Mohamed Salah, Raul Bobadilla und Marco Streller steuern die Tore bei im Saison-Startspiel, das der FCB vor 27’471 Zuschauern ohne Probleme mit 3:1 (1:0) gegen Aufsteiger FC Aarau gewinnt.
Noch war das erste Spiel der Saison gar nicht angepfiffen, da war der St.-Jakob-Park bereits in Feierlaune. Es sprach Matias Emilio Delgado via Video über die Bildschirme und Grossleinwände des Stadions zu den Fans des FC Basel. Etwas unvermittelt zwar, weswegen sich manch einer noch einmal beim Gegenüber versichern muste: Gell, das heisst jetzt schon, dass er wieder nach Basel kommt? Aber ja, das hiess es.
Der Begeisterung über die Rückkehr des Argentiniers mit der wilden Mähne mag auch etwas Irrationales anhaften. Aber gerade deswegen werden die Trikot-Verkäufer des FCB, die bereits ein paar Shirts mit der Nummer 10 auf Vorrat beflockt haben, nicht auf ihrer Ware sitzen bleiben.
Delgado lässt die meisten Basler offenbar vom schönen Fussball träumen. Und FCB-Trainer Murat Yakin zumindest an neue, ungeahnte Möglicheiten im rotblauen Offensivspiel denken: «Er ist ein offensiv kreativer Spieler, der unserem Spiel mehr Varianten geben kann, bei Standards, bei den letzten Pässen. Wir sind absolut happy, dass er sich für uns entschieden hat.»
Yakin konnte das nach dem Schlusspfiff in lockerem Plauderton erzählen. Denn der FCB hat schon unangenehmere Saisonstarts miterlebt als an diesem lauen Sommerabend im Juli. Was mit der Verkündung von Delgados’ Rückkehr neben dem Platz begann, lief auch auf dem Rasen im Spiel gegen den FC Aarau recht schnell in die von den Baslern erhofften Bahnen.
Weiler sprach nicht nicht über den Schiedsrichter
Zwar durfte der Aarauer Otele Mouangue in der 17. Minute zunächst alleine in Richtung FCB-Goalie Yann Sommer ziehen und wurde erst im letzten Moment von Fabian Schär entscheidend gestört. Doch insgesamt traten die Basler gegen einen zwar agil wirkenden, aber eben doch auch etwas schmalbrüstigen FC Aarau zu konzentriert auf, als dass eine Überraschung im Bereich des Möglichen schien.
Trotzdem konnte es sich René Weiler nicht verkneifen, eine kleine rhetorische Volte hinzulegen. «Ich will nicht auf den Schiri zu sprechen kommen», hob der Trainer des Aufsteigers an, um sogleich natürlich genau das zu tun, «aber es gab zwei, drei Entscheidungen, die gegen uns fielen. Der Ball war vor dem 1:0 ausserhalb des Spielfelds, und Mouangue könnte einen Elfmeter bekommen.»
Mit seiner Klage beim ersten Tor könnte Weiler höchstwahrscheinlich Recht haben. Und wenn Weiler sogleich einräumte, dass nach einem Rempler an Mohamed Salah auch für den FCB ein Penalty hätte gepfiffen werden können, so gab es noch eine Szene, in der sein Team Pech hatte. Schiedsrichter Studers Offsidepfiff nach der Pause stoppte zu Unrecht Davide Calla, der solo Richtung Yann Sommer unterwegs war.
Die Aarauer wurden also sicher nicht vom Unparteiischen bevorteilt. Und doch war der Sieg des FCB an diesem Abend verdient.
Yakin lässt mit zwei Mann angreifen
Nicht, dass die Basler einen begeisternden Abend auf den Rasen gelegt hätten. Aber sie spielten in den entscheidenden Szenen eben ihre individuelle Klasse aus. Valentin Stocker zum Beispiel trat auf, als habe es nie eine Sommerpause gegeben und liess sich gleich wieder zwei Assists notieren. «Ich habe schon viele Startspiele erlebt», meinte Captain Marco Streller mit der Altersweisheit eines inzwischen 32-Jährigen, «das war eines der besseren.»
Es zahlte sich aus, dass sich Yakin für Aussenstehende scheinbar einigermassen spontan für einen Zwei-Mann-Sturm mit Streller und Raul Bobadailla entschieden hatte. «Raul hat sich in den letzten zehn Tagen gesteigert», erklärte Yakin seinen Entschluss. Und auch wenn die Doppelspitze wohl nicht zum Basler Alltag werden dürfte, so stellte er doch fest: «Ich habe jetzt noch mehr Möglichkeiten, um den Gegner zu überraschen.»
Seit Donnerstag habe er gewusst, dass der Trainer mit zwei Angreifern spielen würde, sagte Streller: «Ich finde, für das erste Mal ist es nicht schlecht gelaufen.» Tatsächlich konnten beide den Platz als Torschütze verlassen.
Ein 17-Jähriges Talent im Aarauer Mittelfeld
Vielleicht, um nicht gleich eine selbstgefällige Stimmung im Team aufkommen zu lassen, fand Yakin dennoch ein paar kritische Worte: Vor der Pause habe sein Team «zwei-, dreimal zuviel Risiko genommen». Das waren jene Szenen, in denen der erst 17-jährige Christopher Teichmann im offensiven Aarauer Mittelfeld sein Talent aufblitzen lassen konnte.
Doch es war zu wenig, um die Basler Abwehr wirklich zu gefährden, in der der 19-jährige Arlind Ajeti den Vorzug vor Gaston Sauro erhalten hatte.
Der übergangene Argentinier war nicht der einzige FCB-Spieler, dem Yakins Aufstellung einen Frustmoment bescherte. David Degen etwa stand nicht einmal im Aufgebot. «Trainingsleistungen haben für andere gesprochen», erläuterte Yakin diese Wahl mit eindeutigen Worten, «der Konkurrenzkampf ist gross bei uns.»
Er wird nicht kleiner werden, wenn Matias Delgado erst einmal in Basel angekommen ist.
FC Basel–FC Aarau 3:1 (1:0)
St.-Jakob-Park. – 27’471 Zuschauer. – SR Studer.
Tore:
23. Salah 1:0 (Volleyschuss mit links aus sieben Metern auf Vorarbeit von Stocker, der erst den Ball erobert, ihn über Streller und Bodadilla wieder erhält und von von der Grundlinie zurückpasst – allerdings war der Ball da im Aus).
64. Bobadilla 2:0 (Flachschluss mit rechts aus der Drehung aus zwölf Metern nach erneuter Vorarbeit von Stocker).
73. Streller 3:0 (ein knackiges, tiefes Zuspiel Elnenys nimmt Streller auf, dreht Gegenspieler Jäckle an der Strafraumkante aus und trifft nach ein paar Schrittenflach mit links aus 15 Metern in die lange Ecke).
79. Garat 3:1 (Kopfball via Innenpfosten auf den zweiten Eckball der Gäste, bei dem sich Garat gegen Schär durchsetzt).
Verwarnungen: 39. Ionita (Foul), 42. Salah (Unsportlichkeit; angebliche Schwalbe), 58. Callà (Unsportlichkeit).
FC Basel (4-4-1-1): Sommer; P. Degen, Schär, Ajeti, Safari (76. Voser); Salah (86. Andrist), F. Frei, Elneny, Stocker; Bobadilla (69. Xhaka); Streller. – Ersatz: Vailati (T), Sauro, Diaz, Jevtic.
FC Aarau (4-2-3-1): Mall; Gonzalez, Garat, Jäckle, Martignoni; Ionita (56. Lüscher), Burki; Callà, Teichmann (76. Romano), Staubli; Mouangue (67. Marazzi). – Ersatz: König (T), Schultz, Senger, Foschini.
Bemerkungen: FCB ohne Dragovic (Gelbsperre aus der vergangenen Saison), Park, Ritter, Serey Die (verletzt), D. Degen (ohne Aufgebot). Aarau ohne Nganga (verletzt), Hallenius (nicht spielberechtigt) und Koubsky (ohne Aufgebot). – 39. Bobadilla streift mit einem Freistoss die Latte.