FCB-GC – Ein Spiel der vielen Gelegenheiten

Tabellenführer gegen Titelverteidiger – viel knackiger könnte die Affiche nicht sein, wenn die Grasshoppers am Sonntag (16.00 Uhr, SF2 live) zum FC Basel in den St.-Jakob-Park kommen. Ein Spiel mit vielen Facetten und eine grosse Gelegenheit für die Basler für die Untermauerung mancher Prozesse der vergangenen Wochen.

Will den Aufwärtstrend beim FC Basel mit einem Heimsieg gegen den Leader Grasshoppers untermauern: Trainer Murat Yakin. (Bild: Keystone/WALTER BIERI)

Tabellenführer gegen Titelverteidiger – viel knackiger könnte die Affiche nicht sein, wenn die Grasshoppers am Sonntag (16.00 Uhr, SF2 live) zum FC Basel in den St.-Jakob-Park kommen. Ein Spiel mit vielen Facetten und eine grosse Gelegenheit für die Basler für die Untermauerung mancher Prozesse der vergangenen Wochen.

Spitzenkampfcharakter besass FCB-GC lange nicht mehr, genau genommen seit dem letzten Meisterjahr des Rekordchampions 2003 nicht mehr. Und ein Basler Sieg sowie ein gleichzeitiger Erfolg des FC Sion in Genf würde zu einem bisher einmaligen Zusammenschluss führen: Dann lägen die ersten vier Teams nur drei Punkte voneinander getrennt an der Spitze, eine Konstellation, die es seit der Ligareform 2003 nicht gegeben hat. Nicht nach 16 Runden.

Die besondere Bedeutung

Für den FC Basel und seinen neuen Trainer Murat Yakin birgt die Partie davon abgesehen noch eine ganz andere Bedeutung. Ein «Dreier» wäre der fünfte Vollerfolg in Serie nach zwei Siegen in der Meisterschaft (2:1 in Zürich, 2:0 gegen die Young Boys), einem weiteren Sieg in der Europa League (1:0 gegen Videoton) und dem 4:1 im Cup gegen Chiasso.

Super League, 16. Runde
FC Basel–Grasshoppers
Sonntag, 16.00 (SF2 live)
St.-Jakob-Park – SR Wermelinger.

Mögliche Aufstellungen
FC Basel: Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Steinhöfer; Cabral; D. Degen, Yapi, Diaz, Stocker; Streller.
Grasshoppers: Bürki; Lang, Velotic, Grichting, Pavlovic; T. Xhaka; Hajrovic, Abrashi, Toko, Zuber; Ben Khalifa.

Bemerkungen: FCB ohne Voser (mit Bänderverletzung am Schienbienköpfchen bis zur Winterpause out), Jevtic (verletzt). GC ohne Salatic (gesperrt), Coulibaly, Mustafi (beide verletzt).
Vorverkauf: 29‘500.

In der Super League hätte der FCB damit innert drei Runden einen Rückstand auf GC von elf Punkten auf drei Längen verkürzt. Und schon wäre der Trainerwechsel vom 15. Oktober am 18. November weit in den Hintergrund gerückt, erhielte der FCB eine weitere Bestätigung für seinen harten Schnitt. Und ausserdem mächtig Rückenwind auf dem Weg, den Meistertitel ein viertes Mal in Folge zu holen.

Eine zusätzliche Note durch seine Vergangenheit als Spieler bei GC (zweimal Meister und einmal Cupsieger von 1992 bis ’97) sowie als Co-Trainer von 2007 bis ’09 will Yakin nicht erkennen. Die ganze Aufmerksamkeit gelte seiner jetzigen Mannschaft, sagt Yakin, und deshalb wollte er sich auch nicht dazu einlassen, was es bedeutet, dass bei GC Mittelfeldstratege Veroljub Salatic in Basel gesperrt fehlen wird.

Yakin lässt Frei-Einsatz offen

«Entscheidender ist, wie wir auftreten, und wir haben uns nicht mit denen beschäftigt, die bei GC nicht spielen können», sagt Yakin, für den es am Freitag aber noch «ein Rätsel» war, wie Kollege Uli Forte die Lücke schliessen wird. Vielleicht mit einem zentralen Mittelfeldspieler im 4-1-4-1 (mit Taulant Xhaka, den vom FCB ausgeliehenen Spieler, auf den es wohl rausläuft). Oder Forte wechselt das System zu einem 4-2-3-1 mit Amir Abrashi und Nzuzi Toko vor der Abwehr.

Aber wie soll ein Trainer den Konkurrenten durchschauen, wenn er selbst zwei Tage vor dem Spiel noch nicht weiss – oder es nicht preisgeben will –, wie er seine eigene Elf aufstellt. Alex Frei beispielsweise erhielt von Yakin auch am Tag nach der Rücktrittsankündigung zwar Wertschätzung übermittelt («Ich habe grossen Respekt vor dieser Entscheidung und bin überzeugt, dass er für das letzte halbe Jahr beim FCB noch Reserven hat»). Ob Frei am Sonntag von Beginn an spielt, darauf wollte sich der Trainer jedoch nicht festlegen. Allerdings unterstrich er, dass es in seinem System nur Platz für einen (Stoss-)Stürmer hat.

«GC wird uns alles abverlangen»

Der Trainer hat bereits die weiteren Aufgaben wie kommenden Donnerstag im Europacup gegen Sporting (19.00 Uhr, St.-Jakob-Park) im Blick, und einiges spricht dafür, dass Valentin Stocker auf der linken Seite beginnen könnte. Oder der Trainer hat eine Überraschung im Köcher, lässt Stocker im Zentrum und schickt Mohamed Salah auf den Flügel. Auf der rechten Seite ist von der Rückkehr der Degen-Zwillinge auszugehen.

Wie auch immer: Yakin spürt einen sportlichen Aufwärtstrend, den zu untermauern es gilt. «Die Mannschaft hat gut trainiert, sie ist heiss, aber sie muss mit kühlem Kopf spielen», sagt Yakin, der die Partie als «wichtig, aber nicht die wichtigste» bezeichnet. Mit dem Vorverkaufsstand von 29’500 am Freitagmittag ist mit einer Saisonrekordkulisse zu rechnen (bisher: 30’423 gegen den FC Zürich).

Für Yakin ist das bei allem Respekt vor den Grasshoppers («Ich traue ihnen zu, dass sie oben dabei bleiben») und vor deren Neun-Siege-Serie (ehe sie in Genf verloren und gegen Lausanne unentschieden spielten) am Sonntag die Gelegenheit, «unserem Publikum etwas zu bieten». Das einzige Publikum der Super League, das in dieser Saison noch keine Heimniederlage erlebt hat. Yakin glaubt aber auch: «GC wird uns dabei alles abverlangen.» Schliesslich kommen die Zürcher als aktuell stärkstes Auswärtsteam.

Yakin, Forte und die Grasshoppers

Vom FC Concordia wechselte Murat Yakin 1992 als 22-Jähriger zu den Grasshoppers, wo er unter Christian Gross zu einer grossen Karriere ansetzte, die beim FC Basel zu ihren Höhepunkten in der Champions League fand und auch zu ihrem Ende. Fünf Monate älter als Murat Yakin ist Uli Forte, der im Frühjahr die Grasshoppers übernommen hat. FCB-Mediensprecher Josef Zindel erinnerte sich am Freitag daran zurück, dass der Spieler Uli Forte Mitte der 90er-Jahre im Trikot des FC Basel ein Testspiel bestritt – und durchfiel. Forte ging zum FC Red Star und begann in Zürich früh seine (Spieler-)Trainerlaufbahn.

Yakin kehrte 2007 als Trainernovize zu den Grasshoppers zurück, unter dem Mentor und damaligen Sportchef Erich Vogel, der auch heute wieder im Hintergrund mit an den Strippen bei GC zieht. Als Assistenztrainer für die U21 zuständig, betreute Yakin Spieler wie Hajrovic, Toko, Zuber oder Ben Khalifa, die heute für die Jungen Wilden und den Aufschwung des Grasshopper Clubs stehen. «Es war ein schwieriger Jahrgang», erinnert sich Yakin, einer, der mit seinem offensiven Hurrastil defensive Lücken liess.
Ein weiterer GC-Spieler mit gemeinsamer Wegstrecke mit Yakin ist Goalie Roman Bürki, der bei Yakins erster Cheftrainer-Station in der Challenge League beim FC Thun im Kader stand – aber nicht spielte unter dem Newcomer. (cok)

 

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