Die Duelle zwischen den Teams waren die Spitzenspiele der abgelaufenen Spielzeit. Nun empfangen die Grasshoppers den FCB schon in der zweiten Runde.
Vor fünf Wochen spielte der FC Basel zuletzt bei den Grasshoppers, die Dramatik der Nachspielzeit ist noch präsent: Marco Strellers fatale Entscheidung gegen den Torschuss und für den Pass, Anatole Ngamukols Tor im Gegenstoss; der FCB verlor für kurze Zeit die Fassung. Drei Tage später war er trotzdem Meister, GC sicherten sich dahinter Rang zwei.
Dank diesem kämpfen sie nun um die Champions League, weitaus aussichtloser als der FCB wohl. Seit Freitag wissen sie, dass der Gegner in eineinhalb Wochen Olympique Lyon heisst, Dritter der französischen Ligue 1, ein Schwergewicht.
Forte-Fussball unter Skibbe
Vor dem Treffen mit Lyon aber folgt erst einmal die Neuauflage des grossen Schweizer Duells der abgelaufenen Spielzeit, das mit dem von GC gewonnenen Cupfinal und dem Zürcher Last-Minute-Sieg sechs Tage danach seine Höhepunkte erlebte.
Und schon jetzt klebt an der Paarung schon wieder das Etikett «Zweiter gegen Erster». Nur steht vorerst nicht gleich der Meistertitel auf dem Spiel. Sondern die Punkte vier bis sechs. GC-Arbeitsbiene Amir Abrashi sagt trotzdem: «Das ist schon ein Spitzenspiel.»
Für den Zeitpunkt der Saison könnte es zumindest ein gutes Fussballspiel werden. Beide Teams scheinen die Einspielphase übersprungen zu haben und überzeugten zum Auftakt in die Saison. Was kaum überraschen konnte: Nur je ein Neuling – Behrang Safari beim FCB, Johan Vonlanthen bei GC – lief von Beginn weg auf.
Die grösste Umstellung geschah bei GC an der Seitenlinie: Michael Skibbe coacht nun die Grasshoppers. Doch was er in St. Gallen in der zweiten Halbzeit sah, hätte auch Forte-Fussball sein können – forsch im Pressing, schnell im Umschalten. Der Deutsche fand zu grossen Teilen Gefallen daran. Zurück auf Feld eins, das galt vor dieser Spielzeit eben nur für die Enttäuschten der Vorsaison; Luzern, YB, Sion.
Wo steht Vonlanthen?
Skibbe will trotzdem mehr: «In St. Gallen hat am Schluss die Entlastung gefehlt. Wir waren noch nicht an der Leistungsgrenze.» Diese müsse das Team erreichen, um den FCB abermals zu fordern: «Die Favoritenrolle ist klar verteilt. Wir werden uns trotzdem nicht verstecken und beweisen, dass wir gut sind.»
Auch taktisch dürften die Grasshoppers im Letzigrund von Beginn weg forscher auftreten. War sein Team in der Ostschweiz zu Beginn offensiv noch mau, deutet Skibbe für den Sonntag trotz erwarteten Temperaturen um die 30 Grad Pressing an: «Wir werden den Gegner unter Druck setzen.»
Ob Vonlanthen erneut auflaufen wird, lässt der Coach offen. «Wer bei einem gewonnenen Spiel dabei ist, schnürt meist auch das nächste Mal die Schuhe. Und Johan war Teil des siegreichen Teams.»
Den Sieg holte die Mannschaft allerdings erst, als Vonlanthen nicht mehr mitspielte. Er musste nach 45 Minuten raus, war vieles schuldig geblieben. Ngamukol kam für ihn, erst ab dann lief der GC-Karren. Überhaupt scheint ein Einsatz des schnellen Franzosen von Beginn weg sinnvoll: Der hoch stehenden FCB-Abwehr kann Ngamukol eher entwischen als Vonlanthen.
Mindestens Rang vier
Weitere Wechsel im Team deuten sich nicht an. Oder sind nur bedingt möglich: Das Kader der Hoppers ist nach wie vor in der Breite schwach besetzt. In der letzten Saison wurde dies nicht zum Problem, kein Stammspieler verletzte sich ernsthaft. Was aber, wenn sich das Team nun wirklich für eine europäische Gruppenphase qualifiziert, egal ob Champions oder Europa League? «Dann ist unser Kader zu dünn besetzt», sagt Skibbe.
Der Verein hat deswegen Sead Hajrovic ein Vertragsangebot gemacht, dem Bruder des bereits bei GC spielenden Izet. «Er überlegt sich gerade, ob er es annimmt», sagt Skibbe. Neben dem U17-Weltmeister von 2009, der jahrelang im Nachwuchs von Arsenal London verteidigte, soll noch ein Offensiver kommen. Trotz alljährlichem Defizit – die fünf Millionen, die ZSKA Moskau für Steven Zuber bezahlt hat, gibt der Verein teilweise wieder aus.
In dieser Spielzeit soll es mit den allfälligen Zuzügen im Minimum Rang vier sein. Das erscheint mit Blick auf die Budgets der Konkurrenz realistisch. Nur schielt das eine Auge eben doch nach ganz oben – die letzten Monate haben Appetit auf mehr geweckt. Für die Gönner aus dem Owners Club wäre ein erneuter Spitzenplatz ein Argument, um weiterhin das strukturelle Defizit zu stopfen. Zugesichert haben sie ihre Unterstützung bis Ende der eben begonnenen Saison.