H.S. Prannoy aus Indien gewinnt die Badminton Swiss Open

H.S. Prannoy hat die Badminton Swiss Open in Basel gewonnen. Vor rund 3000 Zuschauern in der St. Jakobshalle besiegte er im Final den deutschen Meister Marc Zwiebler in zwei Sätzen 21:18 und 21:15. Wie im Vorjahr ging der Titel im Herreneinzel damit nach Indien.

Nimmt den Titel nach Hause: Der Inder Haseena Sunil Kumar Prannoy.

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

H.S. Prannoy hat die Badminton Swiss Open in Basel gewonnen. Vor rund 3000 Zuschauern in der St. Jakobshalle besiegte er im Final den deutschen Meister Marc Zwiebler in zwei Sätzen 21:18 und 21:15. Wie im Vorjahr ging der Titel im Herreneinzel damit nach Indien.

Schon der Finaleinzug war für H.S. Prannoy und Marc Zwiebler eine Genugtuung. Beide haben das schon länger nicht mehr geschafft. Entsprechend waren die Gefühle auch nach dem Zwei-Satz-Match verteilt: Grosse Freude auf Seiten des Inders und Enttäuschung bei dem Deutschen. «Dieser Titel bedeutet mir sehr viel, weil ich sechs sehr harte Monate hinter mir habe», sagte Prannoy, «und er kommt zur richtigen Zeit, denn jetzt habe ich noch einige Turniere vor mir.»

Zwiebler hingegen musste den vergangenen drei Turnierwochen Tribut zollen. «Alles tut ein bisschen weh und ich war mental nicht ganz so frisch», erklärte der 32-Jährige. Sein neun Jahre jüngerer Gegner wirkte von Beginn an spritziger und konnte die längeren Ballwechsel etwas häufiger für sich entscheiden.

Nach einem anfänglichen Rückstand kämpfte sich Zwiebler jedoch mit aggressiver Spielweise und guten Angriffsschlägen zurück. Keiner der beiden konnte sich bis zum Stand von 18:18 absetzen, doch dann machte der Deutsche gleich drei leichte Fehler und verlor den Satz mit 18:21, was aus der Sicht beider Spieler bereits eine Vorentscheidung war. «Der Satz war sehr wichtig, weil Marc müder wurde», sagte Prannoy.

Spiel nach 45 Minuten beendet

Die Nummer 27 der Weltrangliste machte gegen den acht Plätze besser notierten Gegner auch im zweiten Satz gleich einige Punkte in Folge, holte noch die schwierigsten Bälle und kam mehrmals mit seinem Schmetterschlag durch. Der unter einem Bluterguss im Knie leidende Zwiebler versuchte sich immer wieder ran zu kämpfen, wurde dabei aber mal durch einen für ihn nicht nachvollziehbaren Aufschlagfehler und dann durch leichte Bälle ins Aus gestoppt.

Nach 45 Minuten war das Spiel beendet. «Das ist besser, als wie sonst hier in der ersten Runde auszuscheiden», übte sich Zwiebler in Galgenhumor. Trotzdem überwog die Enttäuschung. «Mit 32 Jahren weiss ich nicht, wie viele Chancen ich noch bekomme, einen Titel zu gewinnen.» Die Weltranglistenpunkte für die Finalteilnahme seien ihm nicht so wichtig, auch wenn sie ihm auf dem Weg zu einem Setzplatz bei den Olympischen Spielen weiterhelfen.

In Indien nicht Nummer Eins

Prannoys Weg wird hingegen gar nicht nach Rio führen, da er in in seinem Land zu grosse Konkurrenz hat. Gleich drei Inder werden in der Weltrangliste vor ihm geführt. Einer von ihnen ist Ajay Jayaram, der in Basel bereits in der zweiten Runde gegen den Japaner Kenichi Tago verloren hat, der eine Runde später in drei Sätzen gegen Zwiebler verlor. Prannoy musste auf seinem Weg ins Finale zwei Mal über drei Sätze gehen, war mit seinem Spiel aber erst am Sonntag so richtig zufrieden.

«Am Anfang des Turniers war es nur etwa die Hälfte von dem, was ich kann», so der Inder. Er lobte die Bedingungen in der St. Jakobshalle und freute sich auch über die Unterstützung. Normalerweise werden Europäer gegen Asiaten vom Publikum deutlich frenetischer angefeuert. Da jedoch viele indische Fans in Basel waren, hielt sich der Applaus in etwa die Waage.

Neuer Rekord

Die Geduld der Zuschauer war zuvor allerdings auf die Probe gestellt worden. Das rein japanische Damendoppel-Finale dauerte eine Stunde und 45 Minuten und stellte damit wohl einen Rekord in der Turniergeschichte auf. Nach drei Sätzen setzten sich Shizuka Matsuo/Mami Naito gegen Naoko Fukuman/Kurumi Yonao durch und bei den Offiziellen wurde bereits gescherzt, dass man den Schiedsrichtern zwischendurch Getränke und Snacks hätte bringen sollen. Im Damendoppel gibt es traditionell lange Ballwechsel, weil die Abwehr aller Spielerinnen so gut ist, dass sie mit Angriffsschlägen kaum durchkommen und geduldig auf ihre Chancen warten müssen.

Für die Zuschauer sind zudem landesinterne Duelle nicht ganz so interessant. Das galt auch für das chinesische Finale im Dameneinzel, das die ungesetzte He Bingjao deutlich in zwei Sätzen gegen die als drei gesetzte Wang Yihan gewann, die in der ersten Runde die Schweizerin Sabrina Jaquet aus dem Turnier befördert hatte.

Organisationskomitee zufrieden

Die 20. der Weltrangliste wird schon bald weiter vorne zu finden sein, prognostizierte OK-Chef Christian Wackernagel. »Wie in jedem Jahr kriegen die Zuschauer hier immer wieder Spieler zu sehen, die schon bald danach zur Weltelite gehören», sagte Wackernagel. Er war trotz der vielen Absagen mit der Turnierwoche zufrieden. Die Zuschauerzahl von insgesamt etwa 17’000 habe die Erwartungen sogar etwas übertroffen. Mit Ausnahme des Donnerstags war die Halle immer gut besucht.

Von vielen Zuschauern habe er zudem die Rückmeldung bekommen, dass sie zwar bedauert hätten, dass Superstar Lee Chong Wei und das Mixed-Ehepaar Adcock nicht gekommen seien, sie aber trotzdem tolle Spiele gesehen hätten. Das galt auch für das vorletzte Spiel des Turniers. Im Mixed-Finale begeisterte die kleine Chinesin Cheng Qingchen das Publikum nicht nur mit ihrer kraftvollen Spielweise, sondern auch mit ihrer Emotionalität. Mit ihrem Partner Wang Yilyu besiegte sie die Thailänder Bodin Issara/Savitree Amitrapai nach gut einer Stunde in drei Sätzen.

Das abschliessende Herrendoppel war hingegen nicht so spannend, anschliessend aber auch sehr emotional. Die Dänen Kim Astrup und Anders Skaarup Rasmussen gewannen gegen die an vier gesetzten Taiwanesen Lee Sheng Mu/Tsai Chia Hsin überraschend deutlich nach einer halben Stunde in zwei Sätzen und warfen hinterher ihre Schläger in die Zuschauerränge. «Das war unser bislang größter Erfolg», erklärte Astrup, »wir hatten nicht viel Selbstvertrauen, als wir nach Basel kamen, aber wir haben am Ende unser bestes Badminton gespielt.» Damit sorgten sie außerdem für den einzigen europäischen Titelgewinn bei den Swiss Open.

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