Gefordert: Jan Zimmermann

Jan Zimmermann macht alles, Sackmessser verzieren, Filmfestivals dekorieren und der Schweiz rund um die Welt zu einem guten Auftritt verhelfen. In diesen Tagen hat er aber nur für etwas Zeit: für die Wiederaufbereitung unzähliger Tennisplätze. Es ist ein harter Job. Härter denn je.

Eine ganz besondere Technik: Jan Zimmermann, der Tennisplatzmacher, im Einsatz. (Bild: Nils Fisch)

Jan Zimmermann macht alles, Sackmessser verzieren, Filmfestivals dekorieren und der Schweiz rund um die Welt zu einem guten Auftritt verhelfen. In diesen Tagen hat er aber nur für etwas Zeit: für die Wiederaufbereitung unzähliger Tennisplätze. Es ist ein harter Job. Härter denn je.

Dieses Jahr ist das schlimmste. Seit Menschengedenken. Oder zumindest seit Erfindung des Tennis. «Dieses 2013 treibt mich an den Rand des Wahnsinns», sagt Jan Zimmermann (57). Sein Job ist es, die Sandplätze für die neue Saison fit zu machen. Eine Riesenarbeit – selbst in einem guten Jahr. Zuerst muss der Sand weg. Dann die Mergelunterlage mit neuem Material aufgefüllt und mehrfach gewalzt werden. Dann kommt der neue Sand oben drauf. Eine Tonne Mergel und Ziegelmehl muss dafür angekarrt werden, auf jeden der rund 100 Plätze, die Zimmermann und seine neun Mitarbeiter im ganzen Land neu bestellen.

Es ist eine Plackerei – immer. Und nun kommt auch noch der ständige Regen hinzu. Und der Frost. Wenns zu nass wird, muss Zimmermann die Arbeit unterbrechen. Und wenn er irgendwann doch noch fertig wird, kann er nur hoffen, dass der Frost die neue Mergelschicht nicht gleich wieder aufbricht. Sonst muss er wieder von vorne anfangen – falls das bei dem Wetter überhaupt möglich ist. Auch sonst ist das Leben eines Tennisplatzbauers nicht ganz einfach. Weil auch das Tennis in der Krise ist. Viele Clubs haben die kritischen Jahre längst erreicht; ihnen fehlt es an Nachwuchs und Einnahmen. Gespart wird zuerst am Platzwart, weil die Mitglieder glauben, sie könnten den Platz alleine in Schwung halten. Doch dann ist ihr Radius beim Rechen oftmals auch nicht grösser als beim trägen Ballgeschiebe.

Faule Spieler

Auf einigen Plätzen wachsen darum schon ein, zwei Meter neben der Grundlinie Moos und Gras, eine weitere Herausforderung für Zimmermann und sein Familienunternehmen, Renova-Tennis. «Ein paar Spieler sind halt schon etwas faul», sagt er dazu nur.

Er selbst schaut sich Tennis auch nur an. Die Spiele von Roger Federer vor allem, für einen Basler ist das eine Ehrensache. Aber selbst spielen? Nein. Zimmermanns Leidenschaft gilt dem Handwerk, nicht dem Sport. Auch ab Mai, wenn alle Plätze gemacht sind. Dann macht er fürs Filmfestival Locarno die Dekora­tion, baut für Schweiz Tourismus rund um die Welt Messestände auf und verziert Victorinox-Sackmesser. «Irgendetwas muss man ja machen, um sein Geld zu verdienen», sagt Zimmermann.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 12.04.13

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