Fischer bläst zum letzten Halali mit dem FCB

Der 92. Final im Schweizer Cup am Auffahrtstag um 16 Uhr in Genf ist für den FC Basel nicht nur die Herausforderung, den Mythos des FC Sion zu brechen. Für den scheidenden Trainer Urs Fischer, vor allem aber auch für die abtretende Clubführung ist es der letzte Tusch einer unvergleichlichen Ära.

Der Basler Trainer Urs Fischer waehrend des Trainings des FC Basel 1893 in Vorbereitung auf den Cupfinal auf den Trainingsplaetzen des Areals St. Jakob in Basel, am Dienstag, 23. Mai 2017. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Der 92. Final im Schweizer Cup am Auffahrtstag um 16 Uhr in Genf ist für den FC Basel nicht nur die Herausforderung, den Mythos des FC Sion zu brechen. Für den scheidenden Trainer Urs Fischer, vor allem aber auch für die abtretende Clubführung ist es der letzte Tusch einer unvergleichlichen Ära.

Cupfinal. Das heisst im Wallis, dass eine ganze Region in Wallung gerät. Da ist diese Serie. Die dreizehn Endspiele, die der FC Sion seit 1965 erreichte und von denen er keines verlor. Und jetzt kommt die vierzehnte Gelegenheit. Eine, die wegen des von diesem Verein begründeten Cup-Mythos über die sportliche Affiche gegen den Schweizer Meister hinaus aufgeladen ist mit reichlich Lokalchauvinismus.

Okay, es wird im ständig plätschernden Fluss der Fussballberichterstattung kaum jemand erkannt haben, dass es sich hier um die – der Fakten angepassten – Einleitung der TagesWoche-Berichterstattung vor dem Cupfinal 2015 handelt.

Geändert hat sich an der Ausgangslage: nichts. Oder fast nichts. Der FC Basel ist unterdessen zum achten Mal in Serie Meister geworden in einem Wettbewerb, mit dem der FC Sion als Dritter und mit 30 Punkten Rückstand auf Basel nichts zu tun hatte. Es ist jetzt sechs Jahre her, dass Sion gegen Basel in der Super League gewann.

2015: Die blamabelste FCB-Niederlage der jüngeren Zeit

Der Final 2015 allerdings, im ausverkauften St.-Jakob-Park, endete mit einer der bittersten Niederlagen in der jüngeren Geschichte des FCB. Oder soll man sagen: der blamabelsten? Wie die Feuerwehr kamen die Sittener über den Meister, sie führten nach 18 Minuten (Konaté) und lagen nach 60 Minuten (Fernandes und Carlitos) uneinholbar 3:0 vorne.

Diese Erinnerung ist noch frisch. Fünf Spieler, die seinerzeit auf dem Platz standen, sind auf Basler Seite noch dabei: Suchy, Traoré, Xhaka, Zuffi, Callà und Delgado, dazu kommt der damals verletzte Vaclik. Auf Seiten der Sittener dürften Pa Madou, Ziegler, Zverotic, Salatic, Konaté und Carlitos erneut im Endspiel auflaufen.

Und so bietet sich nur 24 Monate nach jenem peinlichen Moment für den FCB die Chance zur Wiedergutmachung. Oder wie es Luca Zuffi jüngst ausgedrückt hat: «Wir wollen unbedingt Revanche nehmen.»

Die ungewöhnliche Aussenseiterrolle des FCB

Und die Basler wollen einen neuen Anlauf nehmen, den Sittener Mythos der ein halbes Jahrhundert andauernden Ungeschlagenheit in einem Cupfinal zu beenden.

Sie werden das in einer Aussenseiterrolle tun, wie sie ihnen in den beiden nationalen Wettbewerben selten zuteil wird. Dort die Walliser mit breit aufgepumpter Brust und vor einer Heimkulisse im Stade de Genève, wo die Rotweissen mindestens 18’000 der 30’000 Plätze für sich besetzen dürften. Während in Basel nur knapp 7000 Tickets Abnehmer fanden.



Die Spieler des FC Basel waehrend des Trainings des FC Basel 1893 in Vorbereitung auf den Cupfinal auf den Trainingsplaetzen des Areals St. Jakob in Basel, am Dienstag, 23. Mai 2017. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Aufgalopp: Die Spieler des FC Basel während des Trainings am Dienstag. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Auf der anderen Seite ein FC Basel in seinem 21. Cupfinal, von denen er die letzten drei verlor: 2013 gegen GC, 2014 gegen den FCZ und 2015 gegen ebendiesen FC Sion.

Der finale Tusch für eine Ära

Aber dieser Final ist noch weitaus mehr als die Basler Aussicht auf den zwölften Cupsieg. Es wäre das sechste Double der Vereinsgeschichte (nach 1967, 2002, 2008, 2010 und 2012) und es wäre der perfekte Schlusspunkt einer Ära. Es wäre die Sahnehaube für das Wirken der scheidenden Vereinsleitung unter Bernhard Heusler und Sportdirektor Georg Heitz und ihre grandiose Titelsammlung. Es wäre der finale Tusch für den ebenfalls scheidenden Trainer Urs Fischer.

Man könnte auch auch sagen: Höher kann das Trio die Messlatte für ihre Nachfolger, Präsident Bernhard Burgener, Sportchef Marco Streller sowie Trainer Raphael Wicky nicht legen.

Keine Kampfansage, aber eine Warnung

Auch vor seinem letzten grossen Spiel im Dienst des FCB bleibt Urs Fischer sich treu. Keine Kampfansage an den Gegner, dafür Respekt: «Die Sittener Finalserie ist schon eindrücklich. Von solchen Geschichten lebt der Fussball.» Keine Parolen an das eigene Team, dafür nüchterne Einschätzung: «Wenn ich die Mannschaft jetzt noch heiss machen muss, kann ich aufhören. Wer nicht motiviert ist, dem kann ich nicht helfen.»

Schlagabtausch vor dem Final – Michael Lang und Reto Ziegler:

Vor Augen geführt hat Fischer seinen Spielern jedoch noch einmal ein paar Sequenzen der Anfangsphase des 2015er-Finals. Das dürfte Erinnerung und Warnung genug sein.

Damals, eine Woche nach Saisonende und Meisterfeier schaffte es der FCB nicht mehr, die Spannung noch einmal aufzubauen. «Es war schwierig» erinnert sich Luca Zuffi, «aber das kann keine Entschuldigung sein für einen schlechten Match. Wir sind einfach zu wenig parat gewesen.»

Suchy: «Es wird ein anderer FCB sein»

Die genaueren Umstände hat Zuffi verdrängt: «Das Spiel ist dann doch schnell in Vergessenheit geraten.» Andere Beobachter erinnern sich, wie FCB-Trainer Paulo Sousa – ansonsten eher todschick in der Coachingzone unterwegs – zum Hochamt des Schweizer Fussballs in Trainingsklamotten aus der Senftube trat.

FCB-Präsident Bernhard Heusler hat erst dieser Tage im TagesWoche-Interview eingeräumt: «Ich war mir nicht sicher, wie wichtig das Paulo Sousa ist. Das war schon die Phase, in der wir mit ihm über alles Mögliche diskutiert haben, nur nicht über den Cupfinal.»

Die Endspiele im Schweizer Cup seit 1925
Das Ranking der Cupsieger und Finalisten
Die Cupfinals des FC Basel
Jahr Ort Paarung Resultat Bemerkung
1933 Zürich FCB–Grasshoppers 4:3  
1942 Bern Grasshoppers–FCB 3:2 Wiederholungsspiel, 1. Spiel: 0:0
1944 Bern Lausanne-Sport–FCB 3:0  
1947 Bern FCB–Lausanne-Sport 3:0  
1963 Bern FCB–Grasshoppers 2:0  
1967 Bern FCB–Lausanne-Sport 3:0 Forfait
1970 Bern FC Zürich–FC Basel 4:1 nach Verlängerung
1972 Bern FC Zürich–FCB 1:0  
1973 Bern FC Zürich–FCB 2:0 nach Verlängerung
1975 Bern FCB–FC Winterthur 2:1 nach Verlängerung
1982 Bern FC Sion–FCB 1:0  
2002 Basel FCB–Grasshoppers 2:1 nach Verlängerung
2003 Basel FCB–Neuchâtel Xamax 6:0  
2007 Bern FCB–FC Luzern 1:0  
2008 Basel FCB–AC Bellinzona 4:1  
2010 Basel FCB–Lausanne-Sport 6:0  
2012 Bern FCB–FC Luzern 5:3 (1:1) nach Penaltyschiessen
2013 Bern Grasshoppers–FCB 5:4 (1:1) nach Penaltyschiessen
2014 Bern FC Zürich–FCB 2:0 nach Verlängerung
2015 Basel FCB–FC Sion 0:3  
2017 Genf FCB–FC Sion 25. Mai  

Dieses Mal, In Genf, wird es anders sein. Oder anders ausgedrückt: Die Sittener werden sich nicht allein auf ihren Mythos stützen können. Dieses Mal wird ihnen ein entschlossenerer FC Basel gegenübertreten. Zumindest hat es den Anschein. Urs Fischer will dieses Double, Heusler und Co. hätten es gerne und die Mannschaft sowieso. «Es wird ein anderer FC Basel sein», verspricht Abwehrchef Marek Suchy.

Die Startformationen – überrascht Fournier den FCB?

Überraschungen wird es in der Startelf des FCB keine geben. Fischer wird dem Stamm vertrauen, auf den er sich auch in weiten Teilen der Meisterschaft stützen konnte. Mit Vaclik im Tor, Lang, Suchy, Akanji und Traoré in der Viererkette, mit Xhaka und Zuffi im defensiven Mittelfeld, mit Steffen, Delgado und Elyounoussi davor. Und es würde nicht wundern, wenn er vorne Janko den Vorzug vor Doumbia gibt. Der Österreicher, der den Club verlassen wird, hat gegen Sion meistens gut ausgesehen und in sieben Spielen gegen die Walliser fünf Tore erzielt.



Le joueur valaisan Carlitos entre dans le car, lors du depart en car du club de football de Super League FC Sion ce mardi, 23 mai 2017 a Martigny. Le FC Sion va rencontrer jeudi le FC Basel en finale de la coupe de Suisse. (KEYSTONE/Cyril Zingaro)

Spielt er? Carlitos am Dienstag auf dem Weg von Martigny nach Lausanne, wo der FC Sion die letzten Vorbereitungen auf den Cupfinal gegen Basel trifft. (Bild: Keystone/Cyril Zingaro)

Wirklich überrascht werden können die Basler vom FC Sion nicht. Dafür läuft man sich in der Super League zu oft über Weg, und die emotionale Wucht, die diese Mannschaft in einem Cupfinal entwickeln kann, sollte dem FCB inzwischen auch bewusst sein.

Wie im Wallis spekuliert wird, könnte Sébastien Fournier auf der Position des Linksverteidigers eine Umstellung vornehmen und anstelle von Pa Modou den Franzosen Kevin Constant aus dem Mittelfeld zurückziehen. Constant war vor Wochenfrist der Schütze des 2:2-Ausgleichs in Basel. Ausserdem ist der Einsatz des angeschlagenen Carlitos fraglich.

Fischers Endspiel-Erinnerung

Urs Fischer rechnet mit dem Ex-Basler. Und der FCB-Coach hält der Sittener Serie ein kleines persönliches Erlebnis entgegen: Den Cupfinal 2000, als er im Trikot des FCZ gegen Lausanne gewann und mit dem ersten Schuss im Penaltyschiessen erfolgreich war. So gesehen hat Fischer auch noch kein Endspiel verloren.

 

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