Vor dem Spiel gegen den FC Basel vom Samstag interessiert bei den Grasshoppers eigentlich nur ein Thema: Wie weiter mit dem suspendierten Captain Veroljub Salatic? Klar ist: Unter Trainer Michael Skibbe wird er nicht mehr spielen. Aber wo seine Zukunft liegt, bleibt offen.
«Das Thema ist durch.» Michael Skibbe blickt ernst in den Theorie-Saal des GC-Campus, in den die Pressekonferenz mit dem Trainer der Grasshoppers vor dem Spiel gegen den FC Basel wegen der ungewöhnlich zahlreich erschienenen Journalisten verlegt worden ist.
Doch es ist nicht die Begegnung mit dem Basler Serienmeister, die die vielen Pressevertreter nach Niederhasli in die Pampa des Zürcher Unterlands gelockt hat. Das Interesse bei GC fokussiert sich derzeit ganz auf einen Mann, der laut Skibbe eben gar kein Thema mehr sein dürfte: Veroljub Salatic, der Captain und Wortführer in der Mannschaft, der Mann, der nach seiner Rückkehr aus Zypern mit einem für Aussenstehende nur schwer nachvollziehbaren Langzeit-Vertrag ausgestattet wurde, der auch nach Salatics Aktivkarriere weiter läuft.
Gegen den FCB wird Salatic sicher nicht spielen
Derzeit ist Salatic intern suspendiert, weil er den Machtkampf mit Skibbe gesucht – und verloren hat. Eine definitive Entscheidung über seine Zukunft hätte am Freitagmorgen gefällt werden sollen, doch GC-Verwaltungsrat und Spieler wurden sich nicht einig. Darum wird GC frühestens Anfangs Woche kommunizieren, wie es mit Salatic weiter gehen soll. Gegen den FCB wird er auf keinen Fall im Aufgebot stehen. Offiziell wegen einer Verletzung.
Also, Herr Skibbe, wie sehr werden Sie und die Mannschaft durch die Causa Salatic belastet? «Das belastet mich nicht und die Mannschaft nicht. Das Thema ist durch.» Und wie stehen Sie zu der Sache? «Das Thema ist durch.» Können Sie sich denn eine weitere Zusammenarbeit mit Salatic vorstellen? «Das Thema ist durch. Das sagt doch eigentlich schon alles, oder?»
Hoffnung auf mehr Offensivkraft
Skibbe versucht danach noch über das bevorstehende Spiel gegen den FCB zu reden. Darüber, dass GC mit den Rückkehrern Nassim Ben Khalifa (nach sechs Monaten Pause) und Caio (nach sechs Wochen Pause) «offensiv endlich wieder durchschlagskräftiger» werde. Dass das Problem seiner Mannschaft bei elf Gegentoren in sieben Spielen zwar auch hinten zu suchen, bei bloss fünf erzielten Treffern aber doch eher vorne zu finden sei.
Aber wen interessiert das schon.
Darum: Herr Skibbe, haben Sie so eine Situation wie die mit Veroljub Salatic in Ihrer Karriere schon einmal erlebt? «Ich arbeite seit 1998 als Profitrainer. Und natürlich habe ich so etwas noch nie erlebt.» Ist das Tischtuch zwischen Ihnen und Salatic zerschnitten? «Ja, das kann man so sagen.»
Die Sache mit dem laufenden Vertrag
Eigentlich müsste damit bei GC also alles klar sein. Skibbe hat den Machtkampf mit Salatic gewonnen, eine Zusammenarbeit ist nicht mehr möglich, der Spieler muss gehen.
Bloss dass da diese Sache mit dem laufenden Vertrag ist. Sieben Jahre hat der noch Gültigkeit, bis 2017 gilt er für Salatic als Spieler, danach für Salatic in irgend einer Funktion nach Ende seiner Aktivkarriere.
Viel Geld steht auf dem Spiel. Für Salatic – und für GC. Der «Tages-Anzeiger» schreibt von einem Jahressalär vom 700’000 Franken. Doch selbst wenn Salatic nur im sportlichen Erfolgsfall diese Summe ausbezahlt bekommen sollte, ist es kein Wunder, wenn der Profi nicht einfach so in eine Auflösung seines Arbeitspapiers einwilligt, das ihm noch sieben Jahre lang ein gutes Auskommen garantiert. Auf der anderen Seite kann es sich das klamme GC gar nicht leisten, den Spieler einfach auszuzahlen.
Sion zeigt Interesse – aber will CC auch zahlen?
Und ein anderer Club, der diesen Lohn übernehmen könnte, dürfte auch nicht einfach zu finden sein. Zwar weiss der «Tages-Anzeiger» von einem Interesse des FC Sion. Doch ob dessen Präsident Christian Constantin wirklich Lust hat, ein Lohnvolumen von mehreren Millionen Franken zu übernehmen? Zweifel sind angebracht.
Dazu sind die Transferfenster der meisten europäischen Ligen bereits geschlossen, der für beide Seiten finanziell wohl verlockendste Ausweg ins Ausland scheint derzeit nicht möglich.
Das Thema Veroljub Salatic. Es könnte für die Grasshoppers noch lange nicht durch zu sein.
Artikelgeschichte
In der ersten Version der Geschichte stand fälschlicherweise, der Vertrag Salatics gelte fünf Jahre für den Fussballer Salatic und zwei Jahre als Anschlussvertrag. Korrigiert am 13. September um 9 Uhr.