FCB münzt die Fehler des Gegners gnadenlos um

Beim 4:1 (1:0)-Sieg in Luzern profitiert der FC Basel auch von Fehlgriffen des FCL-Torhüterdebütanten Jonas Omlin. Die Treffer für den Tabellenführer erzielen zweimal Shkelzen Gashi, Matias Delgado per Foulpenalty sowie Davide Calla.

Luzern, 21.03.2015, Fussball Super League, FC Luzern - FC Basel, Jubel bei den Baslern. Foto: (Gonzalo Garcia/EQ Images) (Bild: Gonzalo Garcia(EQimages)

Beim 4:1 (1:0)-Sieg in Luzern profitiert der FC Basel auch von Fehlgriffen des FCL-Torhüterdebütanten Jonas Omlin. Die Treffer für den Tabellenführer erzielen zweimal Shkelzen Gashi, Matias Delgado per Foulpenalty sowie Davide Calla.

Gehen wir mal davon aus, dass es keine hämische Wahl war, die die Fans des FC Luzern getroffen haben, sondern eine mitfühlende. Jedenfalls wurde Jonas Omlin nach dem Schlusspfiff zum «Man of the Match» ausgerufen, was natürlich eine gewisse Ironie besitzt, denn erst der bedauernswerte Luzerner Schlussmann machte den Baslern den Weg frei zum neunten Auswärtssieg der Saison.

Weil Luzerns ewiger Goalie David Zibung verletzt passen musste, hatte Trainer Markus Babbel die Entscheidung zu treffen zwischen seiner 31-jährigen Nummer 2, Lorenzo Bucchi, und dem nachdrängenden Omlin, der zehn Jahre jünger ist und noch keinen einzigen Einsatz in der Super League vorzuweisen hatte.

Babbel entschied sich für den Grünschnabel – und der FC Luzern zahlte einen bitteren Preis. In der 33. Minute, die Gastgeber hatten dem Tabellenführer bis dahin einen beherzten, offenen Schlagabtausch geboten, wurde Verteidiger Fabian Schär bei einem Vorstoss zu Fall gebracht. Gut 25 Meter seitlich versetzt vor dem Tor legte sich Shkelzen Gashi den Ball zurecht und trat einen wuchtigen Freistoss.

Fadengerade flog der Ball über die Abwehrmauer, eigentlich exakt auf Omlin zu – doch der Luzerner Schlussmann faustete zum Entsetzen des Luzerner Anhangs ins Leere. Hingegen sehr zur Freude von Bernhard Heusler. Der FCB-Präsident fühlte sich an die Schusstechnik eines Malden Petric oder Alex Frei bei solchen Gelegenheiten erinnert.

Der kapitale Fehlgriff spielt dem FCB in die Karten

Es war jedenfalls ein kapitaler Fehlgriff Omlins. Denn er spielte einem FC Basel in die Karten, der bis dahin wenig Zusammenhängendes produziert hatte, der sich der aufsässigen Gangart der Luzerner zwar erwehrte, der gut verteidigte, spielerisch aber wenig Glanzpunkte im Dauerregen zu setzen im Stande war.

Der Gashi-Freistoss und der Omlin-Blackout:

 

Vor allem aber zeichnete den FCB wieder eine Effizienz aus, die er vor Wochenfrist in St. Gallen hatte vermissen lassen. Und er packte im richtigen Moment zu. Keine 30 Sekunden waren nach Wiederbeginn gespielt, als Matias Delgado den für den blassen Derlis Gonzalez eingewechselten Ahmed Hamoudi lancierte. Der Ägypter steckte zu Breel Embolo durch, und der wurde – obwohl er sich den Ball eigentlich zu weit vorgelegt hatte – von Omlin von den Füssen geholt.

Zum diskussionslosen Strafstoss trat Delgado an, der an gleicher Stelle im Dezember einen brillanten Abend als Doppeltorschütze beim 3:0-Sieg eingezogen hatte. Cool und präzise verwandelte der Argentinier, der zum zweiten Mal hintereinander in der Startelf stand, was letztmals im Oktober vorgekommen war.

Das dritte Tor – ein spielerisches Glanzlicht

Keine zwei Zeigerumdrehungen später stand es 0:3. Der enorm fleissige Embolo bediente den zielstrebig vom Flügel heran brausenden Gashi mit einem wunderschönen Doppelpass, und der Toptorjäger der Liga vollendete mit einem ebenso sehenswerten Schuss mit dem Aussenrist. «Wenn man sich die zweite Halbzeit auf einem Reissbrett zeichnen müsste», sinnierte Bernhard Heusler später, «dann würde es ungefähr so aussehen.»

Das dritte Tor war zweifelsohne das spielerische Glanzlicht eines FC Basel, der ansonsten seine Mühe bekundete mit den Luzernern. Markus Babbels Mannschaft spielte zwischen den beiden Strafräumen ansehnlichen Fussball, verursachte dem FCB mit seinem zügigen Direktspiel über die Flügel und zwischen den Basler Linien sowie durch sie hindurch einige Probleme. Doch in den Strafräumen tragen die Innerschweizer dann doch Züge eines Abstiegskandidaten: vorne harmlos und hinten naiv.

«Nach der Pause waren wir drei Minuten im Tiefschlaf», kritisierte Babbel, «und dafür ist der FC Basel zu gut, der nutzt das gnadenlos aus.»

Vieles spricht für Luzern – nur das Resultat nicht

Mit dem Tor von Tomislav Puljic im Anschluss an einen Jantscher-Freistoss hat nun auch der FC Luzern als letzte Mannschaft der Liga in dieser Saison gegen den Meister getroffen (nach zwei 0:3-Niederlagen). Da waren zwar erst 52 Minuten vorüber, aber die ganz grossen Chancen zum Anschlusstor liess der FCB, der mit Suchy, Schär und Traoré wieder mit einem klaren Dreier-Abwehrblock im Zentrum agierte, nicht mehr zu.

56 Prozent Ballbesitz zugunsten der Luzerner weist die Statistik aus, dazu 11:6 Torschüsse, und Markus Babbel hielt ohne jammernden Unterton und ganz nüchtern fest: «Ich habe 85 gute Minuten von uns gesehen, wir waren taktisch clever, haben hohe Laufbereitschaft gezeigt und die Zweikämpfe angenommen – und dann kommt so ein Ergebnis heraus.»

Sousa: «Gegner hat uns grausam unter Druck gesetzt»

Grundsätzlich wollte Paulo Sousa da nicht widersprechen: «Das Resultat sieht einfacher aus als es das Spiel war. Luzern war ein taktisch gut vorbereiteter Gegner und hat uns grausam unter Druck gesetzt, aber am Ende haben wir bekommen, was wir wollten.» Und das sind drei weitere Punkte auf dem Weg zur Titelverteidigung, nach einem Spiel, das genügend Stoff zur Aufarbeitung und Verbesserung bieten würde – wenn nicht die halbe Mannschaft am Wochenbeginn zu Länderspiel-Terminen ausschwärmen würde.

Omlin bewies dann noch Haltung, als er nach dem Spiel im sich leerenden Stadion vor die Kamera des Vereins-TV trat: «Da war ich nicht ganz auf der Höhe», sagte er zum Freistoss, «das Tor muss ich auf meine Kappe nehmen.» Diese Klarheit immerhin gereicht dem jungen Goalie an seinem glücklosen Premierentag zur Ehre. Ob es zu mehr reicht, dass wird sich erst noch weisen müssen. Einen Vorwurf bekam er von seinem Trainer zumindest nicht gemacht.


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