Fünf Fragen nach der zweiten Niederlage in Folge

Wie konnte es zum 1:2 des FCB in St. Gallen kommen? Sind die Basler ausreichend besetzt in der Verteidigung? Ist der Meister wetterfest genug? Diese und zwei weitere Fragen versuchen wir zu beantworten – und auf eine sechste finden wir keine Antwort.

Wars der Schnee? Wars das Formtief des Zdravko Kuzmanovic? Eine Spurensuche nach der Niederlage in St. Gallen.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Wie konnte es zum 1:2 des FCB in St. Gallen kommen? Sind die Basler ausreichend besetzt in der Verteidigung? Ist der Meister wetterfest genug? Diese und zwei weitere Fragen versuchen wir zu beantworten – und auf eine sechste finden wir keine Antwort.

1. Warum hat der FC Basel in der Ostschweiz verloren?

Weil er gegen die schwächste Offensive der Liga zwei Tore kassierte. Nach zwei Begegnungen mit dem Meister (2:1 und 1:2) hat der FC St. Gallen nun fast 20 Prozent seiner 16 Treffer gegen den FCB erzielt. Oder weiterführend ausgedrückt: Pro Spiel erzielen die Ostschweizer durchschnittlich ein Tor, gegen den FCB eineinhalb.

Statistisch gesehen sollte es für die Basler kein Problem sein, zwei Gegentore zu kassieren. In der Liga treffen sie selbst nämlich 2,4-mal pro Spiel. Das Problem ist nur, dass die Marke von zwei Gegentoren so etwas wie die magische Grenze ist. In sieben Spielen trafen Basels Gegner mindestens zweimal. Vier dieser Spiele hat der FCB verloren, nur eines gewonnen.

Wettbewerbsübergreifend, Stand: 23.11.2015
Das Basler Resultateblatt, aufgeschlüsselt nach Gegentoren

Gegentore

Siege

Unentschieden

Niederlagen

Total

0 8

8

1 11 1

12

2 1 2 2

5

3 1

1

4 1

1

Total

20

3

4

27

Mit ein Grund, warum Tomas Vaclik zweimal bezwungen wurde, ist die einmal mehr neu formierte Abwehr. Beim 2:1 verteidigte Aussenverteidiger Michael Lang im Zentrum, weil Manuel Akanji ausgewechselt werden musste. Das führt uns zur zweiten Frage:

2. Wie viele Innenverteidiger hat der FCB noch im Kader?

Fünf. Aber: Vier von ihnen sind nicht gesund. Daniel Hoegh muss am rechten Meniskus operiert werden und fällt bis Ende des Jahres aus; Ivan Ivanov ist meilenweit von einer Rückkehr in die erste Mannschaft entfernt; und Manuel Akanji blieb in der AFG-Arena mit Oberschenkelproblemen nach der Pause in der Kabine. Immerhin ist Walter Samuel nach überstandenem Muskelfaserriss auf dem Weg zurück ins Team.

Trainer Urs Fischers Glück ist, dass der Klassenbeste seiner Innenverteidiger fit ist. Und so verteidigte Marek Suchy zusammen mit Lang gegen die St. Galler – eine Kombination, die aus der Not geboren wurde. Aus der Not der dünnen Personaldecke, die entweder das Resultat von Verletzungen oder diverser Formtiefs ist. Das führt uns zur dritten Frage:

3. Kann der FC Basel mit Zdravko Kuzmanovic in der Startformation gewinnen?

Und ob! Bei acht der 20 Siege in den vier Wettbewerben stand Kuzmanovic von Anfang an auf dem Platz. Allerdings spielte der Mann, der auf diese Saison hin nach Wanderjahren zum FCB zurückgekehrt war, auch bei allen vier Niederlagen von Beginn an.

Gegen St. Gallen begann Kuzmanovic gefällig. Er war es beispielsweise, der mit seinem Weitschuss den Eckball erzwang, der zum 0:1 durch Marc Janko führte. Aber Kuzmanovic baute wie alle anderen Basler nach rund einer halben Stunde stark ab. Hatte er den Ball, drehte er sich meist mit dem Rücken zum gegnerischen Tor ab und spielte den Ball eher zurück und quer denn gefährlich in die Tiefe.

Wettbewerbsübergreifend, Stand: 23.11.2015
Resultate, wenn Zdravko Kuzmanovic in der Startelf steht

Wettbewerb

Gegner

Resultat (aus Basler Sicht)

Super League GC Sieg (3:2)
CL Lech Posen Sieg (3:1)
CL Lech Posen Sieg (1:0)
Super League FC Luzern Sieg (3:1)
Cup YF Juventus Sieg (4:1)
Super League Young Boys Niederlage (3:4)
Super League FC Lugano Sieg (3:1)
Super League FC Zürich Unentschieden (2:2)
EL Belenenses Niederlage (1:2)
Cup SV Muttenz Sieg (5:1)
Super League FC Vaduz Sieg (2:1)
Super League GC Niederlage (2:3)
Super League FC St. Gallen Niederlage (1:2)

Wie Shkelzen Gashi sucht Kuzmanovic nach seiner Form in einer Mannschaft, die nun seit zweieinhalb Wochen auf einen Sieg wartet. Das führt uns zur vierten Frage:

4. Muss sich der FC Basel nun Sorgen machen?

Nein. Das sagen der Trainer (wortwörtlich), sein Torschütze (sinngemäss: «Zweifel kommen keine auf») und die Zahlen (deutlich). Beim Blick auf Letztere zeigt sich: In den sechs Saisons, in denen der FCB zuletzt ununterbrochen Meister wurde, hatten die Basler nach 16 Runden nie so viele Punkte wie in der laufenden Spielzeit (37)

Am nächsten kam Paulo Sousa im vergangenen Jahr (35). Zudem war der Vorsprung nie so gross wie die aktuell sieben Zähler auf die Grasshoppers. Und: Die Basler haben 38 Tore erzielt. Das gab es in den letzten sechs Meisterjahren nur in der Saison 2009/10.

Bilanz des FC Basel nach 16 Ligaspielen und am Saisonende

Saison

Punkte nach 16 Runden

Punktedifferenz auf den nächstbesten Gegner

Vorsprung bei Saisonende

15/16 37 7 ?
14/15 35 2 12
13/14 31 3 7
12/13 33 1 3
11/12 34 3 20
10/11 29 0 1
09/10 31 -4 3

Der nächste Verfolger, die Grasshoppers, kann bereits jetzt nicht mehr aus eigener Kraft Meister werden. Damit eine andere Mannschaft als Basel den Titel gewinnt, braucht es also externe Einflüsse. Das bringt uns zur fünften Frage:

5. War der Schnee der Grund für die Niederlage in St. Gallen?

Nein. Auch wenn die beste Phase der Ostschweizer just in die Zeit des Schneegestöbers fiel. Der FCB hat in den letzten Jahren mehr als einmal bewiesen, dass er wetterfest ist.

Beispielsweise legte er im Februar 2012 im Schnee auf dem Rasen des St.-Jakob-Parks den Grundstein für den Einzug in den Europa-League-Achtelfinal. Gegen Dnipro Dnipropetrovsk gewannen die Basler mit 2:0, die Tore erzielten Valentin Stocker und und Marco Streller, auf dem Feld stand von den aktuellen Baslern einzig Mohamed Elneny.

Dass dieser Sieg im Schnee kein Einzelfall ist, zeigte die Testpartie unter Paulo Sousa gegen den SC Freiburg. Beim 2:0 im Januar dieses Jahres standen sieben Akteure auf dem Platz, die nun in St. Gallen Teil der Startelf waren. Keine Frage also: Diese Mannschaft ist wetterfest.

Die sechste, unbeantwortete Frage

Einer aber kam mit dem Schnee deutlich besser zurecht als die Basler: Tafer, der zweifache Torschütze.

Und damit kommen wir zur letzten Frage, die mit der verfügbaren Datenlage nicht zu beantworten ist: Ist der ehemalige Lausanner der erste Doppeltorschütze, der seine beiden Tore mit unterschiedlichen Bällen erzielte?



Yannis Tafers zwei Schüsse, die zum Sieg gegen den FC Basel reichen.

Yannis Tafers zwei Schüsse, die zum Sieg gegen den FC Basel reichen. (Bild: Screenshot srf.ch)

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