FCB–GC: Atemraubender Fussball in der Festhütte

Neun Tore im St.-Jakob-Park – die Zuschauer wurden vom FC Basel und den Grasshoppers beim 6:3 (2:1) bestens unterhalten. Mit dem 26. Spiel in Folge ohne Niederlage stellt der FCB damit eine Uralt-Serie von GC aus den 80er Jahren ein. Und Alex Frei trug sein 300. Karrieretor dazu bei.

FC Basel's (FCB) striker Alexander Frei displays a jersey which he received from his coach Heiko Vogel after he scored during their Swiss Super League soccer match against Grasshopper Club (GC) in Basel May 12, 2012. Frei scored the 300th goal in his prof (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Neun Tore im St.-Jakob-Park – die Zuschauer wurden vom FC Basel und den Grasshoppers beim 6:3 (2:1) bestens unterhalten. Mit dem 26. Spiel in Folge ohne Niederlage stellt der FCB damit eine Uralt-Serie von GC aus den 80er Jahren ein. Und Alex Frei trug sein 300. Karrieretor dazu bei.

Irgendwann um die 70. Minute herum schienen am Samstag zwei Fussballmannschaften stillschweigend beschlossen zu haben, jegliche Hemmungen fallen zu lassen. In vier Minuten fielen vier Tore, erst zwei für den FCB vom 3:1 bis zum 5:1, dann legte GC innert weniger Sekunden einen Doublette zum 5:3 nach, ehe der Doppeltorschütze des Abends, Jacques Zoua, sich als würdiger Vertreter von Marco Streller erwies und den Schlusspunkt setzte unter eine Partie, die nur ein Prädikt verdiente: spektakulär.

Vor allem gemessen daran, dass es rein tabellarisch für beide Clubs um nicht mehr ging. Der FC Basel ist seit 14 Tagen überlegener Meister, und die Grasshoppers haben mit dem Abstieg nichts mehr zun tun. Die Zusatzmotivation bezog sich aus einer Serie, die auf dem Spiel stand.

GC wollte die Serie «ums Verrecken» knacken

Vor dem Cupfinal in Bern gegen den FC Luzern am kommenden Mittwoch ging es für den FC Basel noch darum, seine Erfolgsbilanz zu erweitern. Und weil er auch im 26. Spiel seit dem 1:3 in Luzern am 13. August vergangenen Jahres ungeschlagen blieb, stellte er damit eine Serie ein, die just die Grasshoppers in der Saison 1981/82 als bisherige alleinige Bestmarke während einer Saison erreicht hatten.

Mit einem weiteren Spiel ohne Niederlage am Sonntag nächster Woche in Genf hat der FCB den Rekord für sich. «Das wollten wir ums Verrecken verhindern», räumte Uli Forte ein. Der neue GC-Trainer wartet auch nach dem fünften Spiel auf den ersten Sieg mit seiner Mannschaft und erhält nächsten Sonntag im Derby die nächste Gelegenheit dazu.

Vogels Dank für den Mut des Gegners

Heiko Vogel machte kein grosses Aufheben um die Serie. Im Vorfeld hatte der FCB-Trainer dazu gesagt: «Das ist ein Eintrag in die Geschichtsbücher und spiegelt die Leistung der Mannschaft in dieser Saison rein statistisch wider.» Zum 21. Sieg dieser Serie (bei fünf Remis) trug aus der Perspektive von Vogel der Gegner im besonderen Masse bei: «Es ist unglaublich schön, gegen eine Mannschaft zu spielen, die Mut hat, auch gegen uns. Das war in letzter Zeit nicht immer so, und so macht es Spass, Fussball zu spielen. Dafür möchte ich auch mal Danke sagen.»

In der Tat hatten die Grasshoppers eine gute erste Halbzeit hingelegt gegen einen auf mehreren Positionen (Sommer, Abraham, Park, Xhaka und Streller fehlten in der Startelf) umgestellten FCB, dessen erste 45 Minuten der Trainer als «Findungsphase» bezeichnete. Schon in der vierten Minute überrumpelte eine langer Ball von Zuber die FCB-Verteidigung, und zwischen Dragovic und Steinhöfer traf Paiva mit einem nicht unhaltbar erscheinenden Flachschuss aus 16 Metern.

Basler Einbahnstrassenfussball

«Wir haben offensiv gedacht in der Vorbreitung auf dieses Spiel», sagte Uli Forte, der vor wenigen Wochen Ciriaco Sforza beim schwer ins Trudeln geratenen Grasshopper Club abgelöst hat. Und die Zürcher hatten durch Zuber, der nur den Innenpfosten traf sogar das 2:0 auf dem Fuss (25. Minute). Nachdem sich der FCB aber gefunden hatte, wurde die mutige Ausrichtung zum Bumerang. «Das nehme ich auf meine Kappe», so Forte, »wir hätten hinten zumachen können nach dem 3:1, aber die Jungs haben sich nicht mehr bremsen lassen. So ist uns die Balance verloren gegangen.»

Der FCB nutzte dies erst weidlich aus, kombinierte sich zu teils sehr hübschen Toren, um dann handkehrum GC noch zwei Treffer zuzugestehen, was den Trainer wiederum nicht amüsierte. «Ist ja schön, wenn es ein Spektakel für die Zuschauer sein sollte, aber ich bin nicht zufrieden, wenn man Einbahnstrassenfussball spielt. Was ich nach vorne investiere, muss ich auch nach hinten investieren. Das war heute nicht ganz der Fall.»

Was sich ein bisschen beckmesserisch anhörte an einem atemberaubenden Fussballabend in der Festhütte Joggeli, wurde von Vogel aber noch ins rechte Licht gerückt. Sein Fazit: «Somit bin ich ich (kurze Kunstpause) – dennoch zufrieden.»

Alex Freis 300. Tor als Profi

Es gab ja auch genügend Momente dafür. Angefangen bei den Schiedsrichtern. In der 28. Minute wurde zunächst ein Abseits angezeigt, als Valentin Stocker den Ausgleich erzielte. Nach Konsultation seines Assistenten deutete Alain Bieri zum Anstosskreis, weil ein GC-Verteidiger hinter die Grundlinie ins Aus geraten war und somit ein Stürmer regelkonform nicht im Abseits stehen kann.

Dann kam ein erster grosser Auftritt Jacques Zoua, der mit einem Kopfball, in der die ganze Urkraft des Kameruners steckte, via Lattenunterkante zur Führung in der 38. Minute traf. Angetrieben von einem herausragenden Xherdan Shaqiri spielten die Basler nun ihr Programm lustvoll herunter. Feltschers Eigentor war der Anfang vom GC-Ende und bereitete die Bühne für die FCB-Festspiele im Joggeli.

Erst war Alex Frei an der Reihe. Von Zoua perfekt aufgelegt, gelang ihm der 24. Treffer dieser Super-League-Saison, der gleichzeitig das 300. Tor seiner Profikarriere bedeutete. Der Jubel über dieses Tor schwoll später, als Alex Frei ausgewechselt wurde, noch einmal an. Mit einer stehenden Ovation des Publikums wurde der Goalgetter zur Seitenlinie begleitet, wo ihn der Trainer mit einem Trikot und der Zahl 300 erwartete. «Das ist als Hommage gedacht an einen Spieler, der seine Tore auf dem ganzen Kontinent erzielt hat», sagte Vogel.

Auch Huggel holt sich warmen Applaus ab

«Es macht mich ungemein stolz», verbarg der Torjubilar seine Freude nicht. Jeder seiner 300 Treffer sei schön gewesen, sagte Alex Frei, und Heiko Vogel vermutet: «Ich glaube, er kann sich sogar an jedes Tor im Training erinnern.»

Und weil man schon einmal bei den Altgedienten war, setzte Benjamin Huggel, schön in Position gespielt von Stephan Andrists Rückpass von der Grundlinie, noch einen drauf. Das 5:1 war Huggels erstes Tor im Kalenderjahr, das erste seit dem so eminent wichtigen zum 1:1 in Lissabon in der Champions League, auch Huggel erhielt einen warmen Applaus des Publikums für eines seiner letzten Tore im FCB-Trikot, ehe für ihn in zehn Tagen die Profikarriere zu Ende geht.

Alex Frei wird dann noch weiter treffen für den FC Basel. Garantiert. «Allerdings», meinte er, «werden 400 Tore schwer in meinem Alter.»

Super League, 33. Runde
FC Basel–Grasshoppers 6:3 (2:1)
St.-Jakob-Park. – 30‘026 Zuschauer. – SR Bieri.

Tore:
4. Paiva 0:1 (Flachschuss von der Strafraumgrenze nach langem Zuspiel von Zuber).
28. Stocker 1:1 (trifft aus drei Metern nach Huggels Abschlussversuch auf Flanke von Degen).
38. Zoua 2:1 (wuchtiger Kopfball via Lattenunterkante auf Eckball Shaqiri).
46. Feltscher 3:1 (Eigentor; der GC-Offensive lenkt eine flache Eckballhereingabe von Shaqiri am ersten Pfosten ins eigene Netz).
69. Alex Frei 4:1 (auf schönen Querpass von Zoua schiebt der Goalgetter ein).
71. Huggel 5:1 (präziser Flachschuss von der Strafraumgrenze auf Rückpass Andrist von der Grundlinie).
72. Paiva 5:2 (Kopfball, Flanke Bertucci).
73. Zuber 5:3 (Bertucci).
81. Zoua 6:3 (drückt aus kurzer Distanz ein auf gekonnte Vorarbeit von Fabian Frei).

Verwarnungen: 12. La Rocca (Foul), 24. Bauer (Foul), 57. Landeka (Foul), 63. Bertucci (Foul).

FC Basel: Herzog; Degen, Dragovic, Kusunga, Steinhöfer; Shaqiri (68. Andrist), Yapi, Huggel (82. Cabral), Stocker; Zoua, A. Frei (78. Fabian Frei). – Ersatz: Colomba (T), Streller, F. Frei, Park, Cabral, Andrist, Kovac.
GC: Bürki; Toko, Lang, La Rocca, Bauer; Calla (57. Brahimi), Landeka, Abrashi, Zuber, Feltscher (57. Bertucci); Paiva.

Bemerkungen: FCB ohne Chipperfield, Voser, Ajeti, Jevtic, Pak (alle verletzt oder rekonvaleszent), Sommer, Abraham und Xhaka (geschont). – GC ohne Mustafi (gesperrt), Smiljanic, T. Xhaka, de Ridder, Pavlovic, Coulibaly, Hossmann, Bunjaku, Adili und Cabanas (alle verletzt).

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