Federer und Wawrinka brillieren im Doppel

Mit ihrem Sieg gegen Frankreich haben Roger Federer und Stan Wawrinka der Schweiz am Davis Cup eine hervorragende Ausgangslage geschaffen.

Switzerland's Roger Federer (R) reacts with his team mate Stanislas Wawrinka during their Davis Cup final doubles tennis match against France's Julien Benneteau and Richard Gasquet at the Pierre-Mauroy stadium in Villeneuve d'Ascq, near Lille, November 22, 2014. REUTERS/Gonzalo Fuentes (FRANCE - Tags: SPORT TENNIS) (Bild: GONZALO FUENTES)

Mit ihrem Sieg gegen Frankreich haben Roger Federer und Stan Wawrinka der Schweiz am Davis Cup eine hervorragende Ausgangslage geschaffen.

Der Mann, der mit drei verschiedenen Mannschaften den Davis Cup gewann, hat die wundersamen Drehungen und Wendungen, die so ein Tennis-Länderspiel mit sich bringen kann, kurz und knapp auf den Punkt gebracht. «Davis Cup ist ein verrücktes Tier», sagte Niki Pilic, Kapitän und Berater siegreicher Auswahlteams aus Deutschland, Serbien und Kroatien, mit denen er alle möglichen und unmöglichen Dramen erlebte. Erstens, wollte uns Pilic sagen, kommt es immer anders im Davis Cup. Zweitens als man denkt.

Vielleicht hat er in den letzten Tagen auch zugesehen und mitverfolgt, was sich im französischen Lille abspielte – und wird sich bestätigt gefühlt haben, dass in diesem emotionsgeladenen Nationenwettbewerb einfach alles passieren kann, was denkbar ist. Oder eben auch das genau Gegenteil.

Zwei Neulinge, zwei Stars

Und da wären wir nun bei diesem Doppel-Samstag zwischen Frankreich und der Schweiz, an dem zwei neue Figuren auf die grosse Davis Cup-Bühne traten, Julien Benneteau und Richard Gasquet, und zwei grosse Stars, Roger Federer und Stan Wawrinka,  gemeinsam ihr Glück versuchten. Zwei, von denen man sich alles andere als sicher sein konnte, wie ihre Allianz denn nach dem Kulissendonner und Schlagzeilengewitter der letzten Woche und den Auftritten am Eröffnungs-Freitag funktionieren würde.

Doch wo sie als Solisten noch gänzlich unterschiedliche Eindrücke hinterlassen hatten, Wawrinka als siegreicher Gigant und Federer als chancenloser Lazarus, wirkten sie im zweiten Akt dieses Tennis-Dreiteilers von Lille wie zwei Felsen in stürmischer See – gemeinsam stark, gemeinsam unerreichbar, gemeinsam souverän und sicher.



Die Franzosen Julien Benneteau (L)  und Richard Gasquet wurden vom Gespann Federer/Wawrinka in die Knie gezwungen.

Die Franzosen Julien Benneteau (L) und Richard Gasquet wurden vom Gespann Federer/Wawrinka in die Knie gezwungen. (Bild: PASCAL ROSSIGNOL)

Niemand hatte es erwartet, viele nur klammheimlich gehofft: Doch in der Stunde der vereinten Bewährungsprobe erlebten Federer und Wawrinka mit ihrem 6:3, 7:5, 6:4-Sieg über Benneteau und Gasquet die grösste Stunde seit ihrem Olympiasieg vor nunmehr fast sechseinhalb Jahren in Peking. Sie brachten die Schweiz so 2:1 in Führung.

Federer ohne Verschnaufpause

«Es war ein unglaubliches Doppel. Ich bin erleichtert», sagte Teamchef Severin Lüthi, der nicht gezögert hatte, seine beiden besten Männer auf den Platz zu schicken. Und nicht etwa dem am Freitag noch schwächelnden Federer eine Atem- und Verschnaufpause zu gönnen. Das sei schon deswegen keine Option gewesen, so Lüthi, «weil Roger sich bereit gemeldet hat zu dem Match. Er weiss, wann er spielen kann und wann nicht.»

Wie verwandelt jedenfalls trat Federer auf, nicht nur, weil er seinem Körper nach dem Testlauf im Einzel am Freitag einfach mehr zutraute. Sondern auch, weil er an der Seite des an diesem Wochenende überragend aufspielenden Wawrinka schnell Zuversicht und Selbstvertrauen fand – also neben dem Mann, dem er vor einer Woche noch bei der ATP-WM in einem denkwürdigen Duell gegenübergestanden und vier Matchbälle abgewehrt hatte, bevor er sich verletzte.



Mit jeder Minute wurden Federer und Wawrinka besser.

Mit jeder Minute wurden Federer und Wawrinka besser. (Bild: GONZALO FUENTES)

Doch die Geister der Vergangenheit hatten sich längst verflüchtigt. Das Gestern und Vorgestern waren erledigt und abgehakt. Nicht mehr präsent in einem Zusammenspiel von Federer und Wawrinka, das mit jeder Minute besser funktionierte und die Franzosen vor schier unlösbare Probleme stellte.

Auch die wenigen kritischen Situationen überstanden die beiden Schweizer mit eisernen Nerven und der Bündelung ihrer Kräfte. Vorentscheidend war gewiss das Break zum 6:5 im zweiten Satz gegen Richard Gasquet, dem kurz darauf die 2:0-Führung folgte.

Grosses Zwischenziel erreicht

Auch nach dem 3:2-Break in Satz drei verteidigen Federer und Wawrinka ihren Vorsprung knallhart, lassen aber auch gar nichts mehr anbrennen. «Wir haben mit grosser Überzeugung gespielt, setzten unser Spiel durch», sagte Wawrinka, zweifellos der beste aller vier Spieler auf dem Centre Court. Federer ergänzte: «Es lief wirklich perfekt. Ich habe auch keine körperlichen Probleme gespürt.»

Noch ist nichts gewonnen, aber ein grosses Zwischenziel erreicht für die Schweiz. Schliesslich gilt der Davis Cup-Samstag mit dem Doppel nicht zu Unrecht stets als Wegscheide für Triumph und Tragik. Wer das Doppel gewinnt, verteilt den Druck des Gewinnen-Müssens am Sonntag auf mehrere Schultern.

Das heisst im Fall von Swiss Tennis: Zuerst kann Federer alles klar machen gegen Jo-Wilfried Tsonga im Spitzeneinzel, und selbst im Falle eines Scheiterns bliebe noch der bisher überragende Wawrinka als Trumpfass in der Hinterhand, um den dritten, alles entscheidenden Punkt zu holen. «Wir müssen jetzt ganz fokussiert bleiben. Wir wollen natürlich so schnell wie möglich die Entscheidung», sagte Lüthi. Doch auch er fügte hinzu: «Ich bin schon ein bisschen erleichtert, wie das heute gelaufen ist.» Vielleicht auch, weil er selbst nicht dran glaubte, wie gut und schön alles laufen würde, fast wie in einem Traum.



Das Duo Federer/Wawrinka ging als Sieger vom Platz, die beiden Neulinge Julien Benneteau (links) und Richard Gasquet unterlag deutlich.

Das Duo Federer/Wawrinka ging als Sieger vom Platz, die beiden Neulinge Julien Benneteau (links) und Richard Gasquet unterlag deutlich. (Bild: GONZALO FUENTES)

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