Gescheitert an einer Welt ausser Reichweite

Die Starwings scheiden im Playoff-Viertelfinal gegen Rekordmeister Fribourg Olympic mit 0:3 aus. Damit endet ein Aufeinandertreffen zweier Basketballwelten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Le joueur fribourgeois Westher Molteni, gauche, lutte pour le ballon avec le joueur balois Devonte Upson, droite, lors de la rencontre du championnat suisse de basketball LNA entre Fribourg Olympic et Starwings Basket Regio Basel ce vendredi 15 janvier 2016 a la salle St. Leonard de Fribourg. (KEYSTONE/Cyril Zingaro)...

(Bild: Keystone/CYRIL ZINGARO)

Die Starwings scheiden im Playoff-Viertelfinal gegen Rekordmeister Fribourg Olympic mit 0:3 aus. Damit endet ein Aufeinandertreffen zweier Basketballwelten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Es war von Anfang an eine einseitige Angelegenheit. In Fribourg, im Epizentrum des Schweizer Basketballs, fand Mitte April das Saisonende für die Starwings seinen Auftakt. Acht Tage später war die dritte Niederlage Tatsache – die Basler sind im Playoff-Viertelfinal mit 0:3 ausgeschieden.

In Fribourg ist die Tradition dieses Sports verwurzelt. Hier riecht Basketball anders. Hier kommt eine Tausendschaft in die Halle St-Léonhard, um sich die Geschicke der Mannschaft anzuschauen.

Bereits 1935 taten sich Basketballer der Region zusammen und gründeten den ersten Club an den Ufern der Saane. 1961 schmolzen die diversen Vorgängervereine zum heutigen Fribourg Olympic zusammen. Der Rest ist eine lange Erfolgsgeschichte mit einer einzigartigen Pokalsammlung: 15-facher Schweizermeister (Rekord), 17 Mal Zweiter, 7-facher Cupsieger.

Der ehemalige Basler Nationalspieler Oliver Vogt erinnert sich an seine Zeit beim Rekordmeister: «Fribourg Olympic hat viel Tradition und das spürt man. Ich habe mich bei keinem Verein so gut aufgehoben gefühlt wie bei Fribourg und habe dort auch mein bestes Basketball gespielt.»

Augenscheinliche Unterschiede

Die 0:3-Niederlage der Starwings widerspiegelt die gesetzten Rahmenbedingungen: Auf der einen Seite stand die beste Mannschaft der Schweiz, auf der anderen die beste Mannschaft der Deutschschweiz. Dort 3000 Zuschauer, hier deren 300. Dort eine Rotation von zehn und mehr Spielern, hier fünfeinhalb.



Eindrücke aus der Halle in Fribourg, bei der Partie zwischen den Starwings Basket Regio Basel und dem Rekordmeister.

Die eindrückliche Kulisse aus der Halle in Fribourg. (Bild: Dylan Lee Rossiter)

Die Unterschiede machten sich denn auch auf dem Spielfeld bemerkbar. In der ersten Partie in Fribourg blieben die Starwings beim 69:94 zwar chancenlos, aber immerhin in entfernter Reichweite zu ihren Gegnern. Und weil Starwings-Trainer Roland Pavloski seinen fünf Stammspielern kaum eine Verschnaufpause gönnte, sagte er nach der Partie: «Ich hoffe, meine Spieler können im nächsten Spiel noch laufen.»

Die Hoffnungslosigkeit in Spiel zwei

Seine böse Vorahnung sollte eintreffen. In der zweiten Partie waren die Beine schwer. Die Starwings gingen mit 55:104 hoffnungslos unter. Bemerkenswert ist, dass in den beiden ersten Partien zusammen gerade mal sechs Punkte von der Starwings Bank kamen, von den Reservisten der Saanenländer waren es 94.

Die Kontraste der beiden Clubs werden auch bei einem Blick auf den Hallenboden deutlich. Der Linoleum-Boden der Mehrzweckhalle in Birsfelden ist ein wirres und buntes Linienchaos, das sich vielleicht eignen würde, um Linienfangis zu spielen. Die gelben Begrenzungen des Tennisfeldes kreuzen die schwarzen des Handballs und die orangen der Badminton-Felder.

Anders in Fribourg. Gespielt wird auf Parkett. Und jede Linie am Boden gehört den Basketballern. Das ist einmalig in der Schweiz, nirgendwo sonst gibt es eine reine Basketballhalle.

Die vier Punkte von Fribourgs Philosophie

Hinter den schönen Dingen in Fribourg steckt eine ehrliche Philosophie. «Wir haben vier Werte, die uns wichtig sind», erklärt Fribourgs Präsident Philippe de Grottau. «Erstens: Fribourg. Wir wollen immer mit Spielern von hier arbeiten und spielen. Zweitens: Ausbildung. Die Spieler sollen eine Ausbildung machen. Drittens: Bescheidenheit. Auch als Rekordmeister wollen wir nie überheblich werden. Viertens: Exzellenz. Wir wollen gut sein in dem, was wir machen.»



Eindrücke aus der Halle in Fribourg, bei der Partie zwischen den Starwings Basket Regio Basel und dem Rekordmeister.

Der Blick über die Schulter Ronald Pavloskis. (Bild: Dylan Lee Rossiter)

Die Starwings mahnt de Grottau zur Geduld. «Natürlich hätten auch wir gerne mal eine solche Tradition», sagt Pavloski schmunzelnd. «In Fribourg gibt es einen Linienbus mit den Köpfen der Spieler drauf. Eine solche Promo-Aktion wäre doch auch schön in Basel.»

Und auch beim Nachwuchs arbeiten die Fribourger vorbildlich. Mit ihrer «Académie» fördern sie junge Spieler systematisch im eigenen Verein.

Auf Augenhöhe in Spiel drei

In der dritten und letzten Partie auf dem heimischen Linien-Chaos verkauften sich die Starwings teuer. «Nach der hohen Niederlage war es uns wichtig zu zeigen, dass wir Stolz haben, dass wir Basketball spielen können», sagte Joël Fuchs. Das konnten die Starwings – und sie forderten das grosse Fribourg Olympic bis zur letzten Minute.



Eindrücke aus der Halle in Fribourg, bei der Partie zwischen den Starwings Basket Regio Basel und dem Rekordmeister.

Eine volle Halle in Fribourg – davon träumt auch Birsfelden. (Bild: Dylan Lee Rossiter)

Hätten die Basler am Ende der Partie bei den vielen freien Würfen eine normale Wurfquote gehabt, wären sie jetzt vielleicht noch nicht in der Sommerpause. Das letzte Spiel gewann Fribourg Olympic mit 71:67 und zieht damit ins Halbfinale ein. 

Das verlockende Angebot aus Fribourg

In den letzten Jahren hatten die Starwings auf dem Spielfeld nur eine Konstante: Joël Fuchs war immer da, während fast jedes Jahr neue Gesichter aus den USA, Kanada, Barbados oder Osteuropa auf den Teamfotos der Starwings erscheinen, Trainer wechselten, als man 2010 den Cup gewann und als man einmal mehr in der ersten Playoff-Runde ausschied. Bei jedem Auswärtsspiel im entlegensten Winkel im Tessin und bei jeder bitteren Heimniederlage, Joël Fuchs war da.

Und ausgerechnet dieser Joël Fuchs hatte letzten Sommer (wie schon Jahre zuvor) just von Fribourg Olympic ein Angebot auf dem Schreibtisch liegen. «Gehen, wenn es schwierig ist, ist immer die einfachste Lösung», erklärt Fuchs, dem dieses Angebot ermöglicht hätte, gut vom Basketball zu leben – in einer anderen Basketball-Welt. In einer Welt mit einer tiefverankerten Tradition, mit Trophäen und ohne Handball-Linien auf dem Hallenboden.

Aber der Kapitän verliess sein Schiff nicht. «Wissen Sie, ich bin einfach gerne hier. Mit all den Struggles.»

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