Federer gibt sich vor Duell mit Djokovic optimistisch

«Ich gebe mir eine gute Chance», sagt Roger Federer vor dem Duell mit Novak Djokovic. Der Schweizer trifft im zweiten Gruppenspiel an den World Tour Finals auf den Dominator der Saison – nachdem er in der Auftaktpartie gegen Tomas Berdych keinerlei Mühe hatte.

epa05027415 Switzerland's Roger Federer during his match against Tomas Berdych of Czech Republic during the ATP World Tour Finals in London, Britain, 15 November 2015. EPA/WILL OLIVER

(Bild: Keystone/WILL OLIVER)

«Ich gebe mir eine gute Chance», sagt Roger Federer vor dem Duell mit Novak Djokovic. Der Schweizer trifft im zweiten Gruppenspiel an den World Tour Finals auf den Dominator der Saison – nachdem er in der Auftaktpartie gegen Tomas Berdych keinerlei Mühe hatte.

Der Beste wartet gleich im zweiten Vorrundenspiel. Aber vielleicht ist das erste Duell zwischen Roger Federer und Novak Djokovic nicht das letzte bei diesen ATP World Tour Finals, bei dieser inoffiziellen Weltmeisterschaft der acht stärksten Profis der Saison.

«Ich hätte nichts gegen ein Wiedersehen später im Turnier», sagt Federer vor dem Gruppenspiel gegen den momentan überragenden Weltranglistenersten am Dienstagabend. Wenn nicht alles täuscht, wird die Partie über Platz 1 und 2 der Gruppe entscheiden.

Schon in den beiden Auftaktpartien wurde deutlich, welche Kluft zwischen der engeren und der etwas erweiterten Weltspitze liegt, also zwischen Spielern wie Federer und Djokovic auf der einen Seite. Und Spielern wie Kei Nishikori und Tomas Berdych auf der anderen.

Eine erschreckende Anhäufung von spannungsarmen Partien

Ihn, den Tschechen Berdych, distanzierte Federer nach einem klassischen Fehlstart und 0:2-Rückstand am Sonntagabend schliesslich klar mit 6:4 und 6:2. Am Ende war der Klassenunterschied zwischen Federer und dem ewigen, mittlerweile 30-jährigen Talent Berdych so massiv wie der zwischen Djokovic und Nishikori (6:1, 6:1) im allerersten Match des Saisonfinales.

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Es war gewissermassen ein Déjà-vu-Erlebnis für Fans und Experten, denn bereits bei der letzten WM hatte es in der ersten Turnierphase eine beinahe erschreckende Anhäufung von spannungsarmen, reizlosen Partien gegeben. Mit einer Dominanz der Führungselite und allzu wenig Gegenwehr der potenziellen Herausforderer. Droht nun, bei den Tennis-Festspielen 2015, ein ähnliches Szenario der Einseitigkeit?

Zumindest für den Zweikampf zwischen Federer und Djokovic, dem Leader der Branche, dürfte diese Befürchtung nicht zutreffen. Denn wenn sich in dieser Saison Spieler einigermassen vielversprechend und wirksam der Übermacht Djokovics entgegenstemmen konnten, dann waren es die beiden Schweizer Protagonisten Stan Wawrinka und eben Federer.

Federer erkennt sich in Djokovic wieder

Mit dem keineswegs kleinen Schönheitsfehler für Federer, dass er auf ganz grosser Bühne den beeindruckenden Lauf Djokovics nicht aufhalten konnte. Gleich zwei Mal unterlag er ihm zuletzt an Grand-Slam-Turnieren, in Wimbledon und später bei den US Open.



Serbia's Novak Djokovic plays a return to Japan's Kei Nishikori during their ATP World Tour Finals tennis match at the O2 Arena in London, England, Sunday Nov. 15, 2015. (AP Photo/Tim Ireland)

Die Saison des Novak Djokovic erinnert an die dominierenden Jahre des Roger Federer. (Bild: Keystone/TIM IRELAND)

«Ich weiss aber, dass ich nicht weit weg bin von ihm. Es ist nicht so, dass ich keine Chance sehen würde», sagt Federer. «Die Form von Novak ist imponierend. Aber jeder ist schlagbar.»

Federer kann sich im Djokovic des Jahres 2015 durchaus wiedererkennen, denn in seiner Spielqualität, seiner Unbeugsamkeit und Ausdauer auf hohem Niveau, erinnert der Serbe an den Federer der frühen Jahre. An den Mann, der die Mehrzahl aller Grand Slams und die meisten anderen grossen Turniere in einer Saison gewann und allein schon durch seine Aura der sportlichen Unfehlbarkeit einen Bonus hatte.

21:21 im Head-to-Head

«Es ist einfach so, dass nicht alle Spieler glauben, einen Mann wie Djokovic im Moment schlagen zu können», sagt Englands früherer Topmann Tim Henman. «Da fehlt echt die innere Überzeugungskraft.» Im Hier und Jetzt könne sich Djokovic «beinahe nur selbst schlagen, durch einen Schwächemoment, durch einen gewissen Leichtsinn», so Henman, «aber abzusehen ist das nicht wirklich.»

Federer schlug Djokovic in der laufenden Saison in den Endspielen von Cincinnati und Dubai, aber er verlor auch vier Mal gegen ihn. Abgesehen davon, dass er die beiden Grand-Slam-Träume Federers zerstörte, trat Djokovic auch in Rom und Indian Wells als Spielverderber in Erscheinung.



epa05027419 Switzerland's Roger Federer returns the ball to Tomas Berdych of Czech Republic during their match at the ATP World Tour Finals in London, Britain, 15 November 2015. EPA/WILL OLIVER

«Alles hat mal ein Ende», sagt Roger Federer zur Dominanz Novak Djokovics. (Bild: Keystone/WILL OLIVER)

Zum WM-Endspiel 2014 konnte Federer wegen seiner Rückenbeschwerden nicht antreten, eine der sicher grössten Enttäuschungen überhaupt in seiner Karriere. Das Duell mit Djokovic gehört ansonsten zu den prägendsten Strukturen des modernen Tennis. Bisher standen sich der Schweizer und der Serbe 42 Mal gegenüber, mit einem ausgeglichenen Zwischenstand von 21:21.

Mit dem Selbstvertrauen kam der Karrieresprung

«Zu Beginn meiner Karriere fehlte mir die Zuversicht, überhaupt gegen jemanden wie Roger gewinnen zu können», sagt Djokovic. «Da hatte ich ein psychisches Problem, eine Hemmung.» Erst bei den Australian Open 2008 gelang Djokovic der erste wirklich bedeutende Sieg gegen Federer.

Die Bilder des ersten gewichtigen Siegs von Djokovic gegen Federer:

Inzwischen hat der 28-jährige Belgrader eine Karriere etabliert, in deren Verlauf er auf Augenhöhe zu Federer oder Nadal aufsteigen konnte. Und die ihn dann in eine unangefochtene Spitzenposition führte, ganz nach dem Vorbild der beiden ehemaligen Tennisherrscher.

Djokovic lässt nun seinerseits die Rekorde purzeln, schreibt Siegesserien. So ist er seit 38 Spielen und dem Herbst 2012 nicht mehr in einem Hallenmatch geschlagen worden – drei erfolgreiche WM-Kampagnen verbergen sich auch in dieser Serie. Federer sagt dazu: «Alles hat mal ein Ende.»

Er ist jedenfalls notorisch optimistisch vor dem nächsten Duell mit Djokovic: «Ich gebe mir eine gute Chance.»

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