Fliegenfänger und Zuschauermagnet

Der FC Basel kann am Donnerstag einen grossen Schritt in Richtung Titelverteidigung machen und lockt Zuschauer mit Gratistickets ins Stadion. Bei Gegner Lausanne-Sport dagegen blinken alle Warnlampen: Präsident Collet hat am Montag Trainer Roussey öffentlich das Vertrauen ausgesprochen.

Lausanne, 17.02.2013, Fussball Super League, FC Lausanne-Sport - FC Basel, Torszene der 0:1 mit Lausannes Rodrigo, Torhueter Mathieu Debonnaire und Guillaume Katz gegen Basels Torschuetze Valentin Stocker (Pascal Muller/EQ Images) (Bild: EQ Images/Pascal Muller)

Der FC Basel kann am Donnerstag einen grossen Schritt in Richtung Titelverteidigung machen und lockt Zuschauer mit Gratistickets ins Stadion. Bei Gegner Lausanne-Sport dagegen blinken alle Warnlampen: Präsident Collet hat am Montag Trainer Roussey öffentlich das Vertrauen ausgesprochen.

Der FC Basel ist der Schweizer Fussballclub mit den meisten Zuschauern. Klar, das ist nichts Neues. Der FCB ist aber auch (inoffizieller) Rekordhalter in Sachen «No Shows». Bei jenen Zuschauern also, die für ein Spiel zwar ein Ticket besitzen, bei diesem aber gar nicht zuschauen. 7700 waren es pro Spiel im Schnitt im Jahr 2012, womit die Basler fast so viele zahlende aber nicht anwesende Zuschauer haben, wie Meisterschaftskonkurrent GC in dieser Saison als Zuschauerschnitt bei seinen Heimspielen angibt (8300).

Wieder mit Streller

Nach seiner abgesessenen Gelbsperre wird Marco Streller den FCB gegen Lausanne wieder als Captain aufs Feld führen. «Ich überlege mir noch, ob ich mit zwei Stürmern spielen soll», sagt Trainer Murat Yakin einen Tag vor dem Spiel. Er findet aber auch: «Zuviele Wechsel möchte ich nicht machen.»

Super League, 33. Runde
FC Basel–Lausanne-Sport (Do. 19.45 Uhr)
St.-Jakob-Park. – 34’500 Tickets im Vorverkauf abgesetzt.

Mögliche Aufstellung FCB: Sommer; Steinhöfer, Schär, Dragovic, Voser; Frei; Salah, Elneny, Serey Die, Stocker; Streller.

Bemerkungen: Der FCB ist komplett – nur der Einsatz von Philipp Degen ist fraglich.

Das 2:0 gegen Servette am letzten Sonntag war so ein Spiel, an dem zwar über 26’000 Zuschauer vermeldet wurden. Bei dem aber die Lücken auf den Rängen vermuten liessen, dass fast die Hälfte der Ticketbesitzer anderes zu tun hatte (Muttertag?).

Kein schöner Anblick offenbar für FCB-Präsident Bernhard Heusler. Also beschloss der FCB am Montag kurzfristig, es müsse eine Aktion her, um gegen Lausanne mehr Zuschauer in den St.-Jakob-Park zu locken. Ein Donnerstags-Spiel um 19.45 Uhr gegen einen weiteren Abstiegskandidaten aus der Westschweiz – «die Vorverkaufszahlen waren nicht berauschend», umschreibt Pressesprecher Josef Zindel die Beweggründe.

Also konnte sich jede und jeder, der in seinem Vor- oder Nachnamen ein F, C oder B trägt, zwei Gratistickets für die Partie holen. Ja, es wird gar kolportiert, es solle jemand mit der Angabe, er wohne an der Furkastrasse, Billette bekommen haben. 8000 Karten im Sektor G sollten ursprünglich vergeben werden. Bis Mittwoch-Abend waren dann aber 9500 abgesetzt. Mehr gibt das Stadion nicht her, weil der FCB natürlich keine Karten im Gästesektor verschenkt.

Das zweitletzte Heimspiel der Saison

Damit steht der Zähler der abgegebenen Tickets bei 34’500 und es dürfte gewährleistet sein, dass die Rotblauen vor einer ansprechenden Kulisse zu ihrem bereits zweitletzten Heimspiel der Saison antreten können. Und es geht ja auch um nicht wenig: Noch sieben Punkte brauchen die Basler in den letzten vier Runden, um ganz sicher Meister zu werden. In Realität dürften es weniger sein. Ja, gewinnt der FCB gegen Lausanne und verlieren GC in Sion und St. Gallen bei Thun (erst am Freitag), dann stehen die Basler dank ihrer famosen Tordifferenz schon vor dem Cupfinal praktisch als Meister fest.

Mit diesen rosigen Aussichten im Titelrennen vor Augen mag sich Murat Yakin gar nicht erst überlegen, ob er einige seiner Spieler im Hinblick auf den Cupfinal vom Pfingstmontag schonen soll. «Das will ich nicht und das muss ich nicht», sagt der FCB-Trainer. Und fügt mit einem Lächeln an, «wir haben ja nach dem Lausanne-Spiel einen Tag länger Erholungszeit als sich das die Spieler gewohnt sind.»

«Vielleicht wäre alles noch schlimmer geworden»

Meisterrennen, Cupfinal, Gratistickets, um volle Ränge noch voller werden zu lassen – der FC Lausanne-Sport kann von solchen Themen nur träumen. In der Waadt blinken spätestens seit letztem Wochenende sämtliche Warnlampen. Präsident Jean-François Collet sah sich nach dem 0:2 in Thun bemüssigt, öffentlich zu verkünden: Nein, der Trainer werde nicht gewechselt. Und das mit den Laurent Roussey wirklich stützenden Worten: «Wir müssen irgendwas machen, aber was?» Und: «Wenn wir den Trainer gewechselt hätten, wäre vielleicht alles noch schlimmer geworden.»

In Lausanne sind sie verzweifelt auf der Jagd nach Fliegen. Les mouches ont changé d’âne, kann man auf Französisch sagen, wenn das Momentum zwischen zwei Teams die Seite wechselt – die Fliegen haben den Esel gewechselt. Auf dem liebevoll geführten Westschweizer Fussballblog «Bloody Monday» wurde schon letzte Woche der Frage nachgegangen, wo sie denn nun sind, die Fliegen am Genfersee: In Lausanne – oder in Genf? «Ach, die Fliegen», war Lausanne-Präsident Collet da noch zu Witzen aufgelegt, «die fliegen schon seit längerer Zeit zwischen Genf und Lausanne hin und her. Wir teilen sie uns.»

Doch lustig ist die Situation nicht für Lausanne: Vier Punkte trennen sie noch von den auf dem Abstiegsplatz liegenden Servettiens. Und die Genfer haben noch das Nachtragsspiel gegen den wieder einmal im Chaos versinkenden FC Sion in der Hinterhand. «Es ist ganz einfach», sagt Collet, «wir müssen davon ausgehen, dass wir noch einen Punkt vor Servette liegen. Wir brauchen also zwei Siege, um oben zu bleiben. Und wenn wir die nicht erreichen, dann haben wir es auch nicht verdient, in der Super League zu spielen.»

Das Restprogramm im Titelkampf
Runde FC Basel (63 Punkte)
Grasshoppers (57)
FC St. Gallen (56)
33 Lausanne (h) Sion (a) Thun (a)
Cup GC (in Bern) Basel (in Bern)  
34 GC (a) Basel (h) Servette (h)
35 YB (a) St. Gallen (a) GC (h)
36 St. Gallen (h) Lausanne (h) FCB (a)
 

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Artikelgeschichte

Um 20:59 eingefügt, dass alle Gratiskarten vergeben sind.

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