Roger Federer wird auch in diesem Jahr an den Swiss Indoors teilnehmen. Nach etlichen Irritationen gibt er das in einem Zeitungsinterview bekannt. Die Turnierleitung spricht in einer Stellungnahme von einem Ultimatum, das sie dem Spieler bis 10. April gesetzt habe.
193 Tage sind es (nur) noch bis zu den nächsten Swiss Indoors vom 19. bis 27. Oktober, und jetzt hat Roger Federer eine Kuh vom Eis geholt. In einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» sagt Federer: «Ich werde die Swiss Indoors auch 2013 spielen.» Eine Einigung mit dem Basler Turnier und des Machers Roger Brennwald gibt es nach Federers Darstellung allerdings nicht: «Das war auch gar nicht nötig. Ich kann in Basel auch ohne irgendwelche Verträge oder Abmachungen spielen, wenn ich Lust habe, und das habe ich.»
Seit dem jüngsten Turnier und dem letzten Ballwechsel im Tiebreak des finalen Satzes gegen Juan Martin Del Potro, gegen den Federer seinen sechsten Sieg beim Heimturnier verpasst hatte, gab es etliche Irritationen. Im Zentrum standen dabei sich quälend hinziehende Verhandlungen zwischen Federer-Manager Tony Godsick und Turnierdirektor Brennwald. «Dazu will ich eigentlich nichts Weiteres sagen, weil es sonst nur wieder falsch verstanden werden könnte», sagt Federer nun im Interview, «ich habe nie gesagt, dass ich nicht in Basel spielen werde. Und jetzt versuche ich, diese komplizierte Sache zu vereinfachen.»
Warum diese Angelegenheit so kompliziert geworden ist, bleibt im vagen. Schon während der letztjährigen Indoors hatte das seit einem guten Jahr stattfindende Tauziehen um einen Anschlussvertrag von Federers Verpflichtung für das Turnier fast schon groteske Züge angenommen. Eine Woche lang liefen sich Brennwald und Federer in der St. Jakobshalle über den Weg – am Finaltag aber musste der Turniervater bekennen, dass es noch zu keiner neuer Verabredung gekommen sein: «Godsick bestimmt den Fahrplan.»
Brennwalds «friedliche Lösung»
Spekuliert wurde seither viel. Geht es ums liebe Geld? Von einer Verdopplung der Startgage von einer halben auf eine Million Franken war die Rede. Ging es um verletzte Eitelkeiten? Wie die Basler Zeitung jüngst noch einmal vermutete, ohne irgendwelche Anhaltspunkte zu liefern. «Die Dinge entwickelten sich in Basel einfach schlecht», hatte sich Federer Mitte Dezember währen einer Südamerika-Reise vernehmen lassen. Stets keinen Zweifel daran lassend, dass es «früher oder später zu einem Agreement kommen wird».
Kryptisch in diesem Zusammenhang auch die Aussage von Brennwald, er hoffe, dass es «zu einer friedlichen Lösung» komme. Was impliziert, dass da eine Kulisse entstanden war, die als bedrohlich empfunden wurde. Und das bei dem Turnier, das für Federer eine Herzenangelegenheit ist, mag der Termin hin und wieder auch quer zu seiner eigenen Agenda stehen. Im «Tagesanzeiger» untermauert der 31-Jährige jetzt noch einmal seine emotionale Bindung zu den Indoors, bei der er einst als Balljunge fungierte: «Jeder weiss, wie viel mir das Turnier bedeutet, und das ist noch immer so.»
Laut Indoors hat Federer ein Ultimatum eingehalten
Ob nun ein neuer Vertrag aufgesetzt, verhandelt oder gar unterschriftsreif ist – darüber lassen die Parteien die Öffentlichkeit im Unklaren. Auf der Website des Turniers hiess es Mittwochmittag, man habe «erfreut Kenntnis genommen von Roger Federers veröffentlichtem Entscheid». Weiter heisst es: «Im Rahmen der komplexen Verhandlungen lief per 10. April eine vom Turnier gesetzte Frist für eine konkrete Antwort seitens des Spielers ab.» Dieses Ultimatum hat Federer mit seinem Interview haargenau eingehalten.
Wer am Mittwoch von der Spitze der Swiss Indoors nähere Erläuterungen dazu begehrte, dem Beschied Jürg Vogel, Konsulent des Präsidenten, kurz und bündig: «Das Management der Swiss Indoors macht zum Thema des Spielerfeldes, auch zur Nennung von Roger Federer, keine weiteren Aussagen.» Man wird vertröstet auf den 29. April, wenn die erste Tranche des Teilnehmerfeldes der 44. Swiss Indoors bekanntgegeben wird. Mit Zugpferd Federer zuvorderst. Soviel ist schon mal sicher – und für das Turnier in diesen Zeiten der springende Punkt.
Seit dem Ausscheiden in Indian Wells gegen Rafael Nadal, nach Rückenbeschwerden und einem neuntägigen Urlaub trainiert Roger Federer während einer siebenwöchigen Aufbauphase in der Schweiz, genauer in der Nähe seines Wohonortes Wollerau und der wenig einladenden Witterung zum Trotz. Zumeist in einer Ballonhalle auf Sand. Der nächste Fixpunkt in seinem Turnierkalender ist Madrid, wo er ab 6. Mai als Titelverteidiger antritt.
Danach folgen zwei weitere Sandturnier Turniere in Rom (13. bis 19. Mai) und Roland Garros (27. Mai bis 9. Juni). Am 10. Juni beginnt für Federer in Halle die Grassaison mit dem Höhepunkt in Wimbledon (24. Juni bis 7. Juli), wo er im Vorjahr zum siebten Mal triumphiert und die Weltrangliste ziurückerobert hatte. (cok)