Grosse Erleichterung beim kleinen Flügel

Langsam aber sicher drohte Renato Steffen eine Halbsaison ohne ein einziges Tor aus dem Spiel heraus. In Lausanne erlöste sich der Offensivspieler. Die Einzelkritik nach dem abgeklärten 4:1-Erfolg des FC Basel im Stade Olympique de la Pontaise.

Zwei Basler Torschützen: Renato Steffen (unten) und Albian Ajeti. (Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott)

Tomas Vaclik  |  Torhüter

Und plötzlich war er doch noch geschlagen, der Torhüter, der doch eigentlich 90 Minuten vor allem damit beschäftigt war, nicht Opfer der tiefen Temperaturen zu werden. Andi Zeqiri hatte an der Strafraumgrenze abgezogen und den Ball genau in der linken unteren Torhüterecke versorgt. Ansonsten wehrte Vaclik einen schwachen Versuch in der 53. Minute und einen besseren in der 72. Minute ab. Und er war froh um seine Handschuhe.

Manuel Akanji  |  rechter Innenverteidiger

Streng genommen war es ein Torschuss, dieser Befreiungsschlag Akanjis, der über rund 80 Meter auf das gegnerische Tor flog. Gefährlich war die Szene für Thomas Castella aber nicht, zumindest sehr viel weniger als die Szene nach einer Stunde: Da erreichte Akanji einen Eckball mit dem Kopf, der Ball flog knapp neben das Tor. In der Abwehrarbeit war Basels jüngster Innenverteidiger gegen dieses Lausanne von überschaubarer Qualität derweil kaum gefordert.

Marek Suchy  | zentraler Innenverteidiger

Kehrte in die Mannschaft zurück, nachdem er im Cup gegen den FC Luzern pausiert hatte. Scheiterte in der 90. Minute mit einem Kopfball an Castella. In der Defensive war der Captain kaum gefordert, ausser beim einzigen Gegentreffer, bei dem Suchy zusammen mit Michael Lang nicht den allerbesten Eindruck hinterliess. Schönes Detail in seinem Spiel: ein langer auslösender Ball, den Suchy mit seinem schwächeren linken Fuss über vielleicht 50, 60 Meter präzis an den Mann brachte.

Eder Balanta  |  linker Innenverteidiger

Hatte so viel Offensivdrang wie selten im Dress des FC Basel. Das begann in der 19. Minute, als er in die gegnerische Hälfte stürmte, nicht mehr aufzuhalten war und zuletzt den guten Pass zu Mohamed Elyounoussi spielte. Und es ging weiter kurz vor der Pause, mit dem Zuspiel auf Albian Ajeti, der das 0:2 erzielte. Starke Vorstellung des Südamerikaners, auf den Trainer Raphael Wicky auch in Lissabon wieder setzen dürfte.

Michael Lang  | rechter Mittelfeldspieler

Sein Lauf nimmt einfach kein Ende. Schön für ihn und seine Mannschaft, dass Lang in der 63. Minute auf Raoul Petrettas Zuspiel seinen siebten Treffer der letzten fünf Spiele erzielte. Und Lang hätte noch öfters treffen können: In der 22. Minute traute er sich einen diagonalen Heber aus gut 20 Metern zu, weil Castella zu weit neben seinem Tor stand, dieser den Ball aber dann doch noch erreichte. Zudem stand Lang mit einem Pass am Ursprung des 0:1. Erneut eine fabelhafte Leistung des Mannes der Stunde.

Taulant Xhaka  |  zentraler Mittelfeldspieler

Zauberte in der 21. Minute mit einer Drehung um die eigene Achse, ganz im Stile des grossen Zinedine Zidane. Leitete damit einen Konter ein, spielte den Ball zur richtigen Zeit ab, erhielt ihn von Renato Steffen aber nicht mehr zurück. In dieser Situation schade für den Aufwand des albanischen Nationalspielers, der sich ansonsten wie gewohnt aufopfernd in den Dienst der Mannschaft stellte.

Die Lücke gefunden nach einem beeindruckenden Körpereinsatz: Albian Ajeti schiesst Thomas Castella zwischen den Beinen durch.

Luca Zuffi  |  zentraler Mittelfeldspieler

Schritt nach 73 Minuten und getaner Arbeit in den Kabinentrakt, damit Alexander Fransson zum dritten Mal in Folge zu Einsatzminuten kam. Zuffi durfte zufrieden sein mit seiner Darbietung, vor allem mit dem frechen Freistoss, den er in der 57. Minute aus spitzem Winkel direkt in die nahe untere Ecke zirkelte (Castella parierte). Suchte ansonsten wie schon gegen Luzern mit seinen weiten Zuspielen immer wieder Michael Lang – ist zur Stunde halt auch ein vielversprechendes Konzept.

Raoul Petretta  | linker Mittelfeldspieler

Leistete sich in den ersten zwanzig Minuten zwar zwei Fehlpässe. Danach aber agierte der junge Aussenmann, wie man es von ihm in den letzten Wochen gewohnt ist. Souverän gegen den Ball und mit zunehmend ausgeprägtem Offensivdrang: Nach einer Ecke in der 63. Minute wollte Petretta aus grosser Entfernung auf das Tor schiessen. Dass er den Ball nicht richtig traf, musste ihn nicht stören. Der Versuch wurde zur perfekten Vorlage für Torschütze Lang.

Renato Steffen  |  rechter Flügelstürmer

Regte sich nach einer halben Stunde über Mohamed Elyounoussis Eigensinn auf. Hätte der Norweger auf Steffen abgelegt, hätte dieser den Ball nur noch ins leere Tor spedieren müssen. Tat der Norweger aber nicht. Dafür profitierte Steffen in der 66. Minute von Elyounoussis Vorarbeit: Dieser hatte seinen Versuch nicht an Castella vorbeigebracht, Steffen war zur Stelle und erzielte seinen ersten Saisontreffer aus dem Spiel heraus. Die grosse Erleichterung war dem 170 Zentimeter kleinen Steffen anzusehen, drohte doch langsam aber sicher eine Halbsaison ohne einen einzigen Treffer aus dem Spiel heraus. Über das wunderbar funktionierende Duo Steffen/Elyounoussi gibt es zudem zu sagen, dass Steffen Elyounoussis 0:1 vorbereitete.

So sieht Erleichterung aus: Renato Steffen nach seinem Treffer auf der Pontaise.

Albian Ajeti  | Mittelstürmer

Wie sich Ajeti Jérémy Manière entledigte, hatte eine gewisse Klasse. Er setzte seinen Körper ein, was einer seiner grössten Trümpfe ist, mit dem Rücken zum Gegner, die Hände als Leitplanken für den Gegenspieler nutzend, liess den Lausanner hinter sich, zog auf das Tor zu und hatte die Ruhe, bei Castella die Lücke zu finden. Diese befand sich zwischen dessen Beinen, wohin durch Ajeti also das 0:2 erzielte. Nach vier torlosen Einsätzen endlich mal wieder ein Treffer. Das ist Balsam für den Mann, der den Sieg gegen Manchester nur auf der Bank miterleben durfte, sich mit der Leistung auf der Pontaise aber für einen Einsatz in Lissabon am kommenden Dienstag empfielt. Wurde in der 76. Minute durch Cedric Itten ersetzt.

Mohamed Elyounoussi  |  linker Flügelstürmer 

War einer der aktivsten Basler in Lausanne. Nicht nur, weil er in der siebten Minute das 0:1 erzielte und in der 19., der 31., der 42. und der 66. Minute weitere Abschlüsse hatte. Sondern auch deswegen, weil er am Ball einer der Sichersten ist, weil er seine Technik als Schlüssel nutzt, um sich aus heiklen Situationen zu befreien, und weil er über einen Offensivdrang verfügt wie fast kein anderer im Team. Wurde in der 86. Minute für Neftali Manzambi ausgewechselt und sparte sich so vier Minuten plus Nachspielzeit an Energie, um in Lissabon wieder die gegnerischen Reihen unsicher zu machen.


Alexander Fransson  |  zentraler Mittelfeldspieler

Ersetzte in der 73. Minute Zuffi. Raphael Wicky sagt, er habe dem Schweden weitere Minuten geben wollen, weil er von dessen Leistung in den Spielen gegen Luzern überzeugt gewesen sei. Ein anderer Grund für die Einwechslung war, dass Geoffroy Serey Dié, ein anderer zentraler Mittelfeldspieler, noch immer nicht einsatzbereit ist und neben seiner muskulären Probleme jetzt auch an Durchfall leidet. Fransson soll also fit gehalten werden, sollte es ihn in Lissabon brauchen.

Cedric Itten  |  Mittelstürmer

Kam in der 76. Minute für Ajeti und hatte einen Abschluss in der Nachspielzeit. Der Schuss ging daneben.

Neftali Manzambi  |  rechter Flügelstürmer

Übernahm in der 86. Minute den Platz von Elyounoussi und ist damit Mister Lausanne dieser Saison. Sein bisher einziger Einsatz in der Meisterschaft hatte er bei der ersten Begegnung, als er in der 85. Minute eingewechselt wurde. Ansonsten musse der 20-Jährige vor allem mit der U21 Vorlieb nehmen.

Nicht eingesetzt beim FC Basel:  Salvi (ET), Oberlin, Riveros, Schmid.

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