Es stehen noch ein paar Fragezeichen hinter der Besetzung des FC Basel vor dem Start in die letzte Phase des Fussballjahres. Gegner ist heute der FC Thun, der erst einmal im Joggeli gewinnen konnte – mit Murat Yakin als Trainer.
Nachdem quasi über Nacht Marco Streller wieder eine Option für die Startelf ist, reduziert sich die Zahl der verletzten und fraglichen Spieler beim FCB für die Meisterschafts-Fortsetzung gegen den FC Thun heute, Samstag (19.45 Uhr). Marcelo Diaz fällt mit Rippenbruch aus (Yakin: «Schmerzhaft für ihn und für uns»), dazu Behrang Safari sowie Matias Delgado, die beide rekonvaleszent sind, und womöglich ist auch Yann Sommer nicht parat.
Kaum war Delgado Anfang der Woche nach einem hartnäckigen Infekt zurück bei der Mannschaft, meldete sich Sommer mit Grippe ab. Sein Einsatz entscheidet sich erst am Spieltag, und Germano Vailati wäre der Ersatz, auf den in den wenigen Pflichtspielen, die er für den FCB bestritten hat, Verlass war.
Training mit zwei Handvoll Spielern – das war die Realität während der Länderspielpause beim FC Basel. Aber Murat Yakin ist nicht alleine mit der für einen Trainer unbefriedigenden Situation. Sein Goalie-Coach Massimo Colomba berichtet von der Hospitanz beim FC Bayern München, dass andere Trainer ganze Einheiten ausfallen oder vom Assistenten leiten lassen.
Der geforderte Dreier
Als «verlorene Zeit» will Yakin die zwei Wochen zwischen dem Cup-Spiel in Tuggen und dem Punktspiel gegen Thun nicht sehen. Intensiv und individuell sei trainiert worden, und der Trainer konnte sich Gedanken machen darüber, wie er die nächsten drei Wochen mit sieben Spielen angehen will.
Es sind drei englische Wochen mit dem Chelsea-Heimspiel nächsten Dienstag, den Partien gegen die unmittelbaren Verfolger in der Super League – bei den Young Boys, gegen GC und in Luzern – und darin eingebettet der Cup-Viertelfinal in Le Mont sowie das letzte Gruppenspiel in der Champions League auf Schalke.
Dass der SFV den Cup-Termin noch in die zweite Dezemberwoche vorverlegt hat, findet Yakin zumindest «merkwürdig», erinnert sich an Cupspiele in seiner Vergangenheit und Platzverhältnisse wie jene, die den FCB am 4. Dezember oberhalb von Lausanne erwarten: «Mit Fussball hatte das nicht viel zu tun».
So gesehen kann sich seine Mannschaft heute auf ein gepflegtes Grün daheim im Joggeli freuen. Nach zwei Remis in der Meisterschaft will Yakin «einen Dreier landen», aber etwas anderes anzukündigen ist gegen den FC Thun auch schwer.
Die einzige FCB-Niederlage – gegen Yakin
Gegen einen Gegner, gegen den der FCB seit 2002 in 19 Heimspielen (Meisterschaft und Cup) 16 mal gewonnen und zweimal unentschieden gespielt hat. Die einzige Heimniederlage fügten die Thuner dem FCB am 13. November 2010 zu – mit Murat Yakin als Trainer.
Es war damals wie heute die 15. Runde der Saison, und auf Basler Seite gehörten Streller, Stocker, Safari und Sommer zum Aufgebot; bei den Thunern sind fünf Spieler noch immer unter Vertrag (Schirinzi, Lüthi, Bättig, Hediger, Wittwer) und ein weiterer – Stephan Andrist – stand damals noch in Thuner Diensten und steckt heute beim FCB zwischen Baum und Borke.
Wie auch immer: Yakin kramt alles hervor, was er Positives über den Gegner sagen kann: hat erfahrene Spieler, ist frisch nach der Länderspielpause und kann befreit aufspielen als Tabellensechster mit 18 Punkten. Und: Die Statistik weist die Thuner als die Mannschaft mit den meisten Torschüssen aller Super-Ligisten aus (335 in 14 Spielen/20 Tore; FCB: 292/24).
«Das wird kein Selbstläufer»
Unter dem Strich findet Yakin: «Das wird kein Selbstläufer.» Aber dies gilt auch wieder für jedes Wettbewerbsspiel und führt zu keinem höheren Erkenntniswert. Thun-Trainer Urs Fischer sieht die Partie in Basel als «grosse Bewährungsprobe» (was soll er auch anderes sagen?) und fast schon eine kleine Kampfansage ist seine Einschätzung: «Jede Mannschaft ist schlagbar – auch der FC Basel.»
Wie schwer das allerdings ist, kann Fischer mit seiner eigenen Trainervita belegen: In elf Anläufen mit dem FC Zürich und Thun gelang ihm neben zwei Unentschieden lediglich ein Sieg: Am 13. August 2011 ein 2:1 als FCZ-Trainer – der Sieg, der die jahrelange Serie der Basler Ungeschlagenheit gegen den grossen Rivalen aus Zürich beendete. Sowohl beim Thuner Coup vor drei Jahren wie auch beim Zürcher Triumph war übrigens Thorsten Fink der FCB-Trainer.
Mit den Absenzen und den Chelsea-Match am Dienstag im Auge stellt sich der FCB mehr oder weniger selbst aus: Voser und Xhaka haben laut Yakin derzeit die Vorfahrt auf den Verteidigerpositionen neben Schär und Ivanov. Serey Die, Frei und Elneny, der bei der ägyptischen Nationalmannschaft nicht zum Einsatz kam und somit ausgeruht ist, werden das Mittelfeld bilden, und vorne sind Stocker und Salah gesetzt.
Salah hat zwar am Dienstag in Kairo unter den Augen von FCB-Sportdirektor Georg Heitz gespielt, brennt aber. «Er will immer spielen», sagt Yakin. Gespannt darf man sein, ob Marco Streller nach seiner ausgesetzten Sperre tatsächlich beginnen wird. In den Planungen des FCB-Trainers für das Thun-Spiel spielte bis Freitagmittag noch Giovanni Sio die Hauptrolle.
«Bereit sein, wenn es mich braucht» – so hat Germano Vailati jüngst in einem Interview seine Rolle beim FCB beschrieben. Seit er im Sommer 2012 vom FC St. Gallen nach Basel gewechselt ist, hat er sich in der für ihn vorgesehenen Position hinter Yann Sommer als ebenso klaglose wie zuverlässige Nummer 2 bewährt. In sieben Pflichtspieleinsätzen – sechs im Schweizer Cup, einer in der Champions-League-Qualifikation gegen den FC Flora Tallinn (3:0) – hat der FCB mit Vailati sieben Mal gewonnen (fünf Gegentore).
Mit 33 Jahren steht der gebürtige Luganese nun also vor seinem Super-League-Debüt im FCB-Dress, falls der aus einer Grippeerkrankung kommende Yann Sommer gegen Thun passen muss. Auf genügend Erfahrung kann Vailati zurückgreifen: 103 mal hütete er das Tor für den FC Sion und St. Gallen in der höchsten Liga.
Artikelgeschichte
23.11.2013, 15:25 – German Vailati ist natürlich ein Luganese, wie Madeleine Grossmann richtig bemerkt hat. Luganesi könnte er nur durch Vervielfältigung seiner selbst werden.