FCB-Sporting 3:0 – ein rauschender Basler Europacup-Abend

Basel erlebt einen grossen Europacup-Abend und ein 3:0 (1:0) des FCB über Sporting Lissabon, gegen das er zuvor in fünf Spielen nicht gewinnen, geschweige denn ein Tor erzielen konnte. Für Basel trafen Fabian Schär vor der Pause sowie – nach einem Platzverweis für Cabral – in Unterzahl Valentin Stocker und David Degen.

Jauchzende Basler, geknickte Portugiesen. (Bild: Keystone/WALTER BIERI)

Basel erlebt einen grossen Europacup-Abend und ein 3:0 (1:0) des FCB über Sporting Lissabon, gegen das er zuvor in fünf Spielen nicht gewinnen, geschweige denn ein Tor erzielen konnte. Für Basel trafen Fabian Schär vor der Pause sowie – nach einem Platzverweis für Cabral – in Unterzahl Valentin Stocker und David Degen.

Viel mehr kann man seinem Publikum nicht bieten: Mit einer leidenschaftlichen Leistung und prächtig herausgespielten Toren zwingt der FC Basel das grosse Sporting aus Lissabon in die Knie. Und weil der KRC Genk beim FC Videoton mit 1:0 gewinnt, reicht dem FCB im letzten Gruppenspiel in Belgien bereits ein Unentschieden, um in die Sechzentelfinals der Europa League einzuziehen.

Verantwortlich dafür ist das Tor, das Fabian Schär in Ungarn bei der 1:2-Niederlage in der Nachspielzeit erzielt hatte – damit hätte der FCB am 6. Dezember bei Punktgleichheit mit Videoton im direkten Duell (2:2) durch das Auswärtstor die Nase vorne. Und dieser Schär war es auch, der gegen Sporting den Bann brach: Sein Abstauber zum 1:0 in der 23. Minute bedeutete das erste Basler Tor gegen die Portugiesen im sechsten Aufeinandertreffen seit 2008 oder nach 473 Minuten.

Der FCB spielte eine erste halbe Stunde lang hervorragend und dominierte ein zunächst zögerliches, enttäuschendes Sporting. Danach musste der FCB 20, 25 Minuten unten durch, geriet durch einen strengen Platzverweis für Cabral in Unterzahl – und spielt sich anschliessend fast in einen Rausch. Die Tore von Valentin Stocker und David Degen – beide vorbereitet vom für Alex Frei eingewechselten Ägypter Mohamed Salah – riss die knapp 16‘000 Zuschauer im St.-Jakob-Park von den Sitzen.

Yakin führt frischen Sauerstoff zu

Wie der Schweizer Meister den in der sportlichen Krise steckenden Portugiesen begegnete, war beeindruckend. Er drängte Sporting an den Strafraum zurück und sorgte mit seinem sehr variablen Offensivspiel, bei dem sich der Gegner nicht auf einen oder zwei Stürmer fokussieren kann, für ständige Torgefahr. Und mitreissend war es gar, wie die Mannschaft reagierte, als sie wackelte.

Den nötigen Sauerstoff führte Yakin seinem Team in Mohamed Salah zu. Gleichsam das Signal, nicht auf Ergebnisverwaltung spielen zu wollen. Der Ägypter kam für Alex Frei, der sich 64 Minuten lang abgemüht hatte, und Salah, lange Wochen der Sinn- und Formsuche hinter sich, knüpfte an die ersten Spiele zu Saisonbeginn an.

In den Räumen, die ein sich mehr und mehr öffnendes Sporting bot, tobte Salah sich aus. Erst spielte er eine Zauberkombination mit dem aus einem funktionierenden Kollektiv herausragenden Valentin Stocker, der mit trockenem Schuss traf. Dann enteilte Salah mit einem gedankenschnell ausgeführten Monster-Abwurf von Yann Sommer. Im Hundertmetertempo legte Salah den Ball für David Degen auf, der seine starke Vorstellung mit dem dritten Treffer des Abends schmückte.

Lob und Kritik vom Trainer

Für seine Einwechslungen – Sonntag gegen GC der Doppeltorschütze Alex Frei, diesmal der Doppel-Assistent Salah – wollte sich Murat Yakin gar nicht gross feiern lassen: «Die Spieler müssen es auf dem Platz umsetzen.» Aber dass er von der Bank Qualität einwechseln kann, das findet der Trainer im Ergebnis dann schon «schön anzusehen». Die Mannschaft, sagt er, «macht hervorragend mit, macht eine gute Entwicklung». So gut, dass Yakin bereits gedenkt, auf die Euphoriebremse treten zu müssen.

Denn es gab durchaus auch ein paar kritikwürdige Aspekte an diesem rauschenden Abend, einem intensiven Fussballspiel, dem nicht das hochdekorierte Team aus Portugal den Stempel aufdrückte, sondern die Basler. Die Unkonzentriertheiten vor dem Seitenwechsel haben auch Yakin nicht gefallen, und in der ersten Viertelstunde nach der Pause, befand er knallhart, «haben wir unsere Arbeit nicht gemacht. Das hat mir nicht gefallen, und erst Salah hat uns Luft verschafft. Er hat unserem Spiel wieder Tiefe gegeben.»

Zerfleddertes Sporting, schwungervoller FCB

Am Ende wurde ein zerfleddertes Sporting nach Hause geschickt. Der Halbfinalist der vergangenen Saison ist im Europacup bereits draussen, aber er scheint auch ganz andere Sorgen zu haben. «Wenn die Mannschaft nicht auf ihrem besten Niveau gespielt hat, dann ist das kein physisches, sondern ein generelles Problem», befand Trainer Francky Vercauteren und stellte fest: «Wir haben gegen das bessere Team verloren, und es wird das Beste sein, den heutigen Tag zu vergessen.»

Das Gegenteil werden die Basler tun. Auch wenn noch nicht alles passt: Die Partie markiert womöglich den endgültigen Durchbruch unter dem neuen Trainer. Es ist zwar schon der sechste Sieg in Folge, doch vom neuen Schwung und der neuen Leidenschaft, die Yakin in der Mannschaft entfacht hat, liessen sich Zuschauer am Mittwoch mit auf die Reise nehmen.

Europa League, 5. Runde
FC Basel-Sporting Lissabon 3:0 (1:0)
St.-Jakob-Park. – 15‘566 Zuschauer. – SR Paolo Valeri (Italien).

Tore:
23. Schär 1:0 (staubt aus fünf Metern ab auf Querpass von Stocker, der von Xandao vor Alex Frei blockiert wird und Schär vor den rechten Fuss fällt).
66. Stocker 2:0 (Rechtsschuss des Linskfusses aus 14 Metern nach doppeltem Doppelpass mit dem kurz zuvor für Alex Frei eingewechselten  Salah).
70. David Degen 3:0 (vollendet aus 15 Metern überlegt einen Konter über Salah, der mit gewaltigem Abwurf von Sommer lanciert wird).
Verwarnungen: 33. Insua (Foul), 53. Cabral (Hands), 55. Fernandes (Hands), 61. Carrillo (Unsportlichkeit/Schwalbe), 91. Ajeti (Foul).
Gelb-Rot: 58. Cabral (Foul an Capel)

FC Basel (4-1-4-1): Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Steinhöfer; Cabral; D. Degen, Diaz, F. Frei (89. Ajeti), Stocker (80. Zoua); A. Frei (65. Salah). – Reserve: Vailati (T), Park, Sauro, Yapi.
Sporting (4-2-3-1): Rui Patricio; Cédric, Xandão; Rojo, Insúa; Gelson Fernandes (68. Betinho), Elias; Labyad (60. Carrillo), Pranjic, Capel; van Wolfswinkel. – Reserve: Marcelo (T), Viola, Rinaudo, Adrien Silva, Ilori, Betinho.

Bemerkungen: FCB ohne Streller (gesperrt), Voser, Jevtic, Pak (verletzt). Sporting ohne Schaars (gesperrt), Boulahrouz, Izmailov, Carriço (verletzt), Dier (nicht für den Europacup gemeldet). – Stocker Captain nach Auswechslung von Alex Frei, Sommer Captain nach Auswechslung von Stocker.

Tabelle der Gruppe G

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