Gesprächsbedarf beim FC Basel

Die Aufregung steigt beim FC Basel. Nach der 1:2-Niederlage in St. Gallen verlangt Alex Frei, alle müssten über die Bücher, Trainer Heiko Vogel wünscht sich elf Dragovics und Valentin Stocker hofft auf die positive Seite der Wut. Und nebst all dem drohen auch noch Salah und Streller gegen Cluj auszufallen.

FC Basel's (FCB) keeper Yann Sommer tries to make a save during their Swiss Super League soccer match against FC St. Gallen in St. Gallen August 25, 2012. REUTERS/Miro Kuzmanovic (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: MIRO KUZMANOVIC)

Die Aufregung steigt beim FC Basel. Nach der 1:2-Niederlage in St. Gallen verlangt Alex Frei, alle müssten über die Bücher, Trainer Heiko Vogel wünscht sich elf Dragovics und Valentin Stocker hofft auf die positive Seite der Wut. Und nebst all dem drohen auch noch Salah und Streller gegen Cluj auszufallen.

Wen Alex Frei genau gemeint hat, auf seinem Weg vom patschnassen Rasen der AFG Arena in die Garderobe des FC Basel, blieb im Unklaren. Eindeutig dagegen war, wie angesäuert Frei war. «Alle müssen jetzt über die Bücher», rief der Stürmer durch die Interviewzone im Bauch der Haupttribüne: «Alle!» Dann war er schon im Garderobentrakt der Basler, wo es danach hörbar noch kurze Zeit weiter rumorte.

Geht es nach Heiko Vogel, dann sind unter «alle» all seine Spieler zu verstehen. Wobei, eine Ausnahme machte der Trainer des FCB bei seiner Analyse des 1:2 in St. Gallen doch noch. «Hätte ich nur Typen wie Dragovic auf dem Platz, dann würde es für jedes Team schwierig, auch nur unentschieden gegen uns zu spielen», wünschte sich Vogel, «dazu gehört, sich zu zerreissen, mit allem, was einem zur Verfügung steht.»

Auch Cluj verliert nach Führung

Auch der CFR Cluj hat seine Ligapartie für dem Rückspiel gegen den FC Basel vom Mittwoch, 29. August verloren. Und auch Cluj war zunächst in Führung gegangen, lag bei Rapid Bukarest gar mit 2:0 vorne, ehe es noch 2:3 verlor.

Die Niederlage war um so unverständlicher, als Cluj ab der 28. Minute gar mit elf gegen zehn Mann agieren konnte. Oros hatte bei Rapid Gelb-Rot gesehen. «Der Fussball mag es nicht, wenn du unkonzentriert bist», kommentierte Cluj-Trainer Andone, «aber gleich nach dem Schlusspfiff habe ich begonnen, mich mit Basel zu befassen. Dann werden andere Spieler mit einer anderen Einstellung auflaufen.» (goi)

Rapid Bukarest–CFR Cluj 3:2 (0:2)
Tore: 14. Ronny Carlos 0:1. 19. Maftei 0:2. 49. Ilijoski 1:2. 61. Grigorie 2:2 (Penalty). 69. Grigorie 3:2.
Cluj:Felgueiras; Ivo Pinto ( Panin, 74),  Piccolo, Diogo, Sepsi; Godemeche, Maftei, Vass; Hora (54. Sougou), Ronny Carlos (29. Rui Pedro), Nicoară.

Diesen Willen, diese Bereitschaft hatte Vogel zuvor bei seinen restlichen Spielern vermisst. 1:0 waren die Basler zwar durch Zoua früh in Führung gegangen (10. Minute). Doch nach einer guten halben Stunde hatten sie sich das Spiel von brav kämpfenden Ostschweizern aus den Füssen nehmen lassen.

«Wir waren nicht gut genug»

In allen Bereichen hätten seine Spieler danach zu wenig gebracht, monierte Vogel: «In der Defensive bei den Laufwegen. Und in der Offensive waren wir zu leger, zu wenig präzise. Es gab keinen Schlüsselmoment Wir hatten eine Schlüsselphase im Spiel und in der waren wir nicht gut genug.»

Sechzig gute Minuten hatte der FCB am Dienstag im Champions-League-Playoff gegen Cluj gezeigt. Dreissig waren es noch in St. Gallen. Zu wenig für eine Mannschaft des FC Basel, die andere Ansprüche an sich selbst haben muss.

Und weil einige Spieler tatsächlich angefressen wirken, herrscht ganz offensichtlich Gesprächsbedarf beim FCB. «Jetzt soll jeder erst vor seiner eigenen Tür kehren, bevor wir andere kritisieren», erklärte da zum Beispiel Valentin Stocker. Und: «Wer jetzt nicht im persönlichen Stolz gekränkt ist, den kann ich nicht verstehen.»

Die Nerven sind angespannter als auch schon

Eine gewisse Hektik ist auszumachen bei den Rotblauen. So erfolgsgewohnt ist der Verein inzwischen, dass zwei 1:2-Niederlagen in Serie fast schon automatisch für Aufregung sorgen. Kommt dazu, dass es am Mittwoch in Cluj darum geht, mit einem Parforce-Akt doch noch die Champions League zu erreichen. Da sind die Nerven angespannter als auch schon.

Die neu zusammengestellte Mannschaft und Heiko Vogel sind in einer Phase, die noch nicht richtig bedrohlich wirkt. Aber sie sind an einem Punkt angelangt, an dem Spieler und Trainer beweisen können, dass sie an dieser schwierigen Situation wachsen.

Viel Zeit bleibt den Baslern nicht, um an den richtigen Stellschrauben zu drehen, die sie zurück auf die Strasse des Erfolgs bringen. Und nun kommen auch noch Personalsorgen dazu. Marco Streller musste das Abschlusstraining am Freitag mit muskulären Problemen abbrechen und reiste gar nicht erst mit nach St. Gallen. Und Mohamed Salah verliess das Feld in der 48. Minute mit einer Oberschenkelverletzung. Bei beiden ist ein Einsatz in Cluj höchst fraglich.

Der FCB wirkt leicht aus dem Gleichgewicht geraten

Es passt in das leicht aus dem Gleichgewicht geratene Bild, das der FCB derzeit abgibt, dass der St. Galler Ausgleich just dann fiel, als die Basler nach Salahs Verletzung nur zu zehnt auf dem Feld waren. Als Ersatzspieler David Degen in der 51. Minute endlich bereitstand, um eingewechselt zu werden, hatte Dzengis Cavusevic gerade das 1:1 erzielt.

Zwanzig Minuten später war es Alberto Regazzoni, dem der Siegtreffer gelang, weil Markus Steinhöfer und Radoslav Kovac seine Vorbereitungen zum Abschluss zwar mit Interesse, aber doch auch arg passiv beobachtet hatten.

Bleibt die Geschichte mit Valentin Stocker aus der 83. Minute. Da marschierte der 23-Jährige stracks zu seinem Trainer und forderte – erfolglos – die eigene Auswechslung. Unmittelbar zuvor hatte ihn Schiedsrichter Stefan Studer der Schauspielerei bezichtigt. Gelb sah Stocker wegen einer angeblichen Schwalbe – die TV-Bilder zeigen, dass der St. Galler Mario Mutsch den Basler durchaus berührt hatte.

Valentin Stockers gequältes Lächeln

«Warum sollte ich mich in dieser Situation fallen lassen?», fragte Stocker später rhetorisch, «kein Fussballer der Welt lässt sich in der Situation fallen.» Und dann meinte er noch, wenn er jetzt zu einem Rundumschlag aushole, «dann wächst hier kein Gras mehr.»

Stocker lächelte leicht gequält bei dieser Aussage. Aber natürlich holte er nicht zu einem Rundumschlag aus. Zu lange ist er inzwischen Profi, um nicht zu wissen, dass einem Fussballer unbedachte Aussagen sofort medial um die eigenen Ohren fliegen.

Also richtete er als mit vielen Erfahrungen gestählter Fussballer den Blick natürlich sofort nach vorne: «Ich bin überzeugt, dass man Wut auch in positive Energie umwandeln kann.»

Und tatsächlich: Wenn die Basler in Cluj mit der Wut im Bauch antreten, mit der sie nach dem Schlusspfiff durch die AFG Arena stapften, kann einem um die Rumänen Angst und Bange werden. Valentin Stocker allerdings wird seinen Ärger anders verarbeiten müssen. Er fehlt in Rumänien mit einer Gelbsperre.

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