FCB gewinnt in Unterzahl und ohne Fans 2:1 in Lausanne

Weil Giovanni Sio für eine Unbeherrschtheit Rot sieht, muss der FC Basel in Lausanne die zweite Halbzeit in Unterzahl spielen – unf gewinnt die Partie dennoch mit 2:1 (1:1) dank des ersten Treffers von Arlind Ajeti im FCB-Dress. Der Gästesektor in der Pontaise blieb fast leer: Die FCB-Fans protestierten gegen die hohen Eintrittspreise.

Le joueur balois Arlind Ajeti celebre son but lors de la rencontre de football de Super League entre le FC Lausanne-Sport, LS, et FC Basel 1893, ce dimanche 6 octobre 2013 au stade Olympique de la Pontaise a Lausanne. (KEYSTONE/Laurent Gillieron) (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Weil Giovanni Sio für eine Unbeherrschtheit Rot sieht, muss der FC Basel in Lausanne die zweite Halbzeit in Unterzahl spielen – unf gewinnt die Partie dennoch mit 2:1 (1:1) dank des ersten Treffers von Arlind Ajeti im FCB-Dress. Der Gästesektor in der Pontaise blieb fast leer: Die FCB-Fans protestierten gegen die hohen Eintrittspreise.

Ohne einen Schreckmoment, ohne einen Aufreger oder auch zwei scheint es beim FC Basel derzeit nicht zu gehen. Nach einer ersten Halbzeit, in der eine umformierte Startelf nicht auf Touren gekommen, in Rückstand geraten und mit dem 1:1 durch Mohamed Salahs Fernschuss gut bezahlt war, erwies sich der Platzverweis gegen Giovanni Sio in der 50. Minute als Wendepunkt einer Partie auf überschaubarem Niveau.

Sios fieser Tritt in den Rücken des am Boden liegenden Guillaume Katz war eine Unbeherrschtheit, für die der Basler Stürmer sich entschuldigte («Ich muss meine Emotionen kanalisieren. Aber der andere hat angefangen»), die jedoch nicht einmal zum Nachteil seiner Mannschaft ausgelegt werden kann. Im Gegenteil. Von da an schienen sich die verbliebenen neun Basler Feldspieler auf der Pontaise zusammenzureissen.

Plötzlich zirkulierte der Ball vernünftig, stiess der FCB konsequent in die Räume, wirkte der Tabellenführer konzentrierter als in Vollbesetzung – und das ohne Unterstützung von aussen, weil die Fans die Partie boykottierten. «Zu zehnt stehst du dir nicht auf den Füssen rum», fand Fabian Frei eine simple Erklärung für die Steigerung – augenzwinkernd und mit einem versteckten Hinweis. Eine Halbzeit lang hatte man jedenfalls nicht das Gefühl, das jedem klar war, was er zu tun hatte. Ausserdem machte Frei einen Vorschlag für die Zukunft: «Man sollte bei 0:1 starten – dann hätten wir wenigstens 90 Minuten, um das wettzumachen.»

Ajetis Freude über sein erstes Tor

In der 55. und 56. Minuten boten sich Kay Voser und Ivan Ivanov bereits Riesenchancen. Der Siegtreffer vor 4950 Zuschauern liess nur weitere vier Minuten auf sich warten. Matias Delgado – er schon der Assistgeber beim Ausgleich – fand mit einem Eckball den Schädel von Arlind Ajeti, der in seinem 25. Pflichtspiel für den FCB seinen ersten Treffer erzielte. Am Torpfosten behinderte Patrick Ekeng seinen Torhüter beim Rettungsversuch; jenen Kevin Fickentscher, der schon beim Ausgleichstor unglücklich ausgesehen hatte: Salahs Schuss aus 22 Metern flutschte via Pfosten und Fickentschers Hinterkopf ins Netz.

Während Mohamed Salah keinen Anspruch erhob aufs Tor («Das ist nicht wichtig für mich, wichtig ist das Resultat für die Mannschaft»), war die Freude Ajetis verständlich: «Das ist geil. Das gelingt mir schliesslich nicht allzu oft. Ich habe zwar in der U21 auch schon getroffen, aber wirklich torgefährlich bin ich nicht.»

Beim FCB darf man sich darüber freuen, dass der eine, Torgefahr ausstrahlende Innenverteidiger angeschlagen geschont wird (Fabian Schär), und der nächste parat ist (Ajeti). Ansonsten stimmte in einer neuformierten Mannschaft zumindest in den ersten 45 Minuten nicht viel. Neben Schär fehlten auch Marco Streller, über dessen geschwollenes Knie am Montag eine eingehendere Diagnose vorliegen soll, sowie Marcelo Diaz (Wadenzerrung).

«Da geht einem jedes Mal der Laden runter»

Stattdessen spielte Mohamed Elneny wieder einmal von Beginn an und gab Geoffroy Serey Die sein Comeback und gleichzeitiges Saisondebüt. Nebst Frei und Delgado hatte der FCB ein dicht besetztes Zentrum, dafür war der linke Flügel erst einmal verwaist. Und ehe sich die Basler in der auf Flexibilität Yakinscher Auslegung angelegten Taktik mit zwei sehr hoch postierten Aussenverteidigern zurechtgefunden hatten, lagen sie auch schon hinten.

Wie Yoric Ravet nach Ivanovs zu kurz geratener Abwehr Salim Khelifi den Weg zum 1:0 öffnen konnte – zu Ehren des Basler Abwehrverhaltens taugt diese Szene und ein zum wiederholten Mal früher Rückstand nicht. Oder, wie Fabian Frei kurz und knackig zusammenfasste: «Da geht einem jedes Mal der Laden runter.»

FCB: Erst zu kompliziert, dann lauffreudig

Schliesslich spiegelten sich die Kräfteverhältnisse trotz Lausanner Überzahl doch noch auf dem Spielfeld und im Resultat: Hier ein abgeschlagenes Tabellen-Schlusslicht, das mit dem Vorteil eines Mannes mehr nichts anzufangen wusste und im Gegenteil regelrecht hilflos wirkte. Dort ein Meister, der gut und gerne höher hätte gewinnen können ohne dabei zu glänzen.

«Leider haben wir es wieder spannend gemacht», sagte Murat Yakin, der das Spiel seiner Mannschaft als zuerst «zu kompliziert» bezeichnete und die mangelnde Bewegung im Spiel kritisierte, nur noch zu zehnt die erhöhte Laufbereitschaft lobte und die Leistung nach dem Platzverweis als «abgeklärt» taxierte. Dass im Basler Spiel lange Zeit wenig konstruktiv zusammenging, erklärt sich der FCB-Trainer mit den vielen zentralen Spielern, die er aufgeboten hatte: «Gewisse Automatismen haben gefehlt, dass haben wir in Kauf genommen.»  

«Wichtig ist, dass wir nach dem Punktverlust gegen Sion und der Niederlage in der Champions League gegen Schalke eine Reaktion gezeigt habe», so Yakin. In der Tabelle schlägt sich das mit drei respektive vier Punkten Vorsprung auf GC und St. Gallen nieder, die je ein Spiel weniger ausgetragen haben. Auf YB, einst voreilig als Titelaspirant gefeiert und nun schon seit sechs Spielen ohne Sieg, sind es bereits fünf Längen Abstand.

Rot für Sio – nicht die schlauste Aktion des Tages

Zu Giovanni Sios Platzverweis führte Yakin eine vorhergegangene Provokation mildernd ins Feld: «Aber klar: So etwas darf ihm nicht passieren.» Sportdirektor Georg Heitz meinte nur: «Das wir sicher nicht die schlauste Aktion des Tages.» Nachdem der FCB vergangene Saison eine einzige direkte rote Karte verzeichnete (Fabian Frei in der Europa League für ein Handspiel in Dnipropetrovsk), war Sios Blackout schon die zweite Unbeherrschtheit dieser Saison nach Valentin Stockers Platzverweis – notabene im ersten Vergleich mit Lausanne.

Und noch ein Wort zur diskutierten Standard-Schwäche des FCB: Auf der Pontaise praktizierte die Mannschaft eine Art Mischung aus Zonen- und Manndeckung bei den stehenden Bällen des Gegners. Souverän wirkte es nicht in jedem Fall, Schaden wurde diesmal aber keiner angerichtet.

FCB-Fans boykottierten Partie in Lausanne 

Der Fansektor des Stade Olympique de la Pontaise blieb am Sonntag quasi verwaist. Nur ein paar wenige Supporter des Schweizer Meisters begaben sich ins Stadion. Der grosse, im Extrazug angereiste Rest – 300 bis 400 Fans – blieb aus Protest gegen die Eintrittspeise draussen und suchte sich Gelegenheiten, um das Spiel am Fernsehen zu verfolgen.

Die rund fünfzig Fans im Gästesektor hatten eine Botschaft dabei. Auf einem Transparent wurde dem FC Lausanne-Sport die Ticketpolitik vorgerechnet (-> Bilderschau). In der Saison 2011/12 kamen bei einem Eintrittspreis von 21 Franken noch rund 500 FCB-Fans mit an den Genfersee, vergangene Spielzeit waren es nach Darstellung der FCB-Fans bei einem Preis von 26 Franken noch 300. Für die 29 Franken, die Lausanne-Sport für die Heimpartie dieser 11. Runde haben wollte, kassierte der Tabellenletzte der Super League nun die Quittung: Der Fansektor, erst vergangene Saison aufgehübscht und mit einem Dach versehen, blieb weitgehend leer, die Atmosphäre auf der ohnehin schwierig mit Leben zu füllenden Pontaise mau.

Wie Sportdirektor Georg Heitz nach der Partie schilderte, hat der FC Basel noch Freitag beim FC Lausanne-Sport einen Vorstoss gemacht, die Preise zu überdenken – vergeblich. Von den eigenen Fans, so die Antwort vom Genfersee, würden die gleichen Preise verlangt.

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