FCB muss krassen Fehlentscheid einstecken und verliert den Cupfinal

Der FC Zürich gewinnt den 89. Cupfinal gegen einen FC Basel in doppelter Überzahl mit 2:0 in der Verlängerung. Dem entscheidenden Treffer zum 1:0 von Doppeltorschütze Mario Gavranovic in der 100. Minute geht unmittelbar davor eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters voraus, der Giovanni Sio für eine angebliche Schwalbe vom Platz stellt, statt Penalty für den FCB zu geben.

Referee Patrick Graf, right, shows the yellow-red card to Giovanni Sio, left, during the Swiss Cup final soccer match between FC Basel and FC Zurich at the Stade de Suisse stadium in Bern, Switzerland, Monday, April 21, 2014. (KEYSTONE/Ennio Leanza) (Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)

Der FC Zürich gewinnt den 89. Cupfinal gegen einen FC Basel in doppelter Überzahl mit 2:0 in der Verlängerung. Dem entscheidenden Treffer zum 1:0 von Doppeltorschütze Mario Gavranovic in der 100. Minute geht unmittelbar davor eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters voraus, der Giovanni Sio für eine angebliche Schwalbe vom Platz stellt, statt Penalty für den FCB zu geben.

98, fast 99 Minuten lang war Patrick Graf dem 89. Final im Schweizer Cup kein schlechter Schiedsrichter gewesen. Er hatte ein zwar spielerisch nicht hochstehendes, aber sehr umkämpftes Endspiel umsichtig geleitet und auch keine allzu kniffligen Entscheidungen zu treffen.

Er zeigte in der 47. Minute etwa Giovanni Sio eine gelbe Karte für einen völlig unnötigen und übermotivierten Einsatz. Er stellte in der 66. Minute Gaston Sauro vom Platz, was auch seine Richtigkeit hatte, weil der Argentinier gegen Franck Etoundi die Notbremse gezogen hatte.

Aus der numerischen Überlegenheit konnte der FC Zürich jedoch keinen Vorteil ziehen. Das Spiel blieb eine offene Angelegenheit mit einem kleinen Chancenplus für den FCZ. Davide Chiumento etwa hatte Pech, als sein fulminanter Schuss aus über 30 Metern gegen die Querlatte des Basler Tors krachte.

Sio wird penaltyreif gefoult – und sieht Rot

Und dann kam die 99. Minute. Sio löste sich von FCZ-Innenverteidiger Jorge Teixeira, drang in den Stafraum ein, wurde vom Portugiesen an der Schulter am Trikot gepackt und umgerissen. Die richtige Entscheidung wäre ein Penalty gewesen. Doch Graf zückte erneut die gelbe Karte, unterstellte Sio, mit einer Schwalbe ein Foul vorgetäuscht zu haben und schickte ihn mit Gelb-Rot vom Platz.

Gegen einen konsternierten FCB, nun in doppelter Unterzahl, ging der FCZ keine zwei Zeigerumdrehungen später in Führung. Ausgerechnet Teixeira fand mit einem langen Ball in der ausgedünnten Basler Abwehr Mario Gavranovic, der mit einem Hechtkopfball das 1:0 erzielte.

Es war – das zweite Tor Gavranovic’ in der 114. Minute tat sein Übriges dazu – das sehr bittere Ende der Basler Hoffnungen auf den zwölften Cupsieg.

Yakins dritte Finalniederlage in Serie

Murat Yakin muss also weiter auf den ersten Cupgewinn als Trainer warten. Es ist der dritte Final hintereinander, den er verliert, erst als Bankchef des FC Luzern gegen Basel, nun das zweite Mal als FCB-Coach, nachdem er mit seiner Mannschaft vor Jahresfrist den Grasshoppers im Penaltyschiessen unterlegen war.

Doch für persönliche Befindlichkeiten sei kein Platz, sagt Yakin, der eine «offene Partie von zwei gut organisierten Mannschaften» gesehen hat: «Wir haben offensiv versucht, was möglich war.» Wirklich viel war das nicht, vor allem gemessen an den vier Toren, die der FCB noch am Mittwoch beim 4:2 gegen den FCZ in der Meisterschaft erzielt hatte. Insbesondere Valentin Stocker und Fabian Frei wirkten ausgebrannt; Freis Auswechslung war mithin nicht verwunderlich.

Davide Callà versprühte zweimal so etwas wie Torgefahr, Stocker wurde einmal von Teixeira im letzten Moment geblockt – das war es dann in einer ersten Halbzeit. Auch die zweite, zwar lebhafter, aber immer noch von vielen unpräzisen Angriffen geprägt, konnte fussballerisch nicht das Versprechen des Spektakels vom Mittwoch einlösen. Und das vor lediglich 23’312 Zuschauern im Stade de Suisse.

Der diabolische Meier: Ohne Glück geht gegen Basel nichts

Vielleicht stand für ein Spektakel in diesem Final zu viel auf dem Spiel. Urs Meier war denn auch voll des Lobes dafür, dass sein Team die richtigen Lehren aus dem 2:4 gezogen hatte: «Das war fast perfekt gespielt von meiner Mannschaft: Mit der nötigen Geduld hat sie die richtige Balance gefunden.»

Sios Platzverweis nannte auch Meier den «Knackpunkt» der Partie. «Ich habe gehört, es sei Penalty.» Mit einem diabolischen Grinsen und mit verstecktem Hinweis auf die Penaltyszene, die am Mittwoch zum vierten Basler Treffer geführt hatte, fügte er an: «Ich kenne das.»

In seiner euphorischen Stimmung, die einem Cupsieger zugestanden werden muss, verlegte er in seiner Erinnerung das Zürcher Führungstor zeitlich vor den Fehlentscheid Grafs und sprach dem Irrtum zum Trotz von einem «hochverdienten Sieg». Er sagte aber auch: «Wettkampfglück gehört dazu, das war diesmal auf unserer Seite und ohne wird es schwierig, gegen eine so starke Mannschaft wie den FCB zu bestehen.»

Yakins Spitze gegen die Zürcher

In den Basler Reihen wird man vielleicht auch zu rekapitulieren haben, warum innert zwei Wochen in zwei kapitalen Spielen jeweils zwei Spieler – wenn auch aus ganz unterschiedlichen und in einem Fall fragwürdigen Gründen – vom Platz gestellt worden sind. «Die Jungs sind gewillt und riskieren auch etwas», sagt Yakin. Werde nichts risikiert, würde handkehrum die Taktik als zu defensiv kritisiert.

Wie auch immer: Zu Sios gelb-roter Karte, so Yakin, gebe es nicht viel zu kommentieren; TV-Bilder musste er nicht konsultieren: «Das war ein klares Reissen des Gegenspielers, das sehe ich von der Bank aus.» Und die war gut 60 Meter vom Tatort entfernt. Eine Spitze Richtung FCZ-Clubspitze verkniff sich der FCB-Trainer auch nicht: «Wenn man etwas gewinnen will, nützt es offenbar, wenn man das ganze Jahr lang jammert.» Damit war unter anderem die Schiedsrichter-Schelte nach dem Mittwoch-Spiel gemeint.

Der Mann des Tages im Stade de Suisse – von Schiedsrichter Patrick Graf abgesehen – war Mario Gavranovic mit seinen beiden Toren, das zweite pfannenfertig aufgelegt von Yassine Chikhaoui, der einen läppischen Ballverlust von Matias Delgado weidlich nutzte. «Beide Mannschaften haben sich nichts geschenkt», fand Gavranovic und den Sieg deshalb verdient, «weil wir etwas mehr nach vorne gemacht haben.»

Der Erfolg ist zurück beim FCZ

In den vergangenen Jahren war der FC Basel auf seinem Erfolgsweg sicherlich auch an dieser und jener Stelle mit jenem «Wettkampfglück» gesegnet, dass Meier ins Feld führt, auch bei strittigen Schiedsrichterentscheidungen. Erinnert sei an Geschichte bis zum Cupsieg 2012. In Wil und Winterthur können sie noch heute ein Lied davon singen.

Der FC Zürich feiert im neunten Endspiel seinen achten Cupsieg und setzt nach 41 Jahren eine Serie fort: Die, gegen den FC Basel in einem Cup-Endspiel nicht zu verlieren, so wie schon 1970, ’72 und ’73. Fünf Jahre nach dem letzten Titelgewinn, der Meisterschaft 2009, beendet der FCZ ausserdem eine Durststrecke: «Der Erfolg ist zurück», sagt Urs Meier, «und das Gefühl des Sieges bedeutet viel für die Entwicklung unserer Spieler.»

Mit klarem Kopf ins Gipfeltreffen mit GC

Und während der Zürcher Stadtclub am Ostermontagabend auf dem Helvetiaplatz mit seinen Fans feiert, kann sich der FC Basel bereits dem übergeordneten Ziel widmen: der Verteidigung von Platz 1 und der Erringung des fünften Meistertitels en suite. «Sieg und Niederlage gehören zum Sport», sagt Murat Yakin, «heute gehören wir nicht zu verdienten Verlierern.» Und wendet sich den weiteren Aufgaben zu, die zunächst in Gestalt des Gipfeltreffens vom kommenden Sonntag warten.

Dann kommen die Grasshoppers in den St.-Jakob-Park, «und das wird schwer genug», ahnt Yakin. Bis dahin muss Enttäuschung und Erschöpfung beim FCB aus den Kleidern geschüttelt sein. «Wir müssen einen klaren Kopf behalten», sagt Yakin, eine Disziplin, in welcher der FC Basel in jüngerer Vergangenheit immer wieder brilliert hat, wenn es darauf ankam.

Weniger fehleranfällige Schiedsrichter hat die Gilde nicht zu bieten

Es wäre schön, wenn der Unparteiische dann zur Abwechslung mal kein Thema ist. Patrick Grafs Fehlentscheid an diesem Cupfinal muss die ohnehin in der Kritik stehende Schweizer Schiedsrichter sehr schmerzen. Bessere, weniger fehleranfällige Referees mit sicherem Einschätzungsvermögen, das ist keine neue Erkenntnis, hat die Gilde derzeit nicht zu bieten.

liveticker

calendar

Die Cupfinals des FC Basel   
 Jahr Paarung Resultat Bemerkung
1933 FCB–Grasshoppers 4:3  
1942 Grasshoppers–FCB 3:2 Wiederholungsspiel
1944 Lausanne-Sport–FCB 3:0  
1947 FCB–Lausanne-Sport 3:0  
1963 FCB–Grasshoppers 2:0  
1967 FCB–Lausanne-Sport 3:0 Forfait
1970

FC Zürich–FCB

4:1 nach Verlängerung
1972 FC Zürich–FCB 1:0  
1973 FC Zürich–FCB   2:0 nach Verlängerung
1975 FCB–FC Winterthur 2:1 nach Verlängerung
1982 FC Sion–FCB 1:0  
2002 FCB–Grasshoppers 2:1 nach Verlängerung  
2003 FCB–Neuchâtel Xamax 6:0  
2007 FCB–FC Luzern 1:0  
2008 FCB–AC Bellinzona 4:1  
2010 FCB–Lausanne-Sport 6:0  
2012 FCB–FC Luzern 5:3 (1:1) nach Penaltyschiessen
2013 Grasshoppers–FCB 5:4 (1:1) nach Penaltyschiessen
2014 FC Zürich–FCB 2:0 nach Verlängerung

 

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