Drei Auswärtsniederlagen mit 2:13 Toren lassen in Zürich die Alarmglocken schrillen. Jetzt kommt der FC Basel in den Letzigrund, den zuletzt im Schnitt nur noch 4800 Zuschauer besuchten.
Trost vom Präsidenten: Stephan Anliker nimmt Mergim Brahimi in den Arm nach der Klatsche für die Grasshoppers im Cup bei den Young Boys in Bern.
(Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)Im Angriffswirbel der Young Boys zweimal untergegangen: die Grasshoppers in Bern (hier mit Kim Källström und Caio).
(Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)Eine schwierige Situation, die den Trainerstab nicht überrascht: Pierluigi Tami (link) und sein Assistent Zoltan Kadar in Bern.
(Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)Der Anfang vom Ende des Cup-Traums: Guillaume Hoarau (links) trifft zur Berner Führung gegen GC und Goalie Joel Mall.
(Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)Wie die Bilder sich gleichen: Ridge Munsy (Mitte) und Haris Tabakovic (rechts) nach dem 0:4 der Grasshoppers in Bern am Sonntag...
(Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)...und drei Tage später an selber Stelle nach dem 0:5 im Cup gegen YB. Ganz rechts: der ausser Form geratene Goalgetter Caio.
(Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)Jund und Alt ergeben bei den Grasshoppers derzeit keine gute Mischung: Links der 18-jährige Cédric Zesiger, rechts der 34-jährige Kim Källström.
(Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)Das einzige, was feuerig daher kam in Bern, waren die Fans der Grasshoppers.
(Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)Als die Grasshoppers zum Spitzengespräch einluden, konnten sie noch nicht wissen, dass sie auch das dritte Auswärtsspiel in Serie verlieren würden. Aber sie mussten es ahnen. 2:4 in Sion, 0:4 bei den Young Boys und an gleicher Stelle noch einmal ein 0:5 gegen die Berner im Cup-Achtelfinal. Seither ist die Erregung gross um den Grasshopper-Club.
Den zunehmend hilflosen Eindruck, den die Mannschaft von Pierluigi Tami zuletzt abgegeben hat und der vor allem im Stade de Suisse in einem Debakel in jeglicher Hinsicht mündete, hat am Fussballplatz Zürich Bestürzung ausgelöst. Die Kritiker sind sich nach acht Niederlagen in zehn Auswärtsspielen (zwei Siege gegen Unterklassige im Cup) einig: So ist der Rekordmeister ein Abstiegskandidat. Daran ändert auch die blütenweisse Weste von fünf Heimspielen mit dem Punktemaximum nichts.
Der «Tagesanzeiger» ist alarmiert von «Zerfallserscheinungen» in der Mannschaft, der «Blick» rechnet dem 29-jährigen CEO Manuel Huber die reichlichen Flops und wenigen Tops seiner Transferpolitik vor, was zum Ergebnis führt: «GC im freien Fall». Und die «Neue Zürcher Zeitung» lässt keine Ausreden gelten und unterstellt gar: «Die Grasshoppers haben geblufft». Das Kader zu klein, zu jung und zu schwach – «sie schickten die Mannschaft quasi in Flipflops auf eine Bergtour», urteilt die «NZZ», «diese Strategie funktioniert nicht».
Die Losung der Cluboberen: Optimistisch bleiben
Deshalb sahen sich Verwaltungsrat Georges Perego und CEO Huber am Freitag bei der Verabredung mit den Medien bemüssigt, mal wieder auf die grundsätzlichen Umstände der Grasshoppers hinzuweisen. Die finanziellen Möglichkeiten sind und bleiben eingeschränkt, und wenn kein frisches Geld reinkommt, werden wieder Spieler verkauft werden müssen. Viele drängen sich da derzeit nicht auf; das Tafelsilber ist längst veräussert.
…und drei Tage später an selber Stelle nach dem 0:5 im Cup gegen YB. Ganz rechts: der ausser Form geratene Goalgetter Caio. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)
Dass sie in eine beunruhigende Situation gerutscht sind, merken die Cluboberen natürlich auch. Deshalb heisst die Losung: Optimistisch bleiben und an das nicht ausgeschöpfte Potenzial der unerfahrenen Mannschaft glauben.
Kehrt Tami zur alten Grundordnung zurück?
Tami bleibt derzeit auch nicht viel mehr übrig, als Durchhalteparolen zu verbreiten: «Wir müssen zusammenstehen und kämpfen.» Der Trainer darf mit Fug und Recht darauf verweisen, dass er schon vor Saisonbeginn gewarnt hat: «Es ist ein schwieriger Moment, aber wir haben ihn auch erwartet.»
Was dem früheren U21-Nationalcoach nicht gefällt: «Einige Spieler verstecken sich.» Er stellt natürlich niemand an den Pranger, weder die Jungen, von denen einige von der Situation überfordert erscheinen, noch die Etablierten. Aber Caio, mit sieben Toren aus den ersten sechs Saisonspielen gestartet und nun seit acht Partien ohne Treffer, ist sinnbildlich für den Einbruch der Grasshoppers.
Nicht verwundern würde es, wenn Tami am Samstag für den Klassiker gegen den FC Basel seine Taktik umstellt und zur Viererkette in der Abwehr zurückkehrt. Das Experiment mit einer Dreier-, respektive Fünferverteidigung ging zweimal gegen YB schief. Im gewohnten 4-2-3-1 könnte er auch wieder auf das vergangene Saison bewährte Mittelfeldduo Källström/Basic setzen.
Vielleicht fällt Carlos Bernegger auch noch ein Ratschlag ein. Jahrelang in der GC-Nachwuchsbewegung tätig, später beim FC Basel und danach erstmals Cheftrainer in Luzern, aber vorzeitig gescheitert, hat der als ausgezeichneter Ausbildner anerkannte Argentinier wieder in den GC-Schoss zurückgefunden.
Acht Millionen Defizit und nur noch 4800 Zuschauer
Das Problem der Grasshoppers bleiben die Rahmenbedingungen. Zwanzig Millionen Franken kostet eine Saison, rund zwölf Millionen betragen die Kosten für Profikader und den Rest der Clubangestellten, und zwölf Millionen nimmt der Verein ein. Das Macht ein strukturelles Defizit von rund acht Millionen Franken, das GC wie ein Klotz am Bein mit sich herumschleppt und nur dank seinen immer noch vorhandenen Gönnern gedeckt werden kann. Die Frage ist nur: Wie lange funktioniert das noch so?
Zuschauer locken die Grasshoppers schon lange keine mehr in den Letzigrund. In dieser Saison ist der Schnitt weiter auf die 4800 immer gleichen abgesunken, während der Absteiger FCZ die Bude voll hat und sich vor über 10’000 Besuchern bei den Heimspielen mit Lust durch die Challenge League zurück ins Oberhaus kämpft und spielt.
Und die Ironie eines Klassentausches am Ende der Saison – FCZ hoch und GC runter – das wäre das Letzte, was man sich beim Rekordmeister vorstellen mag.