FCB-FCZ 3:1 – Alex Frei schenkt Basel zum Abschied ein Traumtor

Grosses Gefühlskino im St.-Jakob-Park: 32’000 Fans feiern den Abschied von Alex Frei. Und der leitet mit seinem 108. Treffer im FCB-Trikot, einem traumhaften Freistosstor, die Wende ein beim 3:1 (0:1)-Heimsieg des FC Basel gegen den FC Zürich.

Zuerich's Torheuter David Da Costa, links, kann den Schuss von Basel's Alex Frei, Mitte, nicht halten beim Fussballspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Zuerich im St. Jakob Park Stadion in Basel, am Sonntag, 14. April 2013. (KEYSTONE/Pa (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Grosses Gefühlskino im St.-Jakob-Park: 32’000 Fans feiern den Abschied von Alex Frei. Und der leitet mit seinem 108. Treffer im FCB-Trikot, einem traumhaften Freistosstor, die Wende ein beim 3:1 (0:1)-Heimsieg des FC Basel gegen den FC Zürich.

Eine emotional aufgeladene Woche mit dem Einzug in den Europacup-Halbfinal in der Nacht auf Freitag findet am Sonntag ihre Fortsetzung. Auf den Schultern von Jacques Zoua verlässt Alex Frei nach dem letzten Spiel seiner grossartigen Karriere den St.-Jakob-Park, 32’328 Zuschauer jubeln ihm zu – ausser ein paar Zürchern – und Basel schwelgt bereits jetzt in Erinnerung eines fabelhaften Torjägers.

Und was für ein Abgang ist es in der 64. Minute, als Marco Streller an der Seitenlinie wartet, um seinen Weggefährten seit Kindesbeinen und Freund abzulösen: Nur sechs Minuten zuvor hat Frei die Wende eingeleitet in diesem Klassiker, in dem der FCB seit der 25. Minuten im Rückstand gelegen hatte. Gefoult von Berat Djimsiti, legt sich Alex Frei den Ball 25 Meter vor dem Kasten von David Da Costa zurecht. Ein letztes Mal in seiner Karriere nimmt er Mass, läuft er nur anderthalb Schritte an – und zirkelt den Ball mit seinem rechten Fuss über die Abwehrmauer in den Torwinkel.

Was für ein Schlusspunkt. Man kann nur den Hut ziehen und sich tief verneigen vor diesem Fussballer.

Schär und Salah sorgen für Entscheidung

Die Entscheidung erzwingt der FCB in den Schlussminuten: Erst holt Valentin Stocker einen Foulelfmeter heraus, den Fabian Schär, der das Gegentor mit auf seine Kappe nehmen muss, genauso souverän verwandelt wie am Donnerstag im Penaltyschiessen gegen Tottenham. Nur Sekunden später trifft Mohamed Salah bei einem Konter zum 3:1, ein Sieg, mit dem der FCB als Tabellenführer ins letzte Saisonquartal geht.

Und das nun auch noch mit einem auf drei Punkte angewachsenen Vorsprung, weil die Grasshoppers sich am späteren Sonntagnachmittag daheim gegen den FC Sion mit einem 1:1-Unentschieden benügen muss. Gegen jenes Sion, wo der FC Basel am Mittwoch auf seiner dritten Hochzeit tanzt: Im Cup-Halbfinal (Tourbillon, 20.45 Uhr, SRF2 live).

Der 16. Saisonsieg fällt schwer

Der Weg zum 16. Saisonsieg in der Super League fällt dem FC Basel schwer. Murat Yakin schickt wie angekündigt eine auf sieben Positionen umformierte Startelf aufs Feld gegen einen FCZ, den er unter dessen neuen Trainer Urs Meier wieder als Gegner erachtet, «der Spiele gewinnen kann». Und diese Zürcher machen, wie es Meier hinterher ausdrückt «eigentlich sehr viel richtig». Von Loris Benito mit einem langen Ball geschickt, lässt Josip Drmic den müde wirkenden Schär stehen, umkurvt geschickt Yann Sommer und vollendet technisch perfekt mit einem Schuss aus extrem spitzen Winkel.

Elf Minuten später trifft Amine Chermiti nur die Lattenunterkante des Basler Tores – ein 2:0-Vorsprung, sinniert Meier, «hätte den Baslern das Leben noch schwerer gemacht». Der FCB müht sich, er dominiert die Partie, aber er kommt zu keinen klaren Abschusssituationen gegen eine  tief verteidigenden FCZ. Ein Kopfball Stockers in die Hände Da Costas ist noch das Gefährlichste, was die Platzherren kreieren können.

«Es war das berühmte erste Spiel nach einem solchen Europacup-Abend – es war extrem schwierig, die Mannschaft einzustellen», räumt Murat Yakin ein. Der FCB-Trainer stellt in der Pause um, Marcelo Diaz etwa spielt nun weiter nach vorne orientiert, Cabral steht tiefer. In der 52. Minute kommt Alex Frei erstmals überhaupt in seinem Abschiedsspiel zum Abschluss – wird aber auf der Sechzehnmeterlinie geblockt. Einen Querpass Stockers auf Frei fängt Da Costa ab.

Freis Tor entfacht den Klassiker neu

Dann kommt der Moment, in dem der Klassiker «neu entfacht» wird, wie es Meier ausdrückt. Das Foul von Berat Djimsiti an Frei, der Freistoss, das Tor zum Ausgleich. Alex Frei, sagt Murat Yakin, habe bei seinen Rücktrittsankündigung im Herbst versprochen, dass er noch einmal all seine Kräfte bis zum Schuss für den FC Basel mobilisieren wolle – und der grosse, alternde Torjäger hält quasi Wort. Schiesst ein Freistosstor, wie er etliche andere zuvor schon in seiner Karriere erzielt hat.

Aber in diesem Moment, auf der Ziellinie seiner Karriere, erzielt er es in höchster Not seiner Mannschaft. «Nur ein grosser Spieler kann das», sagt Yakin. «Das Tor zeigt, welch grossartiger Fussballer er war», sagt Meier. Und Alex Frei sagt ganz bescheiden, dass auch Glück dabei war: «Das Glück, dass ich in meiner Karriere immer wieder zum richtigen Zeitpunkt hatte.»

Es ist der FCB, der zulegen kann

Der Treffer versetzt das Joggeli ein weiteres Mal in dieser Woche in Exstase. An diesem ersten frühlingshaften Sonntag des Jahres scheint dem FCB die Sonne. Die Zürcher kommen zwar noch einmal aus ihrem Schneckenhaus, «wir hatten Gelegenheiten zum 2:1», reklamiert Meier für sein Team. Aber es ist der FC Basel, das Team, das in einem Mammutprogramm steckt, das noch einmal zulegen kann, das von der Bank Zoua, Streller und Salah bringen kann.

Es ist ein letzter Energieanfall von Aleksandar Dragovic, der mit dem dem Ball am Fuss über die Mittellinie marschiert, der den FCB auf die Siegerstrasse bringt. Via Streller landet der Ball im Lauf von Stocker, der an der Strafraumgrenze über dem langen Bein von FCZ-Captain Mathieu Beda zu Fall kommt. Der österreichische Schiedsrichter, ein zuweilen eigenwilliger Leiter der Partie, zeigt auf den Punkt. Und Fabian Schär, der phasenweise nicht gut ausgesehen hat, legt die gleiche Nervenstärke an den Tag wie knapp 65 Stunden zuvor gegen Tottenham. Wieder trifft er mit hartem, platzierten Schuss flach ins rechte Toreck.

«Dangge Basel»

Zürich ist geschagen, und den dritten Treffer setzt Salah nur wenige Augenblicke aus einer Kontersituation obendrauf: Mit Stockers tiefem Zuspiel entwischt er der FCZ-Abwehr, Da Costa kommt an den ersten Schuss noch heran, aber den Abpraller schiebt Salah über die Linie.

Die Bühne gehört danach noch ein letztes Mal Alex Frei, der mit seinem «Dangge Basel»-Shirt seit der 64. Minute auf der Bank sitzt. Auf seinen breiten Schultern trägt Jacques Zoua den Torjäger auf der Ehrenrunde. Den Rest des Weges in dieser Saison muss der FCB ohne Alex Frei gehen. Und das Erstaunliche dabei: Die Mannschaft scheint darauf vorbereitet zu sein.

In einem Moment, in dem man ihr einen mentalen und auch einen physischen Abfall nachsehen würde, hat sie mentale Stärke demonstriert und am Ende erst noch mehr Kraft besessen als der FCZ.

Super League, 27. Runde
FC Basel–FC Zürich 3:1 (0:1)
St.-Jakob-Park. – 32’328 Zuschauer. – SR Drachta (Österreich).

Tore:
25. Drmic 0:1 (mit einem langen Ball von Benito entwischt Drmic mit einem Antritt Schär, umkurvt Sommer und trifft aus extrem spitzem Winkel via Innenpfosten).
58. Alex Frei 1:1 (perfekt mit seinem legendären rechten Fuss gezirkelter, direkter Freistoss aus 25 Metern in den Torwinkel; Foul Djimsiti an Alex Frei).
86. Schär 2:1 (Foulpenalty, rechts unten verwandelte; Foul Beda an Stocker).
88. Salah 3:1 (schiebt den Ball im zweiten Anlauf ein nachdem er auf tiefen Pass Stockers allein vor Da Costa zunächst scheitert).

Verwarnungen: 36. Schär (Foul), 38. Chermiti (Foul).

FCB (4-4-2): Sommer; Steinhöfer, Schär, Dragovic, Voser; D. Degen (76. Salah), Cabral, Diaz; Stocker; A. Frei (64. Streller), Bobadilla (55. Zoua). – Reserve: Vailati (T), Sauro, P. Degen, F. Frei.
FCZ (4-2-3-1): Da Costa; P. Koch, R. Koch, Djimsiti, Benito; Buff, Beda; Mariani, Kukuruzovic (73. Chiumiento), Drmic; Chermiti (64. Brunner). – Reserve: Brecher (T), Glarner, Jahovic, Kajevic, Goncalves.

Bemerkungen: FCB ohne Serey Die (gesperrt), Ajeti (verletzt), Elneny, Park (nicht im Aufgebot); FCZ ohne Gavranovic (gesperrt), Chikhaoui (krank), Schönbächler, Kukeli, Gajic (verletzt). – Abschiedsspiel für Alex Frei, der mit diesem Spiel seine Karriere beendet und von 15. April Sportdirektor beim FC Luzern wird. – 36. Lattenschuss Chermiti.

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