In der ausverkauften St. Jakobshalle lässt Roger Federer seinem kasachischen Kontrahenten Mikhail Kukushkin keine Chance. Die Nummer 1 des Turniers gewinnt mit 6:1, 6:2 – in Runde zwei wartet Federers langjähriger Trainingspartner Philipp Kohlschreiber.
Roger Federer weiss, was er dem Publikum nach dem Spiel schuldet. Besonders dann, wenn sein Auftritt auf dem Court nach weniger als einer Stunde bereits beendet ist. Dann dient eben das Platzinterview mit Fernsehmann Heinz Günthardt zur Verlängerung der Unterhaltung.
Federer gab trotz der vielen Lacher schon originellere Interviews. Aber das Publikum, nicht nur in Basel an den Swiss Indoors, sondern auf der ganzen Welt, es klebt dem Schweizer an den Lippen. Und es verfolgt jeden seiner Schläge auf dem Platz.
Mikhail Kukushkin, der unglückliche Gegner, der nach 54 Minuten und 32 Sekunden von Federer mit einem höflichen Schulterklopfer entlassen wurde, blieb die undankbare Rolle, in der St. Jakobshalle das Spiel Federers mitzuspielen. Sofern das eben möglich war.
Überlegen in allen Belangen
Mit 6:1, 6:2 setzte sich die Nummer 3 der Welt bei ihrem Auftakt in der ausverkauften Halle durch, ohne dabei Fragen nach dem Ausgang der Partie offen zu lassen. Der 17-fache Grand-Slam-Sieger nahm dem russischstämmigen Legionär, der für Kasachstan spielt, viermal den Service ab. Und wenn Kukushkin seinen Aufschlag durchbrachte, dann war Federer mit insgesamt 13 Breakbällen immer zumindest nahe am Servicedurchbruch.
Da stand ein Gegner auf der anderen Seite des Netzes. Und doch war Federer irgendwie alleine auf dem Platz, was die Protagonistenrolle in diesem Spiel angeht.
Roger Federer beim Service: Die tiefe Quote erster Aufschläge war eines der wenigen Mankos im Spiel des Schweizers. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Weil der Gegner aus dem Osten die Partie anscheinend bereits nach wenigen Minuten abgehakt hatte, blieb Platz für den einen oder anderen unterhaltsamen Punkt. Eine Aneinanderreihung von Lobs wie bei einer Exhibition, Stopbälle, Passierschläge, all das sahen die 9200 Zuschauer, unter ihnen der vollzählige Trainerstab des FC Basel und Jungstürmer Breel Embolo.
Federer gewann fast doppelt so viele Punkte wie Kukushkin (61 zu 32), fünfmal so viele am Netz (10 zu 2), er schlug mehr Gewinnschläge (29 zu 17), mehr Asse (5 zu 1), und er hatte eine höhere Quote erster Aufschläge im Feld. Wenngleich die 58 Prozent ein Wert sind, der unter seinem Saisonschnitt liegt (64 Prozent).
Die Partie in Zahlen. (Bild: Screenshot swissindoorsbasel.ch)
Ein einziges Manko
Mankos sieht Federer bei seinem Returnspiel: «Ich hätte effizienter sein müssen bei Breakbällen», sagt der 34-Jährige, der neun von 13 Chancen ungenutzt liess. Für eine erste Runde ist Federer trotzdem «sehr zufrieden, diese Partie ist ein guter Start in eine erfolgsversprechende Woche».
In der zweiten Runde trifft Federer auf den Deutschen Philipp Kohlschreiber. Die Nummer 32 der Welt setzte sich in drei Sätzen gegen den Polen Jerzy Janowicz (ATP 60) durch – und er kennt Federer als langjähriger Trainingspartner bestens. Der 32-Jährige aus Augsburg sei deswegen ein guter Trainingspartner, weil er fit sei und damit eine hohe Intensität in den Einheiten mitgehen könne, sagt Federer.
Dass Kohlschreiber wegen der vielen Trainings mit Federer einen Vorteil haben könnte, ist allerdings unwahrscheinlich. Federer gewann alle zehn Duelle und gab dabei zwei Sätze ab. Die Statistik spricht eine klare Sprache.
Die Hoffnung des Publikums
Federer, der seit Januar wieder für zwei Jahre vertraglich an die Swiss Indoors gebunden ist, erwartet am Donnerstag ein anderes Spiel als gegen den kasachischen Erstrundengegner. «Kohlschreiber hat nicht die gleichen Waffen wie Kukushkin», sagt der Basler.
Und sein Heimpublikum hofft, dass der Deutsche gegen die Nummer 1 des Turnier überhaupt welche hat.
(Bild: Keystone/KURT SCHORRER)