die Qualifikation für den Cupfinal ändert daran wenig. Warum die erfolgreichste Mannschaft der letzten Jahre hinter dem FC Basel nicht zum Erfolg findet, hat auch strukturelle Gründe. Einfach zu durchblicken sind sie nicht. » Einfach zu verstehen ist beim FC Zürich nur der Fussball

Das 1000. Tor als Anreiz: Die Meisterschaft, man mag es kaum noch schreiben oder lesen, ist de facto entschieden. In Basel rücken andere Aspekte in den Vordergrund. Beispielsweise das Jubiläumstor in der Super League. Der Meister steht bei 998 Toren, gegen Zürich könnte diese Zahl vierstellig werden. » Das Jubiläumstor will erzielt werden

Künstler interpretieren die FCB-Spieler: Am Freitag ist der Startschuss für das tschutti heftli erfolgt. In der wunderbaren Alternative zu den klassischen Panini-Bildern sind die Spieler der EM-Teilnehmer von Künstlern dargestellt. Diese verraten, was ihnen bei der Arbeit an den Baslern Spass und Mühe bereitet hat. » 15 Minuten für Janko und Pommes im Schnabel der Möwen

Janko bleibt bis Sommer 2017: Im Sommer 2015 hatte der FC Basel für Marc Janko nichts bezahlt. Der österreichische Nationalstürmer kam ablösefrei vom FC Sydney, fand in Basel sein Glück – und Basel erfreut sich eines Stürmers mit ausgezeichneten statistischen Werten. » Harmonie nach bewegten Jahren


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