Erstmals hat eine U19-Mannschaft des FC Basel die Gruppenphase in der Youth League erreicht, die von der Uefa parallel zur Champions League ausgerichtet wird. An diesem Mittwoch (18 Uhr) spielt der FCB bei Rosenborg Trondheim um den Einzug in die Achtelfinals.
Man darf festhalten, dass der FC Basel nichts unversucht gelassen hat, um seine U19-Junioren gut vorbereitet zum Playoff-Match nach Norwegen zu schicken. Eine Woche lang haben rund 40 Nachwuchsspieler auf Teneriffa ein Trainingslager absolviert, und am Sonntag brach man von den Kanarischen Inseln ohne Umweg über Basel direkt Richtung Trondheim auf.
Drei Tage später und rund 4400 Flugkilometer nördlich wartet in Trondheim eine grosse Herausforderung auf die Mannschaft von Raphael Wicky. In dem seit 2013 von der Uefa offiziell als «Youth League» organisierten Nachwuchswettbewerb hat der FC Basel im Herbst erstmals die Gruppenphase überstanden. Nun spielt er gegen Rosenborg in einer Partie einen Achtelfinalisten aus.
» Die Partie in Trondheim am Mittwoch um 18 Uhr auf der Facebook-Seite von Rosenborg im Livestream
Das ist – neben den U15-Turnieren unter dem Siegel von «Nike» oder dem Blue-Stars-Turnier der Fifa in Zürich für U20-Jahrgänge – die sportlich bisher herausragende Aufgabe für ein Juniorenteam des FC Basel. Thomas Häberle, der Talentmanager beim FCB, bezeichnet schon das Abschneiden in der Gruppenphase als schönen Erfolg für die Ausbildung beim FCB: «Das zeigt, dass gute Arbeit geleistet wird.»
Parallel zur ersten Mannschaft gewann die U19 des FCB im Herbst zwei Mal gegen Ludogorets Razgrad (1:0 und 4:0), sie sorgte mit dem 2:1-Sieg beim Arsenal FC in London für eine Überraschung und sie unterlag Paris St-Germain 1:4 und 2:3. Mit dem 1:1 im letzten Heimspiel gegen Arsenal, gesichert durch ein fantastisches Weitschusstor des Genfers Martin Liechti in der Nachspielzeit, sicherte sich Basel Platz 2 hinter dem PSG.
Tiefwinterliche Bedingungen in Trondheim
Belohnt wird dieser kleine Meilenstein mit einem Playoffspiel um den Einzug in die Achtelfinals. In der K.o.-Phase gibt es jeweils nur eine Partie, weil der Terminplan in der Youth League nicht ausufern soll.
In Trondheim werden die FCB-Junioren auf Kunstrasen und unter winterlichen Bedingungen bei tiefen Minusgraden und steifer Brise spielen. Wie stark Rosenborg sein wird, kann Häberle nur schwer abschätzen: «Ich erwarte eine physisch starke und technisch gute Mannschaft.»
Roland Heri, Nachwuchs-Administrator beim FCB, meint, nachdem der Gegner ausgiebig per Video studiert worden ist: «Unsere Mannschaft geht leicht favorisiert in die Partie. Es kommen zwar die Reise und das Klima hinzu, aber es sollte machbar sein.»
«Es ist eine Challenge, aber wenn man Arsenal in der Gruppe hinter sich lässt, sollte auch gegen Rosenborg etwas möglich sein.»
Talentmanager Thomas Häberli
Die Norweger sind – weil die erste Mannschaft nicht für die Champions League qualifiziert war – den sogenannten Meisterweg gegangen: die Juniorenmeister der 32 im Uefa-Ranking bestplatzierten Nationalverbände machten in zwei K.o.-Runden acht Playoff-Teilnehmer unter sich aus. Rosenborg setzte sich dabei gegen AIK Stockholm (0:0, 3:2) sowie den serbischen Meister FK Cukaricki (0:1, 2:0) durch – obwohl es in beiden Heimspielen ohne Torerfolg blieb.
Cümart und Manzambi aus Basel nachgereist
Beim FCB steht Raphael Wicky, der Trainer der U21 in der Promotion League, in diesem Wettbewerb jeweils vor der Aufgabe, eine U19 zusammenzustellen, die es in der schweizerischen Wettbewerbspyramide eigentlich gar nicht gibt. Also mixt er aus U18 und jüngeren Jahrgängen in der U21 ein Team.
Aus den rund 40 Spielern, mit denen der FCB nun bereits zum zweiten Mal auf Teneriffa ein intensives Winter-Trainingscamp abgehalten hat, wurden 19 Feldspieler und drei Torhüter für Norwegen nominiert. Ausserdem sind Eray Cümart und Neftali Manzambi aus Basel angereist. Sie gehörten – wie auch Veriano Vogrig – zu den jüngeren Spielern, die mit den Profis die Vorbereitung bestritten haben.
Cümart ist als Innenverteidiger eine Stütze der U18, und Manzambi war zusammen mit Atdhe Rashiti mit drei Treffern bester Torschütze in der Gruppenphase (ausserdem: Liechti 2, Kenan Heric, Cümart und Pedro Pacheco je 1).
Robin Huser steht nach Kreuzbandriss vor Comeback
Nicht zur Verfügung steht Blas Riveros. Der Paraguayer war vom FCB nicht für die Champions League gemeldet gewesen, stand dafür sechsmal in Wickys Startelf und ist nun bei den Profis unabkömmlich. Ausserdem fehlen verletzt die Mittelfeldspieler Gezim Pepsi (Operation an Sprunggelenkbändern), Lukas Schmidt und Stürmer Afimico Pululu (rekonvaleszent nach Meniskusoperation vergangenen Sommer).
Dafür könnte es aber ein Comeback geben, das auch Urs Fischer interessieren wird: Robin Huser, der unter Paulo Sousa in der ersten Mannschaft debütiert hatte und ein Jahr später, im Sommer 2016, mit einem Kreuzbandriss jäh aus der Bahn geworfen wurde, ist wieder wettkampfbereit.
Raute oder System wie bei den Profis
Eine Variante, um in der Halle beim Lerkendal-Stadion Rosenborg Trondheim zu begegnen, wäre ein System mit Mittelfeldraute und zwei Stürmern. In Betracht ziehen wird Wicky aber auch eine den Profis ähnliche 4-2-3-1-Grundordnung. Dann könnte die Startelf so aussehen: Thürkauf im Tor, eine Abwehr mit Vogrig, Kaiser, Cümart sowie Conus, ein defensives Mittelfeld mit dem portugiesischen U20-Nationalspieler Pedro Pacheco und Dominik Schmidt, davor Martin Liechti und Kenan Heric auf den Flügeln, Luca Tusch oder Alessandro Stabile zentral und als Angriffspitze Neftali Manzambi.
Wie auch immer – eine Chance rechnet sich Talentmanager Häberli schon für die FCB-Junioren aus: «Es ist eine Challenge, aber wenn man Arsenal in der Gruppe hinter sich lässt, sollte auch gegen Rosenborg etwas möglich sein.»
Die Sieger der Gruppenphase sind bereits für die Achtelfinals der Youth League qualifiziert. In den Playoffs werden in einer Partie die weiteren Achtelfinalisten ermittelt: jeweils zwischen einer Mannschaft, die sich über den Meisterweg qualifiziert hat (also u.a. Trondheim), und einem Zweiten der Gruppenphase (u.a. der FCB).
Am 10. Februar werden die Achtelfinalpaarungen ausgelost, wobei ein Playoff-Gewinner auf einen Gruppensieger trifft (Barcelona, ZSKA Moskau, Dynamo Kiew, Paris Saint-Germain, Porto, PSV Eindhoven, Real Madrid und Sevilla).
Im Achtel- (21./22. März), Viertel- (7./8. März) und Halbfinal (21. April, Nyon) entscheidet wiederum eine Partie über das Weiterkommen. Steht es in den K.o.-Spielen nach 90 Minuten unentschieden, entscheidet ein Elfmeterschiessen.
Der Final findet am 24. April im Stadion Colovray in Nyon statt. Bisher haben der FC Barcelona (2014) und der FC Chelsea (2015 und 2016) die Lennart Johansson Trophy gewonnen. (saw)