FCB-Frauen wollen mit weniger Geld und mehr eigenem Nachwuchs an die Spitze

Das Kader des Basler Frauen-Teams wird künftiger jünger und regionaler daherkommen. Zudem sollen Synergien mit der Juniorenabteilung der Männer genutzt werden. So will man Kosten senken und trotzdem Schweizer Topspielerinnen anlocken.

Spielerinnen wie ihr gehört die Zukunft beim FCB: Jana Brunner, 21, Schweizer Abwehrspielerin beim Tabellenführer.

Am Montag gab der FC Basel bekannt, dass Sissy Raith als Trainerin des ersten Frauenteams nach der laufenden Saison aufhören wird. Die 57-jährige Deutsche, als Spielerin aussergewöhnlich erfolgreich und als Trainerin auch schon in Aserbaidschan sowie bei einem Männerteam tätig, lehnte das Angebot einer Vertragsverlängerung ab, aus privaten Gründen, wie sie sagt. Raith wolle Raum schaffen für den Neubeginn mit einer anderen Trainerperson, wie Frauenfussball-Chef Benno Kaiser sagt.

Dieser Plan heisst: Die seit 2010 bestehende Frauenabteilung orientiert sich bezüglich Kaderzusammensetzung in Zukunft an der Männermannschaft und soll mit mehr jungen Spielerinnen aus der Region über die Runden kommen. Anfang Jahr hat der Verein diese Neuausrichtung nach einem zweimonatigen Prozess beschlossen. Sie basiert auf der Analyse des neuen Verwaltungsrats, gemeinsam mit Kaiser.

«Wir haben in den letzten Jahren das Team mit vielen starken ausländischen Spielerinnen gebildet. Jetzt wollen wir die Kaderzusammenstellung verändern», sagt Kaiser, der seit 1999 für den Verein tätig ist, so lange wie kaum jemand sonst beim FC Basel. Zwei bis drei Ausländerinnen sollen weiterhin im Kader stehen, «generell wollen wir es aber den jungen Spielerinnen aus dem Nachwuchs ermöglichen, auf hohem Level zu spielen».

Das bedeutet also, dass die Durchlässigkeit von der Jugendabteilung zu den Aktiven wie bei den Männern verbessert werden soll. Das hat zwei Effekte: Einerseits sparen die Basler Geld bei den Gehältern, wenn weniger Ausländerinnen im Kader stehen. Andererseits können sie den jungen Spielerinnen deswegen etwas mehr bieten. Kaiser sagt: «Bis jetzt ist es uns selten gelungen, ein Schweizer Toptalent nach Basel zu holen. Das könnte sich ändern.» Vollprofis wird der FCB allerdings auch in Zukunft nicht anstellen.

Torhüterinnen sollen bei den Junioren der Männer mittrainieren

Der FCB will mit der neuen Ausrichtung zu einer Art Zentrum werden für junge Schweizer Fussballerinnen. In diesem Zentrum sollen auch ungenutzte Ressourcen der Juniorenabteilung der Männer angezapft werden, vor allem im Bereich der Spezialtrainer, sprich: Physiotherapeuten, Athletiktrainerinnen oder Goalietrainer. Kaiser sagt, dass beispielsweise die Torhüterinnen der ersten Mannschaft mit den Goalies der U16 der Männer trainieren könnten.

Benno Kaiser mit Gigi Oeri, Präsidentin des Stiftungsrates Nachwuchs-Campus Basel.

«Wir wollen diese Synergien mit der Juniorenabteilung nutzen», sagt Kaiser. Zusammen mit den Einsparungen bei den Gehältern könne die Frauenabteilung des FC Basel ihr Budget wesentlich reduzieren. Wie viel das in absoluten Zahlen ist, will Kaiser nicht sagen. Nach Informationen der TagesWoche bewegen sich die Einsparungen in der Höhe von 20 bis 30 Prozent.

Aber er sagt: «Der FCB war der einzige Verein in der Schweiz, der so viel  in den Frauenfussball investiert hat. Wenn wir jetzt das Budget herunterfahren, können wir die Qualität beibehalten. Und wir werden nach wie vor das grösste Budget im Schweizer Frauenfussball haben.»

Was ihn die Ambitionen im Frauenfussball kosten, weist der FC Basel nicht konkret aus. Vor zwei Jahren hiess es, dass das Investment in den Campus, also die Nachwuchsarbeit sowie den Frauen- und Mädchenfussball, rund acht Millionen jährlich beträgt. Im Geschäftsbericht des Vereins, also nicht der Profi-AG, war für 2016 ein Personalaufwand von über 1,2 Millionen Franken festgehalten.

Ein Jahr davor waren es noch 840’000 Franken gewesen – eine Steigerung, die auf die Anstrengungen in der Frauenfussball-Abteilung zurückgeführt wurde und ziemlich genau den rund 30 Prozent entspricht, um die das Budget nun reduziert werden soll.

Trotz dieses Aufwands ist es den Baslern bisher nicht gelungen, dem Serienmeister FC Zürich die Vormachtstellung streitig zu machen. Seit der Saison 2009/10 hat der FC Basel eine eigene Frauenmannschaft, in der 2010 das Team des FC Concordia aufgegangen ist.

Raiths Nachfolgerin ist noch nicht bekannt

Noch ist nicht klar, wer das Frauenteam künftig an der Seitenlinie betreuen soll. Es wird die sechste Person in diesem Amt seit 2010 sein. Eine interne Lösung aus der Juniorinnenabteilung, wo in der U15, der U17 und der U19 Männer Trainer sind, ist eine der Möglichkeiten. Für Benno Kaiser ist vor allem entscheidend, dass die Person mit dem Frauenfussball vertraut ist.

Und sie sollte irgendwann Resultate liefern, im besten Fall den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Denn wer trotz Budgetreduktion so viel Geld ausgibt für eine Frauenabteilung wie kein anderer Verein in der Schweiz, der will irgendwann etwas davon haben.

An diesem Samstag, 29. April, kommt es zum Gipfeltreffen der Nationalliga A zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich auf dem Campus (14 Uhr).

https://tageswoche.ch/sport/fcb-trainerin-sissy-raith-will-nicht-mehr/

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