FCB: Schalten, walten und verwalten

Einer kräftig durchrotierten Basler Elf fehlt in Lausanne während der kniffligen Phase eine ordnende Hand – aber der FCB nimmt vom See drei Punkte mit nach Hause, die im hohen Takt der englischen Wochen wertvoll sind.

Drei Punkte als Balsam für das Selbstbewusstsein vor einer heissen Woche: Der FCB nach dem 2:1 in Lausanne. (Bild: Pascal Müller/EQimages)

Einer kräftig durchrotierten Basler Elf fehlt in Lausanne während der kniffligen Phase eine ordnende Hand – aber der FCB nimmt vom See drei Punkte mit nach Hause, die im hohen Takt der englischen Wochen wertvoll sind.

Die Sorge um den Captain ist das eine. Das andere sind die drei Punkte, die der FC Basel aus Lausanne mitgenommen hat. Drei Punkte in der 20. von 36 Runden, die nichts aussagen über den weiteren Verlauf geschweige denn etwas entscheiden können. Drei wichtige, nervenschonende Punkte nichtsdestotrotz vor einer Woche mit dem Showdown in der K.o.-Runde der Europa League in der Ukraine am Donnerstag und dem nationalen Gipfeltreffen mit den Grasshoppers am Sonntag.

Denn dieses GC mit seiner «Nix-muss-alles-darf»-Haltung, die Trainer Uli Forte geschickt predigt, hat für das bemerkenswerteste Ergebnis des Wochenendes gesorgt. Notabene gegen bemerkenswert blutleere Young Boys. Ein Sieg trotz ein paar markanten Absenzen (Salatic, Vilotic) und mit einer blutjungen Truppe.

Die grossen Basler Qualitäten

Am Tag darauf ist Uli Forte nach Lausanne gereist, um sich vom FCB einen frischen Eindruck zu verschaffen. «Nach Belieben schalten und walten» sah Forte die Basler eine erste Halbzeit lang. «Das war wieder einmal unheimlich effizient. Das ist halt die grosse Qualität grosser Mannschaften», so sein Urteil.

Die 0:4-Klatsche in Basel liegt 13 Wochen zurück (ohne Salatic), und am nächsten Sonntag fehlt GC ein weiterer Schlüsselspieler (der gesperrte Grichting). Aber das könnte sich allem Anschein nach ausgleichen (Streller), wenn es zum dritten Aufeinandertreffen kommt in einem Direktduell, in dem Basel bisher die Nase vorne hat (ein Sieg, ein 2:2-Unentschieden).

In der Tabelle bleibt GC vorne, zog der FCB aber wie schon in der Vorwoche nach, nachdem GC einen Tag zuvor einen Sieg vorgelegt hatte, bleibt es beim alten Abstand von vier Punkten. Der FCB muss seinen Fokus doppelt ausrichten, reiht eine englische Woche an die andere und absolviert sechs Spiele in 18 Tagen. Die Spieler lassen darum Fasnacht Fasnacht sein (Stocker: «Ich hatte sie ja in Luzern schon»; Sommer: «Fasnacht? Ich habe jetzt erst mal drei Punkte im Kopf und dann kommt Dnipro»), und der Mann der Stunde gibt die Marschroute vor: «Eine gute Leistung in Dnipropetrovsk zeigen, weiterkommen – was unglaublich wäre –, und dann den Schwung mit ins GC-Spiel nehmen», schlägt Valentin Stocker vor.

Das Gefühl der Überlegenheit

Murat Yakin freut sich auf das, was auf ihn und sein Team zukommt. In Lausanne konnte er zwar nur mit der ersten Halbzeit restlos zufrieden sein, als der FCB mit seinem hohen, aggressiven Pressing den Gegner beherrscht hatte und der sich mit neun Mann hinter dem Ball nach zehn Minuten bis an den eigenen Strafraum zurückgedrängt sah. Das Halbzeitresultat gab das Kräfteverhältnis ungefähr wieder auf einem am Vortag vom Schnee befreiten und dafür gut bespielbaren Platz.

Dass Lausanne mit einem offensiven Mann mehr (Khelifi) und einem weiter nach vorne geschoben Gabri plötzlich besser zur Geltung kam, lag auch an der Nonchalance, die der FCB im Stile quasi jeder Fussballmannschaft an den Tag legte, die im sicheren Gefühl einer 2:0- Führung und der Überlegenheit zum Wiederbeginn auf den Platz zurückkommt.

Die fehlende ordnende Hand

Dahin war vorübergehend die Konzentration und Griffigkeit im Zweikampf. «Nach der Pause hatten wir keine Ordnung mehr. Das hat mir nicht gefallen», sagte Yakin, der mit ansehen musste, wie aus einem sehr souveränem Auftritt in den ersten 45 Minuten dann ein Ergebnis wurde, das das Etikett Arbeitssieg trägt. «Aber schlussendlich«, so der FCB-Trainer, «nehmen wir diese drei Punkte gerne mit.»

Im Herbst hatte die Partie auf der Pontaise einen ganz ähnlichen Verlauf genommen, auch damals war der FCB dominant, liess nichts zu – ehe Yann Sommer aus heiterem Himmel ein Tor verschuldete, was den Ausgleich zum 1:1 und am Ende zwei verlorene Zähler bedeutete. Damals traf Mohamed Salah zur Führung, diesmal erhielt der Ägypter einen Penalty zugesprochen, den man zweifelhaft nennen oder, wie Lausanne-Trainer Laurent Roussey, mit abfälligem Unterton quittieren kann: «Ihr habt ja es ja selbst gesehen», beschied er in der Medienkonferenz.

Yakins Rotation

Hadern mit dem Endresultat wollte aber auch Roussey nicht. Er kehrte vor der eigenen Haustüre: «Wenn man zweimal hintereinander so anfängt wie wir in Zürich und nun gegen Basel; viel zu wenig aggressiv, dann muss man sich Sorgen machen. Grundsätzlich müssen wir uns nicht über den Unterschied zwischen den beiden Mannschaften unterhalten.»

Und sein Team bekam es ja mit einem FCB zu tun, bei dem Yakin fünf Feldspieler, die noch gegen Sion und Dnipro begonnen hatten, entweder auf die Bank setzte (Fabian Frei, David Degen), auf die Tribüne (der geschonte Serey Die) oder ganz zu Hause liess (der gesperrte Dragovic, der leicht angeschlagene Park).

Dass seine Rotation umfangreicher war als er es am Freitag hatte andeuten wollen, erklärt sich für Yakin aus dem Programm der nächsten Wochen. Für Diaz und Yapi sei es der «richtige Zeitpunkt» gewesen, um im Ernstkampf ihre Erfahrung einzubringen. «Und in der ersten Halbzeit hat das auch sehr gut geklappt.»

Yakins Unzufriedenheit über die zweite Spielhälfte relativierte den Einsatz des Duos. In der kniffligen Phase der Partie wäre ihre ordnende Hand gefragt gewesen. Immerhin: Nach Schalten und Walten nach Belieben in Durchgang eins verwaltete der FCB das Resultat zum Schluss wieder souverän.

Eingeschränkter Erkenntniswert

Deshalb war auch für Uli Forte der Ausflug an den Lac Léman, wo der FCB seit 13 Jahren nicht mehr verloren hat, von eingeschränktem Erkenntniswert. Immerhin bekam er demonstriert, dass auch die momentane Basler 1b das Punktemaxium erwirtschaften kann. Aber der GC-Coach hebt ja ohnehin lieber die eigene, komfortable Ausgangslage hervor: Nix muss, alles darf. Oder: «Wir haben nur zu gewinnen, und der FCB kann nur verlieren.»

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