Taulant Xhaka sieht nach Spielschluss die rote Karte wegen eines Vergehens am Berner Renato Steffen. Im Anschluss an die Niederlage gegen YB will FCB-Trainer Urs Fischer keine Stellung dazu nehmen – und tut es trotzdem.
Mit Fussball lässt sich deswegen Geld verdienen, weil er etwas hervorbringt, das den Menschen wie vielleicht nichts anderes ausmacht: Emotionen. Das weiss Urs Fischer, der mit diesem unsichtbaren Gut seinen Lebensunterhalt bestreitet.
Und deswegen sagt der Trainer des FC Basel zur unschönen Szene, die sich nach der 3:4-Niederlage seiner Mannschaft gegen die Young Boys abspielte und zur roten Karte gegen Taulant Xhaka führte: «Die Leute wollen doch Emotionen sehen! Man kann diese nicht immer fordern und dann, wenn mal etwas überbordet, alles gleich infrage stellen.»
Fischer nimmt Xhaka, dem ein tätliches Vergehen am Berner Renato Steffen angelastet wird, keinesfalls in Schutz, auch wenn er mildernd festhält: «Renato Steffen ist auch kein Kind von Traurigkeit.»
Das Regelwerk gibt «gewisse Grenzen» vor
Und eigentlich wolle er die Szene nicht kommentieren, weil er sie selbst nicht gesehen habe. Vom Schiedsrichter habe er kurz nach dem Spiel noch keine aufklärende Rückmeldung erhalten.
Gegen Lech Posen hatte Xhaka wegen gefährlichen Spiels seine erste rote Karte der Saison gesehen, im Stade de Suisse die zweite – nach einem nervenaufreibenden Spitzenspiel gegen die von Adi Hütter neu formierten Berner und wegen einer Szene, die nichts mit Sport zu tun hatte.
Dass es im Fussball immer wieder zu solchen Missgriffen kommt, führt Fischer auch auf das Regelwerk zurück. Im Rugby, einer der härtesten Sportarten, die mit einem Ball auf Rasen ausgeübt werden, könnten sich die Spieler schon während der Partie «die Köpfe einschlagen». Im Fussball gebe es hingegen «gewisse Grenzen».
Fischer rechtfertigt mit seiner Ausführung keine Tätlichkeit
«Unser Sport hat sich verändert, er ist immer schneller, intensiver geworden. Deswegen sind gewisse Aktionen, die vor 20 Jahren noch erlaubt waren, heute nicht mehr zulässig. Die Verletzungsgefahr ist schlicht zu hoch. Man muss den Gegner mit Mitteln in den Griff kriegen, die sehr beschränkt sind», sagt Fischer.
Man kann Fischers Worte so interpretieren: In einer Sportart wie Rugby entladen sich die Emotionen wegen der ruppigen Gangart schon während des Spiels. Im Fussball sind den Spielern Schranken gesetzt, es stauen sich Emotionen an, die sich im Nachgang entladen.
Eine Einschätzung ist schwierig. Zumindest auf diesen Bildern sieht es danach aus, als ohrfeige Xhaka Steffen. Ob er ihn mit seiner Handbewegung auch tatsächlich trifft, ist nicht zu erkennen:
Freilich rechtfertigen Fischers Ausführungen keine Tätlichkeiten. Und so will der Trainer seine Ausführungen auch nicht verstanden haben. Wenn es eine Tätlichkeit war, werde man die Sachlage intern angehen, sagt der FCB-Trainer, der im 16. Spiel zum ersten Mal verloren hat.
«Ein Tritt in den Hintern hat noch keinem geschadet»
Und vielleicht liegt der Grund für Xhakas Verhalten auch ganz einfach darin, dass der Mittelfeldspieler schon lange nicht mehr als Verlierer vom Platz gehen musste. Dafür würde sprechen, dass Fischer lange überlegt, bevor er auf die Frage antwortet, ob man Verlieren verlernen könne.
«Zur richtigen Zeit einen Tritt in den Hintern zu erhalten, hat noch keinem geschadet», sagt der 49-Jährige schliesslich. «Wenn man die richtigen Schlüsse daraus zieht, dann bringt uns diese Niederlage weiter.»
Gut möglich, dass Fischer damit nicht nur das Sportliche meint, sondern auch das Verhalten Xhakas.
Die Szene, nach der Taulant Xhaka mit Rot in die Kabine geschickt wird. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)