Vor fünf Jahren spielte der FC Zürich gegen Real Madrid in der Champions League. Ein Erinnerungsstück an diese erfolgreiche Zeit liegt hinter den Kulissen des FCZ-Museums versteckt und gehört Präsident Ancillo Canepa. Inzwischen spielen die Zürcher in anderen Wettbewerben.
Man muss schon lange suchen, bis man im FCZ-Museum irgendwo einen Hinweis darauf findet, dass die Zürcher einst gegen Real Madrid gespielt haben. An einer Wand hängt ein Trikot von Christoph Kramer, wohl aus der jüngsten Begegnung mit Borussia Mönchengladbach in der Europa League. In Vitrinen stehen Pokale vergangener Tage. An Stellwänden sind die Viten der FCZ-Nationalspieler festgehalten.
Aber Real Madrid? Auf Nachfragen verschwindet ein FCZ-Mitarbeiter in den Abstellraum und kramt irgendwo einen Ball hervor, auf dem «Privatbesitz von Ancillo Canepa» steht, pumpt ihn auf und legt die Kunststoffkugel auf den Tresen des Empfangs.
Vielleicht Ronaldo, vielleicht Leoni, vielleicht Margairaz
Es ist ein Museumsgegenstand aus der erfolgreichen Zeit des FCZ, der zwischen 2006 und 2009 seine letzten drei Meisterschaften gewonnen hat. Nach dem Titel 2009 spielten die Zürcher zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der Champions League, und das gleich gegen Madrid. 2:5 verloren die Zürcher im Letzigrund – der Ball ging wohl an diesem Abend des 15. September 2009 in den Besitz von FCZ-Präsident Canepa über.
Vielleicht ist es der Ball, den Cristiano Ronaldo bei seinem zweiten Freistosstor genau auf die Fäuste Johnny Leonis schoss. Oder der, mit dem Xavier Margairaz den Elfmeter gegen Iker Casillas verwandelte. Für den Torhüter, seit August beim FC Le Mont in der Challengue League, und den Mittelfeldspieler, umhergereicht und unterdessen vereinslos, sind die Szenen nur noch Erinnerungen. Und möglicherweise haben sie diesen Ball aus dem Abstellraum gar nie berührt, vielleicht kam er damals nur beim Einspielen zum Einsatz. So genau weiss das wohl nur Canepa.
Die neuen Realitäten des FCZ
Inzwischen ist Real Madrid für die Zürcher in sportlich weite Ferne gerückt. Sie können nur noch zusehen, wie der ewige Rivale FC Basel die Duelle gegen das Weisse Ballett auf der grossen Bühne austrägt. Und zumindest Trainer Urs Meier tut dies mit grossem Interesse. Im St.-Jakob-Park sei er zwar wegen der Presskonferenz zum Europa-League-Spiel gegen Apollon Limassol nicht gewesen, aber er habe sich die Partie im Fernsehen angeschaut.
Basels Leistung gegen Real sei beeindruckend gewesen, sagt Meier, vor allem in der zweiten Halbzeit. Allerdings habe auch nicht jeder Spieler Reals sein ganzes Potential ausgeschöpft. Der 53-Jährige anerkennt die Erfolge der Basler, aus seinen Worten spricht kein Neid, auch wenn das Zürcher Wettbewerbsportfolio ein weniger glamouröses ist: ein 3:1-Sieg am Donnerstag in der Europa League gegen Bratislava, die Super League am Sonntag gegen den FCB, der Schweizer Cup am Mittwoch darauf gegen den SC Cham.
Am Sonntag im Letzigrund wird es das Duell zweier Mannschaften sein, deren Realitäten sich auch in diesem Punkt unterscheiden: Bei den einen rollen die Bälle der Champions League auf dem Rasen. Bei den anderen verstauben sie im Abstellraum des Museums.