Fischers Qual der Wahl oder: «Die Spieler sind ja nicht blöd»

Samstagabend um 20 Uhr geht es für den FC Basel gegen den FC Lugano weiter. Alles andere als ein Heimsieg ist schwer vorstellbar, auf dem Transfermarkt scheint es ruhig zu bleiben und Spannung verspricht erst wieder die bevorstehende Auslosung der Champions League.

Basel's players cheer after scoring during a Super League match between FC Basel 1893 and FC Sion, at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Sunday, July 24, 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Samstagabend um 20 Uhr geht es für den FC Basel gegen den FC Lugano weiter. Alles andere als ein Heimsieg ist schwer vorstellbar, auf dem Transfermarkt scheint es ruhig zu bleiben und Spannung verspricht erst wieder die bevorstehende Auslosung der Champions League.

Die Ausgangslage: eindeutig

Dass man zu einem Fussballspiel antritt, um es zu gewinnen, ist das eine. Im Fall des FC Basel muss es niemand mehr ausdrücklich sagen. Auch der Trainer nicht. Fünf Pflichtspiele, fünf Siege, die Maximalpunktausbeute in der Super League – Urs Fischer ist damit «sehr zufrieden», auch wenn es noch «Potential und Luft nach oben gibt». Aber, fügt Fischer an: «Das haben wir immer».

» Die Fakten zum Spiel, die möglichen Aufstellungen, die Spiele der 5. Runde

Nicht gegen Lugano zu gewinnen vor knapp 26’000 Zuschauern (Vorverkaufstand Freitag), käme aus Sicht des FCB einer Blamage gleich, zumal er in der Neuzeit – also seit Erfindung der Super League 2003 – ausnahmslos gegen die Tessiner gewonnen hat: vier Mal in der vergangenen Saison, als die Bianconeri den Weg zurück gefunden haben nach oben, dazu kommt ein 4:0 im Cup im Jahr 2006. » Die Bilanz des FCB gegen Lugano

Die personelle Situation beim FCB: entspannt

Alle Mann an Bord, respektive: fast alle Mann. Dem Olympia-Fahrer Alexander Fransson gönnt der Trainer eine Ruhepause: «Er ist müde. Das Turnier und die Reise von Brasilien zurück in die Schweiz haben Energie gekostet» sagt Fischer. Not, etwas zu erzwingen, besteht beim gut besetzten Mittelfeld ohnehin nicht. Also bekommt der Schwede am Wochenende frei.

Ausser Manuel Akanji (Aufbautraining nach Kreuzbandriss) tummeln sich alle bei der täglichen Arbeit auf dem Platz. Auch Kevin Bua, der inzwischen beschwerdefreie Andraz Sporar und auch Geoffroy Serey Dié, für den demnächst ein Probelauf in der U21 anstehen könnte.

Fischer schöpft also aus dem Vollen und will keinerlei Hinweise auf seine Startelf geben. Mitleid mit jenen, die es nicht ins Aufgebot, geschweige denn in die Startelf schaffen, gibt es nicht. Sein Plädoyer in dieser Angelegenheit: «Die Spieler sind Profis und wissen um die Situation, wenn sie beim FC Basel unterschreiben. Man kann als Trainer nicht so handeln, dass alle Spieler zufrieden sind. Und die Spieler wissen, dass es für den Trainer nicht so einfach ist. Sie sind ja nicht blöd. Der FC Basel ist kein Wunschkonzert, aber man versucht als Trainer, dass so respektvoll gegenüber den Spielern wie möglich zu machen.» 

Grosse Experimente, sagt Fischer, habe er weder für das Spiel gegen Lugano noch für die kommenden Wochen im Sinn.

Der Gegner: eine Spur defensiver

Auf der Bank zu sitzen, dieses Gefühl kennt Andrea Manzo aus seiner Zeit als Profi bei der Fiorentina und Milan. Das ist eine Zeitlang her, aber der Trainer bezeichnet sein damaliges Bankleben als nützlich, schaute er sich doch ein bisschen etwas ab bei Franco Baresi oder Paolo Maldini.



Der neue, temperamentvolle Mann an der Linie: Luganos Cheftrainer Andrea Manzo (rechts) beim 3:1-Heimsieg gegen Sion. Links sein Assistent Mirko Conte.

Der neue, temperamentvolle Mann an der Linie: Luganos Cheftrainer Andrea Manzo (rechts) beim 3:1-Heimsieg gegen Sion. Links sein Assistent Mirko Conte. (Bild: Keystone/CARLO REGUZZI)

Mit 54 Jahren ist Manzo in diesem Sommer von der U21 beim FC Lugano zum Cheftrainer aufgestiegen. Was er von seinem Vorgänger Zdenek Zeman übernommen hat, ist der zum Teil spektakuläre Offensivgedanke und das Umschaltspiel. Nun garniert mit mehr defensivem Gewissen.

Das Urteil von Urs Fischer nach eingehender Gegner-Analyse: «Unter Zeman war Lugano schon sehr nach vorne ausgerichtet. Nun wird eine Spur mehr Wert gelegt auf die Defensive.» Für den FCB-Trainer heisst das: «Lugano ist sowieso schwierig zu bespielen, und mit ihren schnellen Leuten lauern sie auf Konter.» Beim 2:1-Coup in Bern gelang das den Tessinern eindrücklich. «Das darf uns nicht passieren», hat Fischer seinen Spielern eingebläut.

Zuletzt legte Lugano gegen Sion daheim ein 3:1 nach, womit sie mit sechs Punkten einen Mittelfeldplatz in der noch jungen Saison belegen – also mehr, als man ihnen gemeinhin in der Schlussabrechnung zutraut.

» Das Kader des FC Lugano

Abgegeben haben die Luganesi in dieser Woche Frédéric Veseli, den einstigen U17-Weltmeister (zu Empoili in die Serie A) und mit Domago Pusic (zu Osijek) einen weiteren Verteidiger. Neu hinzu gekommen ist Rodrigo Aguirre, ein 22-jähriger, aus Uruguay stammender Stürmer, der zuletzt von Udinese an Perugia in der Serie B ausgeliehen war.

Der FCB, sein Kader und das Transferfenster

In Basel war es in Wechselangelegenheiten vergleichsweise ruhig. Bis Ende August läuft noch die Transferperiode, wobei U21-Spieler innerhalb der Schweiz ohne zeitliche Einschränkung wechseln können. Dass es noch zu Veränderungen kommen könnte, zeichnet sich im Moment nicht ab. Auch einer wie Jean-Paul Boëtius, der als möglicher Abgang gehandelt wird (Heerenveen aus der niederländischen Ehrendivision klopfte zum Beispiel mal vorsichtig an), scheint sich in Basel durchbeissen zu wollen. Es sei denn, Real Madrid wird vorstellig.

» Das Kader des FC Basel und die Einsatzstatistik beim TagesWoche-Dossier rotblaulive.ch

Das macht im Augenblick 29 Spieler, eine Kadergrösse wie nie zuvor. «Wir sehen uns nicht unter Zugzwang», sagt Sportdirektor Georg Heitz zur TagesWoche, «und es ist uns wohl mit diesem Kader.» Kurzfristige Abgänge respektive Ausleihgeschäfte jüngerer Spieler sind aber nicht ausgeschlossen.

Worauf kann man sich sonst noch freuen?

Kommenden Donnerstag (18 Uhr in Monaco) werden die Gruppen der Champions League ausgelost. Bis zum späten Dienstagabend und dem Rückspiel zwischen der Roma und Porto (Hinspiel: 1:1) bleibt es für den FC Basel spannend, denn erst dann weiss er, ob er in Los-Topf 2 oder 3 eingeteilt sein wird.

» Die Playoffs der Champions League im Überblick

Manchester City hat nach dem 5:0 bei Steaua Bukarest den Platz in Topf 2 auf sicher, scheidet Porto aus, rückt der FCB von Topf 3 in Topf 2 auf. Weil er inzwischen einen doppelt so hohen Uefa-Koeffizienten wie die Roma ausweist. Auch das ist ein eindrückliches Zeichen dessen, was in Basel in den vergangenen Jahren geleistet wurde.

Kommt er in Topf 2, bleibt dem FCB ein Wunschlos wie Arsenal verwehrt. Erstmals einen Abstecher ins Emirates-Stadion von London zu machen und ein Wiedersehen mit Granit Xhaka und Mohamed Elneny – das wäre auch nach dem Geschmack von Georg Heitz. «Aber wir können es eh nicht ändern», sagt der Sportdirektor zu dem, was da auf den FCB zukommt.

Der Stand der Lostöpfe vor den Playoffs:



Scheidet Porto (Topf 2) aus, übernimmt der FC Basel (Topf 3) einen Platz in Topf 2, wenn kommenden Donnerstag die Gruppen der Champions League ausgelost werden. Clubs mit Stern sind noch nicht definitiv qualifiziert. Mehr zum Setzsystem: European Cup Football by Bert Kassies

Scheidet Porto (Topf 2) aus, übernimmt der FC Basel (Topf 3) einen Platz in Topf 2, wenn kommenden Donnerstag die Gruppen der Champions League ausgelost werden. Clubs mit Stern sind noch nicht definitiv qualifiziert. Mehr zum Setzsystem: European Cup Football by Bert Kassies (Bild: Screenshot)

 

 
 
 
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