Erst verlängern Fabian Frei und Kay Voser ihre Verträge beim FC Basel und dann gehören sie zu den herausragenden Spielern beim Sieg gegen St. Gallen. Die kleine Geschichte über zwei Spieler, die beim Meister nicht zur ersten Reihe der Stars gehören.
Fabian Frei kaute noch am letzten Bissen der neuen, vieldiskutierten Stadion-Wurscht des FC Basel, und da Fabian Frei ein vorbildlicher Angestellter ist, lobte er diese Wurst, die die Spieler nach dem 3:0-Sieg als Belohnung in der Kabine vorfanden. «Vielleicht ein bisschen viel Brot», schränkte Frei ein, und weil er nicht nur Loyalität gegenüber seinem Arbeitgeber kennt, sondern auch ein guter Ostschweizer ist, verkniff er sich den an diesem Tag naheliegenden Vergleich nicht: «Sie kommt nicht ganz an die Olma heran.»
Doch das war alles Wurscht am Samstagabend, da der FC Basel mal wieder eine Leistung gezeigt hatte, die seine Fans rundum zufriedenstellte. Der Meister dominierte nicht nur wie gewohnt seinen Gegner, er spielte diesen siebten Sieg in der Liga mit einer lange nicht mehr gesehenen Leichtigkeit und Lust am Kombinieren heraus. Gegen ein irgendwann überfordertes Sankt Gallen.
Nicht aus der ersten Reihe der FCB-Stars
Fabian Frei gehörte mit einem Tor und anderthalb Assists zu den herausragenden Spielern, er war vielleicht sogar der beste Mann auf dem Platz. Und neben ihm bot Kay Voser eine Vorstellung, die der Freis in nicht viel nachstand. Just der Namen dieser beiden leuchtete vor Spielbeginn auf der Videoleinwand auf, feierlich wurde die Vertragsverlängerung mit Frei bis 2017 und jene mit Voser bis 2016 (plus Option) bekanntgegeben. Beide sind keine Spieler aus der ersten Reihe der Stars des FC Basel, aber beide zuverlässige Profis, mit denen der Club die nähere Zukunft gestalten will.
Just Voser und Frei waren auch die Autoren des Führungstores im St.-Jakob-Park nach knapp einer halben Stunde. «Die Vertragsverlängerung zeigt in erster Linie das Vertrauen des Vereins», sagte Frei nach dem Spiel, «es gibt ein gutes Gefühl, wenn der Verein längerfristig mit mir plant.» Und er verhehlte nicht, dass dies motivierend wirkt: «Es scheint zu beflügeln», sagte Frei und erinnerte sich an seine erste Vertragsverlängerung 2008, als er prompt vier Tage später beim 3:1 gegen den FC Aarau sein erstes Tor für den FCB erzielte.
Frei und Voser – zwei unterschiedliche Wege
Am Donnerstag hatten die Club-Verantwortlichen nach offenbar kurzen, unkomplizierten Verhandlungen Nägel mit Köpfen gemacht, setzte zuerst Frei, der im Januar 25 Jahre alt wird, seine Unterschrift und das neue Papier, und eine halbe Stunde später tat dies auch Kay Voser. Am Samstag steuerte Voser prompt seinen ersten Assist im FCB-Dress bei, und liess hinterher wissen, in welchem Bereich er noch Luft nach oben sieht: «Mein Ziel ist es, mich offensiv zu steigern. Das verlangt auch der Trainer.»
Voser und Frei haben sehr unterschiedliche Wege hinter sich. Frei kam 2004 als Junior vom FC Winterthur ans Rheinknie. Er hat schon diverse Höhen und Tiefen erlebt in seinen 175 Einsätzen für den FCB (dazu kommen noch 64 Ligaspiele für den FC St. Gallen, an den er 2009 bis 2011 ausgeliehen war).
Voser hatte man fast schon aus den Augen verloren
Für Voser gab es nach seinem Wechsel 2011 von den Grasshoppers in Basel erst einmal nur Tiefen. Operationen, immer wieder Rückschläge durch kleinere Verletzungen – bald hatte man den kleinen, giftigen Aussenverteidiger aus den Augen verloren. Sein Erweckungserlebnis hat ein Datum: der Europa-League-Halbfinal bei Tottenham Hotspur, wo ihn Murat Yakin angesichts von zwei gesperrten Aussenverteidigern ins kalte Wasser warf. Voser bestand die Prüfung mit Bravour, und seither hat er sich, wenn nicht unentbehrlich, so doch zu einer festen Grösse in den Personalplänen des Trainers gemacht.
«Ich konnte mich sauber integrieren», sagt der 26-jährige Voser, der als Rechtsfuss auch keinerlei Umstellungsprobleme bekundet, wenn er, wie gegen St. Gallen, auf der linken Seite verteidigt. Mit seinem hohen läuferischen Vermögen und seiner Schnelligkeit ist Voser eigentlich ein Prototyp des modernen Aussenverteidigers, gerade auch für die Ideen von Murat Yakin. Wenn die Dreierabwehrkette sich erst einmal etabliert hat, kommt den Spielern auf den Flügeln noch mehr taktische Bedeutung zu.
Voser: «Ich bin hungrig und will noch etwas erreichen»
Der aus Baden stammende Voser, ein ruhiger und überlegter Vertreter seines Berufsstandes, geniesst das Hoch, das ihm seine ins Stocken geratene Karriere gerade bietet. Fast erschrickt man ein bisschen, wenn er jetzt sagt: «Ich bin hungrig und will noch etwas erreichen.» Solche Ansagen kannte man von ihm bis anhin nicht, konnte er sich auch schwerlich herausnehmen.
Selbst der WM-Zug könnte noch ein Thema werden, denn die Abwehrseiten der Nationalmannschaft scheinen noch nicht endgültig in Stein gemeisselt. Für einen polyvalent einsetzbaren Spieler wie Voser könnte sich da vielleicht noch ein Türchen öffnen.
Für Fabian Frei, der neben 22 Länderspielen mit der U21 auch schon vier Einsätze in der A-Nationalmannschaft hinter sich hat, ist der Konkurrentenkreis weitaus grösser. «Da gibt es einige, die vor mir sind. Ich muss machen, was ich selbst beeinflussen kann: Leistung bringen und ab und zu ein Tor schiessen», sagt Frei zu diesem Thema. Mehr liegt nicht in seiner Macht.
Frei: «Ich bin nicht ganz so begehrt wie andere»
In der aktuellen Form erfreut er zunächst einmal sich, seinen Club und die Fans. Mit der Vertragsverlängerung bis 2017 hat er ein klares Bekenntnis zum FC Basel abgegeben, und klug und realistisch wie Frei ist, sagt er über seine Marktstellung und Auslandspläne: «Das ist Zukunftsmusik. Ich bin nicht ganz so begehrt wie andere.» Nach Alternativen hat er vor der Unterschrift beim FCB nicht gesucht: «Nicht wirklich», wie Frei sagt, «ich habe beim FC Basel meine Position gefunden. Ich fühle mich wohl, und das können nicht viele Clubs bieten.»