FCB–Zenit: Der andere Diaz und ein Mann für grosse Spiele

Ausgetauschte, Aufgetauchte und endlich wieder Gebrauchte. Die Einzelkritiken zum 2:0-Sieg des FC Basel gegen Zenit St. Petersburg im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League.

Basel's Marcelo Diazfights celebrate the first scores during the UEFA Europa League round of 16 first leg soccer match between Switzerland's FC Basel and Russia's FK Zenit St. Petersburg at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Thursday, Ma (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)

Ausgetauschte, Aufgetauchte und endlich wieder Gebrauchte. Die Einzelkritiken zum 2:0-Sieg des FC Basel gegen Zenit St. Petersburg im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League.

Yann Sommer | 6

Durfte wieder mal einen richtig schwierigen Ball halten. Nahm die von Schirokow gebotene Gelegenheit mit der gebührenden Dankbarkeit wahr und sicherte so seiner Mannschaft die Null, auf die das Yakinsche Fundament gebaut ist. Wäre mit seinen fussballerischen Fähigkeiten wohl auch im zentralen Mittelfeld ein sicherer Wert.

Philipp Degen | 5,5

Ist einfach gut drauf. Punkt. Spielt seit Wochen so stark, dass wir ihn hier einfach mal in die Schweizer Nationalmannschaft schreiben. Hat ja nicht mehr all zu viele Basler dort.

Fabian Schär | 5

Versuchte mal, Hulk zu bremsen, indem er sich in ihn warf. Keine gute Idee, humpelte darum noch Minuten später über den Platz. Biss sich aber durch und war Teil einer Basler Abwehr, die nur einmal ausgespielt wurde.

Aleksandar Dragovic | 5

Sagte doch tatsächlich vor dem Spiel in einem Interview mit dem österreichischen «Kurier», den Hulk, den könne man schon «ein bisserl provozieren». Schien dieses Vorhaben dann auf dem Feld aber vergessen zu haben, oder unter liess den Plan klugerweise Plan sein. Konnte sich so ganz auf ruhige, sachliche, abgeklärte Abwehrarbeit konzentrieren.

Joo Ho Park | 5

Spielt wie Arbeitskollege Philipp Degen auf der anderen Seite einen beeindruckenden Jahresbeginn. Tut das vielleicht, munkeln Insider, weil seine Mutter seit einiger Zeit wieder in Basel weilt – aber wer glaubt schon Insidern.

Geoffroy Serey Die | 5,5

Dribbelte in der dritten Minute und dribbelte und dribbelte. Wäre wohl für konservativ geschätzte 56 Millionen Gazprom-Dollar gekauft und in Geschenkpapier mit Schleifchen drum mit nach Russland genommen worden, hätte er nur einen linken Fuss, um solche Dribblings auch abzuschliessen. Spielte eine ganz dominante erste Halbzeit, wurde dann nach einer Stunde merkwürdig hektisch und deswegen von Trainer Yakin vom Feld genommen, um keinen Platzverweis zu riskieren. Fehlt in St. Petersburg trotzdem: Gelbsperre.

Cabral | 5

Hatte in Genf am Sonntag 60 Minuten lang eine Auszeit auf dem Feld genommen, danach eine auf der Basler Bank. Konnte darum wieder mit frischen Kräften in die Zweikämpfe steigen und war vor allem in der ersten Halbzeit ebenso energisch wie mit Übersicht gesegnet.

David Degen | 5

Wusste nach einer Stunde gleich, dass der Abend für ihn gelaufen war. Verletzte sich die Kapsel im Sprunggelenk, als Faisulin bei der Landung nach einem Luftduell unglücklich darauf landete. Hatte zuvor mit seinem Bruder auf der rechten Seite für richtig viel Dampf nach guter alter Doppeldegenmanier gesorgt.

Marcelo Diaz | 6

War präsent in Zweikämpfen, verteilte die Bälle, spielte traumhafte Steilzuspiele auf Salah. War also alles in allem ein ganz anderer Marcelo Diaz als der, der bislang das Basler Trikot spazieren trug – vielleicht sogar der, für den der FCB geschätzte 4,5 Millionen Franken Ablöse bezahlt hat? Zeigte dem im Abschluss hibbeligen Salah, wie es auch gehen könnte: flach und präzis, 1:0.

Mohamed Salah | 5

Provozierte schon während des Spiels halb belustigte, halb verzweifelte Bemerkungen, die alle irgendwas mit der Höhe und Form der Tore in Ägypten zu tun hatten. Schoss den Ball mit bemerkenswerter Konsequenz rund einen Meter über das Gehäuse und machte dabei keinen Unterschied, ob er aus 18 oder 5 Metern abzog. Entschied das Spiel aber eben doch zu Gunsten der Basler, provozierte den Abpraller vor dem 1:0 und flog über Luis Netos langes Bein vor dem Elfmeter zum 2:0.

Jacques Zoua | 5

Wurde von den Vereinsverantwortlichen nach harscher Kritik auch schon damit verteidigt, dass er in den grossen Spielen stets bereit sei. War wie stets in einem grossen Spiel bereit. Rannte, kämpfte, hielt den Ball, legte ihn für Salah hin, war vorderster Stürmer und Verteidiger zugleich. Muss sich die Frage stellen lassen, ob das vielleicht ab und an auch gegen Teams möglich wäre, die eine halbe Schuhnummer kleiner sind als Zenit?

Markus Steinhöfer | 5

Durfte an seinem 27. Geburtstag bloss darum aufs Feld, weil sich David Degen nach einer Stunde verletzt abmelden musste. Brachte nach einer Park-Flanke den Ball zwar aufs Tor, aber nicht an Goalie Malafejew vorbei. Leitete dann das 1:0 mit einem Pass auf Salah ein und war sicher das fröhlichere Geburtstagskind als Zenit-Trainer Luciano Spalletti. Aber der behauptet von sich, dass er sowieso seit neun Jahren keine Geburtstage mehr feiert.

Mohamed Elneny | 5

Kam in der 70. Minute für den etwas wirr werdenden Serey Die und strahlte schon wieder so eine Ruhe aus, die fast schon unwirklich scheint. Tauchte diesmal allerdings mit seiner Ruhe nicht ab, sondern einmal sogar in guter Abschlussposition auf, Malafejew wehrte seinen Dropkick aber ab.

Alex Frei | –

Ein Alex Frei mag mal zu kurz im Einsatz zu sein, um benotet zu werden. Aber ein Alex Frei ist selten zu kurz im Einsatz, um nicht noch irgendein Tor zu erzielen. 94. Minute, Elfmeter FC Basel, Frei läuft an und trifft. Sein 32. Treffer im 59. Europacupeinsatz. Klasse halt.

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