Die Frauen des FC Basel verlieren den Cupfinal gegen den FC Zürich mit 0:5. Im Stadion St. Léonard sehen 1’400 Zuschauer ein einseitiges Spiel, in dem die Rotblauen ihre Möglichkeiten fahrlässig auslassen. In der Pause widmen sich einige Zuschauer ihren eigentlichen Interessen.
Plötzlich gab es einen Aufschrei auf der Tribüne des Stade St. Léonard. Das ist bei einem Fussballspiel eigentlich nichts Aussergewöhnliches – allein der Aufschrei kam in der Pause. Und zwar von Fremdgängern, die am Bildschirm beim Wurststand das 1:0 der Schweizer Eishockeyaner im Weltmeisterschaftshalbfinale gesehen hatten. Eishockey hat in Fribourg seit jeher mehr interessiert als Fussball.
Ungefähr 40 Zuschauer wendeten sich danach komplett dem Eishockey zu und sahen, wie sich die Schweizer für den Final qualifizierten. Dem laufenden Final auf Rasen schenkten die restlichen der 1’400 Zuschauer ihre Aufmerksamkeit – und sahen, wie die Frauen des FC Zürich gegen den FC Basel mit 5:0 gewannen und nach der bereits gewonnen Meisterschaft auch den Cup für sich entscheiden konnten.
Zu fahrlässig – und zu leicht
Die Tränen einiger Baslerinnen bei der Medaillenübergabe liessen vermuten, dass sie sich mehr vorgenommen haben, als von den favorisierten Zürcherinnen dominiert zu werden. In der Tat müssen sich die Baslerinnen an der eigenen Nase nehmen, denn wenn die Stürmerinnen mehrmals alleine vor dem Torhüter das Tor nicht treffen, ist es nicht nur gegen diese starken Zürcherinnen schwer.
Genau das störte Beat Naldi, der nach drei Cupsiegen in seiner Karriere heute erstmals einen Cupfinal verlor: «Uns fehlte die Kaltblütigkeit vor dem Tor, obwohl wir im Vorfeld dieses Spiels viel Zeit ins Abschlusstraining investiert hatten», sagte der Trainer der Rotblauen und machte auch physische Defizite für die Niederlage verantwortlich: «Wenn zwei Spielerinnen zusammengestossen sind, lag danach immer die Baslerin am Boden.»
Die deutliche Niederlage muss allerdings richtig eingeordnet werden: Der FCB spielte gegen einen Gegner, der alle bisherigen 22 Meisterschaftsspiele gewonnen, dabei 125 Tore erzielt und lediglich deren 9 kassiert hatte. Würden die Punkte nach der Qualifikation nicht halbiert, wäre der FC Zürich bereits vor der Finalrunde praktisch als Meister festgestanden.
Fribourg war finalunwürdig
Die Meisterschaft ist an Einseitigkeit kaum zu überbieten. Genau deswegen darf der Cupfinal als wichtigstes Spiel der Frauenfussballsaison gelten. Und das wirft die Frage auf, warum dieses Spiel in Fribourg stattfindet – in einer Stadt, die nicht für ihre Fussballkultur bekannt ist.
Der Zuschaueraufmarsch war allerdings grösser, als der Schweizer Fussballverband im Vorfeld angenommen hatte. Der Rahmen liess trotzdem zu wünschen übrig: Hinter dem Spielfeld erblickten die Zuschauer eine grosse Baustelle und das Eishockeystadion von Fribourg-Gottéron. Als wolle die Szenerie den Zuschauern auch noch visuell beweisen, dass die wahren Interessen der Region nicht beim Fussball liegen.
Früher fand der Cupfinal der Frauen zuweilen vor dem Final der Männer in einem der grossen Stadien der Schweiz statt. Dass will der Verband nicht mehr und schuf dem Frauenfussball mit der Entkoppelung der beiden Endspiele ein eigenes Fenster.
Die Vereine stehen dieser Entwicklung kritisch gegenüber: Naldi fände es «phantastisch», den Frauenfinal wieder als Vorspiel zum Männercupfinal auszutragen – Dorjee Tsawa, Trainer der Zürcherinnen, stimmt dem vorbehaltlos zu.
Letztes Spiel der Ausnahmekönnerinnen
So fand die Abschiedsvorstellung von Inka Grings und Sonja Fuss, den beiden deutschen Ausnahmekönnerinnen im Kader des FCZ, in bescheidenem Rahmen statt. Die beiden verlassen den Schweizer Fussball, um in der amerikanischen National Women’s Soccer League ihre Spielerkarrieren zu beenden.
Zumindest Grings, die im Cupfinal ein Tor vorbereitete und zwei selber erzielte, hat dies vor: «Ich werde wohl noch ein Jahr spielen und danach dem Fussball erhalten bleiben. In Zürich habe ich mich sehr wohl gefühlt, ich könnte mir vorstellen, mich hier anderweitig einzubringen. Diskutiert ist allerdings nichts.»
Für Grings und Fuss war es das letzte Spiel im Schweizer Fussball – für alle Baslerinnen das letzte wirklich bedeutungsvolle in dieser Saison. Nun wolle man wenigstens den zweiten Rang in der Meisterschaft sichern, sagt Naldi. Danach wird es an die Planung der nächsten Saisons gehen. Naldi will das Team dafür nicht wesentlich verstärken. Vielmehr will er «mit dem bestehenden Kader weiterarbeiten und versuchen, näher an die Zürcherinnen heranzukommen.»
FC Basel Frauen–FC Zürich Frauen 0:5 (0:2)
Stade St. Léonard, Fribourg. – 1400 Zuschauer (Stehplätze gratis). – SR Widmer.
Tore:
29. Humm 0:1 (Grings lässt Stein mit einer Körpertäuschung im Strafraum stehen und flankt auf die Torschützin, die einköpfen kann).
43. Grings 0:2 (Remund flankt von der rechten Seite auf Grings, die alleinstehend per Kopf in die entfernte Torecke trifft).
52. Grings 0:3 (Grings mit einem Flachschuss aus 18 Metern, der Torhüterin Autino zwischen den Händen und den Beinen durchrutscht).
58. Zürcher 0:4 (Remund legt von der Grundlinie zurück auf Zürcher, die aus der Position des Elfmeterpunkts in die tiefe linke Ecke trifft).
73. Keller 0:5 (Freistoss Zumbühls von den rechten Seite, Keller per Kopf aus kurzer Distanz).
Verwarnungen: keine
FC Basel: Autino; Betschart (69. Liebhart), Hügin, Stein, Sac; Kälin, Susuri, Boschert, Bangerter; Fimian (58. Herzog), Aigbogun (73. Ribeaud)
FC Zürich: Michel; Remund, Fuss, Maritz (67. Fischer); Beutler (58. Deplazes), Keller, Zumbühl, Zehnder, Zürcher; Humm, Grings (78. Terchoun)
Bemerkungen: Basel ohne Frangoulis, Zürich ohne Kiwic, Liberati und Selimi. Der Cupfinal wurde im Rahmen des nationalen Frauenfussballtages durchgeführt.