Wohl dem Verein, der bereits ein Spiel vor Saisonende Bilanz ziehen kann. Präsident Heusler, Sportchef Heitz und Trainer Fischer äussern sich zu Transfers, zu Verletzungen, zur unterschätzten Organisation des Europa-League-Finals und zur Akte Kuzmanovic. Eine Aufzeichnung.
Präsident Bernhard Heusler: «Schätzen, innehalten, geniessen»
Mein erster, grosser Dank gilt Urs Fischer und seinem Team. Es ist ein sehr schönes Gefühl, nach 35 von 36 Super-League-Runden, nach 53 von 54 Pflichtspielen dieser Saison bereits Bilanz ziehen zu können. Wenn man sieht, wie eng die Entscheidungen um Meisterschaft oder Abstieg international sind, dann darf man das schätzen, da darf man innehalten und geniessen. Die Meisterschaft zum siebten Mal in Serie als Sieger zu beenden, macht uns wahnsinnig stolz und glücklich.
Heusler über den Start-Ziel-Sieg in der Super League:
Die Meisterschaft war gekennzeichnet von einer FCB-Mannschaft, die vom ersten Spiel an sehr solidarisch und konzentriert aufgetreten ist, und die unsere Hoffnungen und Erwartungen erfüllt hat. Wir hatten vergangenen Sommer schwerwiegende Verluste, wir haben den Trainer nach Florenz verloren. Wir haben mit Urs Fischer aber einen Trainer gefunden, der vom ersten Tag an gewusst hat, was es braucht, um den Titel wieder nach Basel zu holen. Die Wünsche und Träume, die wir hatten, hat der neue Trainer mit seinem Stab und der Mannschaft erfüllt. Mit einem Start-Ziel-Sieg, für den mit acht Siegen in Serie zu Saisonbeginn das Fundament gelegt wurde.
Heusler zur verpassten Champions-League-Qualifikation:
Präsident Bernhard Heusler (Bild: Meinrad Schön)
Die Gruppenphase der Champions League nicht erreicht zu haben, ist ein Tolggen im Reinheft, und das verlorene Penaltyschiessen in Sion hat es uns verunmöglicht, um das Double zu kämpfen. In der Europa League haben wir dafür den ersten Gruppensieg geschafft und erhobenen Hauptes können wir sagen, am dreifachen Titelträger Sevilla gescheitert zu sein. Diese Bilanz macht mich stolz, und deshalb freue ich mich sehr auf den Mittwochabend, wenn wir mit gut 30’000 Zuschauern im Stadion feiern können und der Mannschaft der neue Pokal überreicht wird.
Heusler über eine vergleichsweise ruhige Saison und seinen Trainer: «Urs Fischer hat sich perfekt integriert»
Es ist eine Saison gewesen, in der ich mich mehr auf meine eigentlichen Aufgaben als Präsident konzentrieren konnte. Mit Georg Heitz, mit dem ich langsam eingespielt bin, und mit dem Trainer habe ich ein Team gehabt, das in der Garderobe das erledigt hat, was in erster Linie dort erledigt werden sollte. Das führt dazu, dass man sich als Präsident nicht zu sehr einmischt oder einmischen muss. Und die Spieler haben gespürt, dass sie in Urs Fischer einen sehr glaubwürdigen, ehrlichen und authentischen Chef haben. Dann suchen die Mitarbeitenden auch nicht Wege, um ihn zu umgehen. Das ist eine Stärke von Urs Fischer, die heute jeder Trainer mitbringen muss: dass er seine Entscheidungen erklärt, konsequent umsetzt und verständlich macht. Insofern hat sich Urs Fischer perfekt integriert bei uns und dabei so agiert, dass es für mich von aussen betrachtet immer sehr ruhig gewirkt hat.
«Januar, Februar und März waren in Sachen Gesundheit fantastisch, da wurden wir von Verletzungen verschont.»
Nur ruhig war es nicht. Vor allem am Ende der Saison gibt eine ganze Reihe von verletzten Spielern zu reden. Sportchef Georg Heitz zu dieser Thematik:
Diese Debatte führen wir nicht öffentlich. Wir werden die Saison analysieren, ein Thema werden die Verletzungen sein.
Und Trainer Urs Fischer zum selben Thema:
Die Anzahl Verletzungen ist zu gross. So schlecht hat es aber nicht begonnen: Januar, Februar und März waren in Sachen Gesundheit fantastisch, da wurden wir von allem verschont. Jetzt schauen wir uns das an, die Problematik blieb uns nicht verborgen.
Heusler über Reaktionen auf den Serienmeister FC Basel: «Die Wertschätzung mischt sich mit Beunruhigung»
Man erlebt ganz unterschiedliche Reaktionen. Ausserhalb von Basel erlebe ich, dass die Leute spontan gratulieren, dass es heisst, der FC Basel mache eine gute Arbeit und vertrete den Schweizer Fussball gut auf internationaler Ebene. Diese Wertschätzung mischt sich aber bei neutralen Beobachtern oder Fans anderer Clubs auch immer mit einer gewissen Beunruhigung und der Frage: Ist das nicht langweilig, wenn der gleiche Club siebenmal hintereinander Meister wird? Dafür habe ich volles Verständnis. Mir würde es nicht anders gehen, wenn im Eishockey das Gleiche passieren würde.
Von innen sieht es für mich komplett anders aus. Ich liebe diese Meisterschaft, ich sehe sehr viele enge Spiele, auch mit dem FC Basel. Wo es das Team braucht, die Taktik von Urs Fischer und die Top-Fitness der Spieler, um Partien noch zu drehen. X-mal bin ich in der Halbzeit nicht an die Bar gegangen und hab gesagt: «Lass mir mal ein Bierchen raus, die zweite Halbzeit schaue ich mir gemütlich an.» X-mal mussten wir unsere Gegner niederringen. Deshalb habe ich wenig auszusetzen und lasse über die Super League nichts kommen.
Nach dem siebten Titel in Serie werden Spieler abwandern. Und auch wenn die Verantwortlichen versichern, dass man sich am Mittwoch noch nicht von Breel Embolo verabschieden müsse, sind die Transfers schon jetzt ein Thema.
Sportchef Heitz zu den anstehenden Wechseln:
Sportchef Georg Heitz (Bild: Meinrad Schön)
Ich mache den fatalen Fehler hoffentlich nicht mehr, mir eine Fehleinschätzung wie im Winter zu erlauben. Es wird Wechsel geben. Aber man darf bei Wechseln auch nicht immer nur Angst haben. Es hat uns in der jüngeren Vergangenheit auch immer geholfen, dass wir immer wieder Spieler hatten, die sich beim FCB beweisen und empfehlen wollten. Die Chance ist immer, dass sich neue Spieler zuerst etablieren müssen – und das fördert die Leistung. Was mögliche Spieler aus der Schweiz betrifft, so gibt es den Effekt, dass sie inzwischen auch direkt von einem anderen Club ins Ausland wechseln. Das sehen wir bei den Hochtalentierten, weil die möglichst schnell in eine möglichst grosse Liga wollen. Wenn wir dann beim Werben um einen solchen Spieler in Konkurrenz stehen mit einem deutschen oder englischen Club, dann sieht es ziemlich düster aus für uns. Obwohl wir auf unsere Erfolge stolz sind, auf dieses Stadion, auf unser Publikum. Nur können das Clubs aus grösseren Ligen selbstredend auch bieten – und sonst noch ein bisschen mehr. Aber wir glauben, dass es in Schweizer Vereinen nach wie vor interessante Spieler gibt für uns. Nur ist es nicht ganz einfach: Wenn wir anklopfen, dann stellt sich oft der Reflex ein, dass diese Clubs finden, diese Spieler geben wir lieber direkt ins Ausland als zum FC Basel.
Heusler über den Europa-League-Final: «Stolz wie nach einem Sieg unserer Mannschaft»
Ein Riesen-Kompliment an unsere Mitarbeiter unter Leitung von Barbara Bigler: Was geleistet wurde, ist famos. Wenn ich das Stadion und die Organisation anschaue, darf ich feststellen, das wir inzwischen schon sehr, sehr gut aufgestellt sind. Ein Uefa-Mitarbeiter sagte mir, die letzten Europa-League-Finals hätten sie nicht auf einem so guten Rasen spielen dürfen. Ich bin an dem Abend so stolz ins Bett gegangen wie nach einem wichtigen Sieg unserer Mannschaft. Es waren Bilder aus der Stadt und dem Stadion, wo man spürt, dass man den Leuten Freude bereitet mit diesem Sport.
«Zdravko hat das Bedürfnis gespürt, den Leuten zu sagen, warum er gegangen ist.»
Heusler darüber, warum der FCB sich nicht gleich wieder um einen Final bemüht:
Die Kehrseite der Medaille ist, dass unsere Ressourcen über alle Massen beansprucht worden sind. Ich sage ganz offen: Ich bin dem Trainer und der Mannschaft unendlich dankbar, dass sie schon vor dieser fast schon absurd beanspruchenden Zeit das wichtigste Ziel erreicht hatten. Ich hätte dem Trainer nicht erklären wollen, dass er – Kopf an Kopf mit YB – für zehn Tage aus dem Stadion ausziehen muss. Dafür hätte er mir nicht nur auf die Schultern geklopft. Das hätte zu einer riesigen Belastungsprobe werden können und das habe ich im Vorfeld ein bisschen unterschätzt.
Trainer Fischer darüber, wie er sich in seinem ersten Jahr an einiges gewöhnen musste:
Trainer Urs Fischer (Bild: Meinrad Schön)
Da gab es einiges. Nur schon die erste Pressekonferenz, als ich vorgestellt wurde. Das hat in Thun anders ausgesehen. Nur schon von der Anzahl Journalisten. Es gab viele Herausforderungen, die ich nicht nur alleine meistern konnte. Ohne Unterstützung wäre das schwierig worden. Für mich waren die Tage nach dem Ausscheiden aus der Champions-League-Qualifikation gegen Maccabi ein Schlüsselmoment. Da blieb das Umfeld im Club ruhig und stärkte uns so, dass wir gleich danach wieder Leistung bringen konnten. Meine Arbeitsweise musste ich nicht ändern. Man passt sich aber immer an. Man reflektiert seine Lage, beispielsweise, was meine Stimme betrifft. In Thun hatte ich das Gefühl, dass ich sehr laut war. Die Spieler sind teilweise fast erschrocken, wenn ich aus dem Nichts heraus laut wurde. Das habe ich langsam in den Griff bekommen. Das Mediale, der Druck von aussen, wo fast etwas gesucht wird, worüber man schreiben kann, das ist eine neue Erfahrung. Daran musste ich mich erst gewöhnen.
«Übermorgen schauen wir nicht rückwärts, sondern reden über den Titel 2017.»
Eine Affäre gab es dann doch: Zdravko Kuzmanovic hatte sich im Januar zu Udinese abgesetzt – und später in der «bzBasel» erklärt, dass er es mit Urs Fischer nicht könne. Präsident Heusler zur Akte Kuzmanovic:
Ich hatte mit Zdravko immer Kontakt. Er hat mir erklärt, wie es zu diesem Interview gekommen ist. Wie es ihn als Mensch beschäftigt hat, dass er in irgendwelchen Online-Foren gelesen hat, welch schlechter Mensch er sei und wie schlecht er sich aufführe. Da hat er das Bedürfnis gespürt, den Leuten zu sagen, warum er gegangen ist und dass es dafür Gründe gab. Er wollte es, glaube ich, gar nicht an der Person Urs Fischer festmachen. Vielleicht ist er mit zu hohen Erwartungen in die Saison gestiegen. Wir wollten ihm klar machen, dass er sich nicht zu viel Verantwortung auflasten soll. Er hat sich wohl mit diesem Druck selbst die Stärke genommen. Die Gefühle ihm gegenüber gehen überhaupt nicht in die Richtung, dass er jetzt eine Persona non grata wäre.
Trainer Fischer zur Akte Kuzmanovic:
Ich glaube ja nicht alles, was in der Zeitung steht. Ob Zdravko alles wirklich so gesagt hat, weiss ich nicht. Ich weiss nur, wie wir gearbeitet haben. Und da habe ich aus meiner Sicht eigentlich ein gutes Gefühl. Da muss ich mir nichts vorwerfen lassen.
Heusler über die Ziele des FC Basel: «Am Donnerstag reden wir vom Titel 2017»
Es ist mir klar, dass der FC Basel keine neuen, völlig überraschenden Ziele aus dem Zylinder zaubern kann. Wir können uns noch in einigen Bereichen verbessern, wo wir auch negative Feedbacks bekommen wie im Bewirtungsbereich. Wir können noch moderner und professioneller werden. Wo sportlich international sinnvolle Ziele zu setzen sind, ist allen bewusst, und national genauso: Am Donnerstag schauen wir nicht rückwärts, sondern reden über den Titel 2017. Und ob das der achte oder der erste ist – das macht keinen grossen Unterschied.