Der FC Basel verliert einen harzigen Cupfinal nach Penaltyschiessen und hat die erste Chance auf einen Titel in dieser grossartigen Saison vertan. Beklagen muss sich der FCB nicht: GC war über weite Strecken die gefährlichere Mannschaft.
Raul Bobadilla ging Richtung Penalty-Punkt, als letzter Schütze der Basler, er schlurfte fast. Nahm Anlauf, hatte leichte Rücklage und knallte den Ball an die Latte. Nur Zentimeter neben jene Stelle, an der der Ball von Fabian Frei, dem besten Basler an diesem Nachmittag, kurz zuvor gelandet war.
Es war nicht frei von Ironie, dass ausgerechnet Milan Vilotic den entscheidenden Penalty versenkte und GC zum Cuptitel schoss.
Jener Vilotic, der während des Spiels mindestens dreimal die Chance gehabt hätte, den FCB vorzeitig als Verlierer nach Hause zu schicken.
Nichts Neues
Das Spiel war aus, aus, aus. Die erste Chance auf ein zählbares Resultat für den FCB in dieser sonst so grossartigen Saison vertan. Und der FC Basel braucht sich nicht zu beklagen: zu wenig hatte er für den Sieg getan, zu schlecht war die Anbindung zwischen Mittelfeld und Sturm, zu müde wirkte die Mannschaft. Das ist nichts Neues für den FC Basel in der Schlussphase dieser Meisterschaft und häufig hat man die Spiele dann eben doch noch gewonnen, mit Hängen und Würgen. «Der FC Basel braucht wenig, um viel zu holen», sagte GC-Trainer Uli Forte nach dem Spiel, «und als Steinhöfer traf, dachte ich: Nicht schon wieder!»
Tatsächlich war das Tor von Steinhöfer, der in der 71. Minute via Grichting traf, eine altbekannte Routine: Der FC Basel hat mehr vom Spiel, ist aber die weniger zwingende Mannschaft und geht dann doch in Führung. Alleine in der ersten Hälfte vergab GC drei hochkarätige Chancen. Zweimal war es Vilotic, der auf Flanke von Steven Zuber a) nicht ganz an den Ball kam und b) am starken Sommer scheiterte. Kurz vor Schluss der ersten Hälfte war es dann noch Shkelzen Gashi, der alleine vor Sommer leicht verzog. Im Gegenzug hatten die Basler nur eine halbe Chance, als Marcelo Diaz mit einem Weitschuss Roman Bürki im Tor von GC zu einer Parade zwang (9.).
Die altbekannte Dramaturgie
In der zweiten Hälfte setzte sich die Tendenz aus der ersten fort: Basel in Ballbesitz, GC mit zwingenden Chancen. Vilotic köpfte den Ball an die Latte (61.) und spätestens jetzt wäre die Führung für die Grasshoppers mehr als verdient gewesen. Stattdessen erstocherte sich Bobadilla zehn Minuten später im Strafraum den Ball, legte auf Steinhöfer auf und voilà – das ist der FCB in der Saison 2013.
Normalerweise. Heute aber nur fast. Quasi im Gegenzug traf Izet Hajrovic zum Ausgleich. GC zog sich noch weiter in die eigene Hälfte zurück, konnte sich aber auf die starken Verteidiger Salatic und Grichting verlassen. Aufregung gab es in der anschliessenden Verlängerung nur zweimal: Als Bobadilla aus dem Strafraum abzog und Roman Bürki eine schöne Parade zeigte und als Ben Khalifa alleine auf Sommer losziehen konnte und im letzten Moment von Marcelo Diaz abgelaufen wurde (je nach Standpunkt regelkonform oder eher nicht. Wir tendieren zu Ersterem).
Nach der Verlängerung schien man sich keine grossen Sorgen mehr zu machen: Zu viel erinnerte an den letztjährigen Cupfinal, der eine ganz ähnliche Dramaturgie hatte. Der FCB ging damals gegen leicht besseres Luzern (mit Trainer Murat Yakin) 1:0 in Führung, kassierte den Ausgleich und gewann im Penaltyschiessen.
Aber das war vor Fabian Frei, Raul Bobadilla und der Latte.
Nach vorne
Nach dem Spiel versuchte ein bedrückt wirkender Murat Yakin, der nun zwei Cupfinals in Folge verloren hat, nach vorne zu schauen. «Wir haben drei Matchbälle vor uns. Die Jungs wissen, um was es geht.» Um die Rettung einer grossartigen Saison. Um Resultate, um Kübel. Vor dem Europa-Cup-Halbfinal gegen Chelsea träumten die Basler vom Triple. Vor dem Cup-Final gegen GC vom Double. Und nun sind alle froh, wenn nach einer langen, langen Saison wenigstens der Meistertitel übrig bleibt. Egal wie. Mit Hängen und Würgen. Und einem heute noch beruhigenden Vorsprung auf die Grasshoppers aus Zürich. Wie sagte Murat Yakin doch zum Schluss der Pressekonferenz: «Wir wollten unseren Fans heute Abend einen Pokal präsentieren. Das hat sich nun etwas verschoben.»
* Wiederholungsspiel | ** Forfait | ||
Die Cupfinals des FC Basel | ||
---|---|---|
1933 | FC BASEL–Grasshoppers | 4:3 |
1942 | Grasshoppers–FC Basel | 3:2, 1:1* |
1944 | Lausanne Sports–FC Basel | 3:0 |
1947 | FC BASEL–Lausanne Sports | 3:0 |
1963 | FC BASEL–Grasshoppers | 2:0 |
1967 | FC BASEL–Lausanne Sports | 3:0** |
1970 | FC Zürich–FC Basel | 4:1 n.V. |
1972 | FC Zürich–FC Basel | 1:0 |
1973 | FC Zürich–FC Basel | 2:0 n.V. |
1975 | FC BASEL–FC Winterthur | 2:1 n.V. |
1982 | FC Sion–FC Basel | 1:0 |
2002 | FC BASEL–Grasshoppers | 2:1 n.V. |
2003 | FC BASEL–Neuchâtel Xamax | 6:0 |
2007 | FC BASEL–FC Luzern | 1:0 |
2008 | FC BASEL–AC Bellinzona | 4:1 |
2010 | FC BASEL–Lausanne-Sport | 6:0 |
2012 | FC BASEL–FC Luzern | 1:1 n.V., 4:2 i.P. |
2013 | FC Basel–Grasshoppers | 1:1 N.V., 3:4 i.P. |