Genf jagt den Serientäter

Meisterschaft und Cup – alles ist gewonnen vom FC Basel. Wirklich alles? Wenn er am Sonntag (16.00 Uhr, Stade de Gèneve, Teleclub) auch bei Servette Genf ungeschlagen bleibt, knackt der FCB einen Uralt-Rekord.

Basel's Fabian Frei, left, cheers with Xherdan Shaqiri, right, after scoring during the Super League soccer match between FC Basel and FC Thun at the St. Jakob-Park Stadium in Basel, Switzerland, Sunday, August 28, 2011. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Meisterschaft und Cup – alles ist gewonnen vom FC Basel. Wirklich alles? Wenn er am Sonntag (16.00 Uhr, Stade de Gèneve, Teleclub) auch bei Servette Genf ungeschlagen bleibt, knackt der FCB einen Uralt-Rekord.

Voll der Euphorie hatte Heiko Vogel in der Cupsiegnacht noch gemeint: «Die letzte Hürde ist genommen. Jetzt können wir ins Ziel austrudeln.» Zwei Tage danach legte der FCB-Trainer den Schalter bei sich selbst schon wieder um. Während die Spieler am Freitag vormittag erstmals nach der langen Nacht von Bern und Basel wieder trainierten, brütete der Trainer über dem Gegner.

«Im Gegensatz zu manch anderen», hob Vogel an und konnte damit nur die mediale Aufbereitung des Cupfinals meinen, «beschäftige ich mich gerne mit Fussball – und dazu gehört aus ganz grossem Respekt vor der Liga und vor Servette Genf die Taktikanalyse. Die Genfer haben wieder einen einen neuen Trainer, einen neuen alten Trainer, das macht es nicht einfacher, weil man sich mit den Änderungen beschäftigen muss, mit den Kleinigkeiten  – und das ist etwas Wunderschönes, es ist Fussball.»

Auch wenn es für die Basler nur noch um die goldene Ananas geht – und mehr ist dann unter dem Strich auch die längste Serie nicht wert – wird es interessant sein zu beobachten, ob die Spieler ein weiteres Mal den Spannungsboden einer mit vielen Höhepunkten durchsetzten Saison aufbauen können.

«Die Serie ist jetzt Motivation genug»

Der Trainer ist da nicht gross besorgt, dass sich seine Mannschaft nun hängen lassen könnte, im Gegenteil: «Es gab schon so viele Momente, in denen von Aussen an uns herangetragen wurde, dass die Situation für uns keine leichte sei: Mit dem Trainerwechsel hat es angefangen, und was ist passiert? 1:0-Sieg in Zürich. Wir haben eine ganz gehörige Klatsche in der Champions League einstecken müssen, und was ist passiert? Wir haben vorzeitig die Meisterschaft klargemacht gegen Lausanne und haben danach vermeintlich mit schweren Beinen und Köpfen auch gegen Thun gewonnen.»

Was der Trainer damit herauszustreichen will: «Diese Mannschaft hat einen tollen Charakter hat, auch einen tollen Sportcharakter. Und dementsprechend habe ich Vertrauen, dass wir uns trotz aller Belanglosigkeiten drumherum in Genf auf den Fussball fokussieren. Wir freuen uns auf das Spiel. Weil: Es geht ja auch um eine Serie, die wir eingestellt haben und nun knacken können. Das jetzt ist Motivation genug.»

Gesucht: Eine Elf mit der nötigen Frische

Das wird ihm vor allem von den Journalisten seit Wochen aufs Brot geschmiert, und deshalb ergänzte der FCB-Trainer schmunzend: «Ich werde die Spieler erstmals auf diese Serie hinweisen.» Wer die historische Marke von 27 Spielen ohne Niederlage (bisher: GC aus der Saison 1981/82 und aktuell der FCB mit je 26 Partien – siehe auch Box unten) erreichen soll, liess Vogel offen. Nur soviel sagte er: «Man  versucht eine Aufstellung mit der nötigen Frische hinzubekommen – ich kann nicht die selbe Elf wie am Mittwoch auf den Platz schicken.»

Für die Genfer ist der Sonntag die Dernière einer turbulenten Saison. Sie haben kommenden Mittwoch in der letzten Runde spielfrei. Erst seit einigen Tagen ist der Konkurs abgewendet, aber jetzt steht noch das grüne Licht der Lizensierungskommission der SFL für die kommende Spielzeit  aus.

Verliert Servette nicht oder gewinnen die Genfer gar, ist ihnen ein Platz in der Europa League nicht mehr zu nehmen – ein Ergebnis, das für den Super-League-Rückkehrer angesichts der Umstände erstaunlich genug wäre. Verlieren sie gegen Basel, müsste Thun seine letzten beiden Spiele in Luzern und daheim gegen den FC Zürich schon gewinnen, um die Grenats noch zu überflügeln.

Servette erwartet Rekordbesuch

Im Stade de Genève wird es nach den Vorverkaufszahlen einen Zuschauerrekord für die laufenden Saison geben: Die Bestmarke steht bei 20‘838 vom ersten Gastspiel des FC Basel im September vergangenen Jahres. Bis Samstag sind nun schon über 21‘000 Billets weggegangen für die Partie gegen den Meister und Cupsieger.

Trainer João Alves hat schon mal klargestellt, um was es ihm geht: «Für uns liegt der Anreiz der Partie in der Teilnahme an einem Europa-Cup-Wettbewerb und nicht etwa darin, unserem Gegner einen Rekord zu vergällen.» Der Portugiese, der nach seiner Reinstallation in vier Spielen ungeschlagen blieb und drei Siege und ein Unentschieden holte, wird die Partie nur von der Tribüne verfolgen können. Er sitzt nach den Handgreiflichkeiten im Spiel gegen YB eine Sperre ab, die ihm die SFL-Disziplinarkommission aufgebrummt hat. Vertreten wird er von den Juniorentrainern Anthony Braizat (U14) und Ex-Spieler Oscar Londono (U21).

Die Serie des FC Basel

• Am 20. August 2011 hat der FC Basel zum letzten Mal ein Spiel auf nationaler Ebene verloren: beim 1:3 in Luzern. Danach begann mit dem 2:1 daheim gegen den FC Thun am 28. August 2011 eine in der Clubgeschichte unvergleichliche Serie.

• Seither ist der FCB in 26 Spielen ungeschlagen geblieben und hat 21 davon gewonnen. Damit ist die bisherige Bestmarke der Grasshoppers aus der Saison 1981/82 eingestellt.

• Auf nationaler Ebene ist Basel sogar seit 32 Spielen nicht mehr bezwungen worden, wenn man die sechs Siege bis zum Gewinn des Schweizer Cup dazu rechnet.

• Seit Heiko Vogel am 13. Oktober 2011 von Thorsten Fink übernommen hat, ist er folglich in den nationalen Wettbewerben noch nie mit seiner Mannschaft als Verlierer vom Platz gegangen.

• Vogels Bilanz: 21 Meisterschaftsspiele ohne Niederlage (vier Remis). Macht inklusive Cup – die 1. Runde noch unter Fink, das Zweitrundenspiel in Schötz war am 15. Oktober 2011 Vogels Premiere als verantwortlicher Trainer – 26 Spiele ohne Niederlage.

 

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